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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0683
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Kirchenordnung 1560

Vatter unser, der du bist etc.
Bettent ferners mit mir also:
Allmechtiger, ewiger gott, der du dich selbst aus
lauter gnaden und Barmhertzigkait uns zu einem
vatter geben und uns zue deinen kindern durch den
glauben in Jesum Christum, deinem Son, angeno-
men hast, wir bitten dich |23v| demüettiglich: Mehr
uns den selben glauben und sterckhe unsere hertzen
mit der Crafft deiner göttlichen gnaden, uf das wir
von Jesu Christo, deinem lieben Son, durch den un-
glauben nimerm[ehr]f abtretten, sonder vil mehr,
das wir zu mehrung seines Reichs auch unsere kin-
der durch das gnadenreich wortt des h[eiligen]
Evangelions zu dir bringen megen, durch unsern
herren Jesum Christum. Amen.
Der fride gottes sey mit euch allen. Amen.
gForma, so man die Kranckhen haimsucht. |24r|
N., geliebter Bruder oder Schwester in Christo,
dieweil wir alle als gehorsame kinder zu aller zeit der
gesundhait und kranckhait unsern willen setzen sol-
len in den willen gottes, unsers himmlischen vatters,
der da uns zu guettem himmel und Erden geschaffen
hat und uns durch seinen Son erleset, auch uns (so
wir im glauben beharren) das ewige leben und das
Reich der himmel verhayssen hat, So erfordert un-
ser hail und alle billigkait, das wir (zuvorab in der
zeit der haimsuchung) uns ime in keinen weg mit
ungedult widersetzen. Dan so wir vil guts von gott
haben empfangen, und er uns nit gethan hat nach
verdienst unserer sünden, |24v| sonder vetterlich un-
ser zur busfertigkait gewartet, warumb wolten wir
dan nicht auch ein thaill des creutz und leiden tra-
gen, so wir doch vil schwerer verdient heten, wo er
uns als sünder wolte strengklich urthailen, und war-
umb wolten wir uns nicht mit allem fleiß demüettig-
lich seines willens befleissen und eben warnemen,

f Durch die Buchbindung unleserlich.
g Folgt von hier bis fol. 36r fast wörtlich Form und gstalt
Basel 1526, fol. Cvi-Dviii, vgl. Seite 669 Anmerkung a.
h Falsche Seitenzählung, fol. 24 ist doppelt.
i Falsche Seitenzählung, fol. 24 ist doppelt.

damit wir nicht undanckhbar erfunden wurden? So
doch Christus, der Son gottes, die bitterkait des
Kelchs des leydens und todts für uns getrunckhen
hat.45 Darumb, lieber N., wollest getrost sein in der
Barmhertzigkayt gottes, und so wir in allem unsern
|24r|h Leben berait sein sollen, das wir wachendt er-
funden werden und warten, wan er kom, damit wir
mit den fürsichtigen Jungkfrawen ime entgegen
gen,46 nit unwillig und ungeschickht sein, auch die-
weil wir in disem elend anderst nit dan bilger und
frembling sein, die da kein bleibende Statt hie haben
wie alle unsere vorfaren,47 Sonder unser vatterlandt
und haymwessen ist in den himmel,48 zu welchem
wir uns desto mehr nahen, so vil wir des leibs
schwachhayt mehr empfinden, gebürt sich, das wir
uns beraiten und alle ding verordnen. Darumb, lie-
ber N., wo du ettwaß schwerlichß anligens in dei-
nem gewissen hettest, das du mir als einem49 |24v|i
umb Rath und trost begerest zu eröffnen, magstu
solches zuvor hie thon, wollen wir dan mit einander
Gott anruffen und nach Christlicher ordnung uns
halten.
Hie soll das volckh abtretten, und so dem Krank-
chen ist gnug geschehen, soll es wider beruffen wer-
den.
Als dan spricht der pfarrherr: Wolan, uf das wir
gott desto vleissiger anruffen, so wollen wir unsere
Schuld zuvor bekennen, sprechende:
Offene Beicht.
Allmechtiger, ewiger gott, barmhertziger vatter,
wir arme, elende Sünder geben |25r| uns schuldig und
bekenen dir, das wir in ungerechtigkait empfangen
und geboren sind aus muter leib, all unser leben ist
voller sünd und missethat, wir haben deinen worten
nicht geglaubt, wir sind von deinen wegen abgewi-
chen und haben deine gebott manigfaltigklich im
glauben übertretten, darumb wir nicht wirdig sein,

45 Mt 26,42.
46 Mt 25,1-13.
47 Hebr 13,14.
48 Phil 3,20.
49 Hier fehlt offenbar eine Amtsbezeichnung, z.B.: Diener
der Kirche.

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