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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0695
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Kirchenordnung 1560

Nach dem solich Kyrie allein oder mit seinem gloria
aus, liset der Minister (wie bey der Sontagsordnung
gemelt) ein caput ex actis92 oder die Epistel des ge-
fallnen Fests vor dem altar, darauf wirt gesungen:
Kum, H[eiliger] gaist etc.93 |62v|
Da nun solich gesang einer auß, geht der Mini-
ster94 (wie bey der Sontagsordnung auch gemelt),
verlist und erklert das Evangelium Festi auf 3 Vier-
tel Stund, beschlies[t]t als obsteht oder sonsten mit
einem gebet für an- und obligende Not, darauf die
zechen gebot, D. M. Luteri componiert,95 gesungen.
Nach dem nun die zechen gebot halb oder gar (wie
nach glegenhait der zeit) ausgesungen, thut der
pfarrherr vor den altar gegem volckh gewendt das
nachvolgend gebet: |63r|
Lassent uns nun den herren getrewlich anrüeffen
und bitten, das er sein gesatz selbs durch den h[ei-
ligen] gaist in unsere hertzen schreiben welle, uns ein
rechten, waren glauben verleyhen und uns in dem
selbigen zu seiner Ehr und unserer seligkait erhalten
bis ans Ende, sprechend mit dem h[eiligen] prophe-
ten Davidt:
Herr, zaige mir den weg deiner Rechte, so will
ich sy behüetten bis an das Ende.96 Effne mir meine
augen, das ich sehe die wunder an deinem geset-
ze.97 Underweiß du |63v| mich, so will ich behüetten
deine gesetz und wils halten von gantzem hert-
zen.98 Wende dich zu mir und sey mir gnedig, wie du
pflegst denen, die dich lieben.99 Nimb von mir den
falschen weg und göne mir dein gesatz, ich hab einen
gewißen weg erwehlet, deine gerechtigkait hab ich
fürgesetzt, ich hang an deinen zeugnüssen, herr, laß
mich nit zue Schanden werden.100 Richte meinen
gang durch deine red und laß kein unrecht über
mich herrschen, erlese mich von der menschen un-

t Durch die Buchbindung unleserlich.
92 Apostelgeschichte.
93 Luthers „Komm, Heiliger Geist“ AWA 4, Nr. 15.
94 Hier fehlt offenbar eine Ortsanweisung, wohl: geht der
Minister auf die Kanzel.
95 Luthers „Dies sind die heilgen zehn Gebot“ AWA 4, Nr.
1.
96 Ps 119,33.

recht, so wil ich halten, was du bevolchen
hast.101 Ich bite vor |64r| deinem angesicht von gant-
zem hertzen, mach mich lebendig nach deiner re-
de.102
Bettend Ferners also:
Allmechtiger, Ewiger gott, ein vatter aller gna-
den und Barmhertzigkait, der du deine ausserwelte
glaubige kinder allein recht underweisest und leh-
rest, das sy in deinen gesatzen wandlen, deine zeug-
nis forschen und deine gebott behüetten. Wir biten
dich, lieber herr und vatter, verleihe uns durch dein
gnad, das wir deinen geboten von grund unsers hert-
zens |64v| gehorsam seyen, deine wort recht verstehn
und im glauben auch deine groß mechtige wunder
werckh dir zu lob und Ehren predigen und verkin-
digen megen, uf das wir als die verlorne scheflin un-
der den grimigen und Reissenden welfen verderblich
geirret haben, nur firter uf deinen rechten wegen zu
dir, unserm güettigen herren und vatter, komen und
seelig bey dir leben megen, durch Jesum Christum,
deinen lieben Son, unsern herren. Amen.
Fassent dise bit zu hertzen im glauben und be-
schliesent mit dem gebet Christi:
Vatter unser etc. |65r|
Eingang unnd Christliche anlaittung mit
vorgehender general excommunication und
Exploration der communicanten nach eingenomen
bericht103 vor das h[eilige] Abendtmal.
Als nun das volckh nach Christlicher ordnung zu
bequemen zeiten des104 mit dem h[eiligen] Nachtmal
unsers herren Jesu Christi nach seiner einsatzung
versehen werden soll, und die gutthertzigen Chri-
sten deßen in embsiger übung und vleissiger Gott-

97 Ps 119,18.
98 Ps 119,34.
99 Ps 119,132.
100 Ps 119,29-31.
101 Ps 119,133f.
102 Ps 119,58.
103 Beichte.
104 Offenbar fehlt hier eine Zeitangabe, wohl: Jahrs.

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