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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0691
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Kirchenordnung 1560

In aller anfechtung, triebsal, angst und noth
kome uns zu hilff, o Jesu, unser einig hail, leben und
trost.
Lassent uns mit einandern beten:
O güettiger Erleser, herr Jesu Christe, ein Son
des waren lebendigen gottes, der du dich selbst dei-
ner herrlichen, göttlichen gestalt geussert, ein schne-
de, kne[ch]tliche gestalt unsers sündtlichen flaischs
an dich genomen hast, auf d[aß]h du uns vermale-
deite kind[er]i des zorns deinem himlischen vatter
versönet unde zu gn[aden]j |49r | kinder machest, wir
rüffen, seufftzen und schreyen zu dir und bitten dich
von hertzen, du wellest unser getrewer mitler und
fürsprecher vor deinem vatter sein, dan wir dich al-
lein, unsern ainigen Erleser und Selligmacher, unser
ainiges leben, trost und hoffnung bekennen in un-
serm Christlichen glauben, der du mit dem vatter
und dem h[eiligen] gaist, ein warer, gebenedeiter
gott, lebest und regierest von ewigkait zue Ewig-
kait. Amen.
Benedictio. |49v|
Der herr segene uns und behüte uns, der herr
erleuchte sein angesicht uber uns und sey uns gne-
dig, der herr erhebe sein angesicht auf uns und gebe
uns seinen ewigen friden,76 das wir under dem Schat-
ten seiner flüglen die Nacht und alle zeit vor dem
besen feind sicher in seinem schutz frölich einschlaf-
fen und Ruhen megen. Amen. |50r|
Von Früe gebeten.
Als von alters herr in der wochen etliche früe-
und tagmeßen one verstand und beserung deß ge-
mainen Mans gelesen worden, helt man uf dinstag
und donerstag (da nicht feyrtag darauf gefallen)
früe gebet in der cappelen, da, nachdem der Mesner
mit dem kleinen glecklin ein guts, langs zaichen ge-
leut, nach volgender gaistlicher taglieder ains, bis uf
eins oder zway gesetzt77, damit die Früe betk be-
h Durch die Buchbindung unleserlich.
i Durch die Buchbindung unleserlich.
j Durch die Buchbindung unleserlich.
k Wohl: gebet.
l Anfangsklammer fehlt.

schlossen, vom Schulmaister angefangen, |50v | von
vorgesetzter geseng eins gesungen, liset der Minister
(lderen einer das alt, der ander das Newe Stesta-
mentm für sich hat) ein capitel aus der Bibel, darauf
Vit Dietrichs Sumarien oder erclerts sonsten uf ein
halbe stund, ermant darauf mit volgenden worten in
gemain:
Lasset uns nun dem herren, unserm gott, bekenen
unser sündtlich leben und umb gnad biten, das wir
das selbige nach seinem göttlichen wolgefallen in
warhafftiger beserung anrichten megen, auch dar-
neben loben und |51r| dannckhen, das er uns dise
Nacht durch seine güette so gnedigklich behüttet
hat, Und darneben biten, das er uns disen tag in all
unserm thun und lassen gnedigklich beschirmen
welle.
Betet mit mir also.
O Allmechtiger, ewiger gott, himlischer lieber
vatter. Wir arme, elende kinnder geben uns schuldig
und bekenen dir, das all unser leben ist voller Sün-
den und ungerechtigkait, und haben deinen geboten
nicht gehorsamet, sondern im unglauben die selbige
vilfaltigklich ubertreten, derohalben wir deinen zorn
und ungnad grässlich uf uns |51v| geladen und wol
verdint haben, das wir durch dein strenge gerechtig-
kait dem ewigen todt haim erkent wurden. Weil
aber, herr, du nicht lust hast an unserm als der Sün-
der todt, sonndern erwartest uns zur Busfertigkait,
Seitemal du güettig und langmüetig bist und auch
deshalben uns beschirmen thust, das wir zue rechter
erkantnuß deiner güette und besserung unsers le-
bens gerathen megen, zu deiner Ehr, auch unserm
hail und seligkait. So bitten wir, du wollest deine
genad also an uns beweisen, das wir verzeihung der
Sünden durch |52r| Christum warhafftig empfinden
megen und alles meiden, so deinem hailigen, göttli-
chen willen zuwider ist, dar durch wir, deine kinder,
geflißen dir lob und danckh zu sagen umb alle be-

m Sic!
76 Num 6,24-26.
77 Strophe.

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