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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0077
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2. Kirchenordnung 1527

Das sein aber die hauptsund, darumb einer er-
mant und, wo er nit volgt, in den Ban erkendt ward:
Gotzenanbeter, Gottslesterer, Sacramentschender,
offentlich den eltern oder Oberkait ungehorsam, ei-
genwillig kriger, Todtsleger, Neidische, Hurer,
Ebrecher, dieb, wucherer, meinaidig, leutschender,
Trunckenere, groß Spiler und was ergerlich einer
ganzen versamlung lept, etc.
Dieweyl aber ytzund das weltlich schwert nicht
mer in der unglaubigen, sonder in der glaubigen ge-
walt von Got gunstlichen ergeben, ist es vil leychter,
ein erbarlich, cristenlich leben under einem cristen-
lichen volck zu erhalten, dan ein solche Oberkait
tregt nit allein sorg, wie ein weltlich erberkaitf an
den underthonen werd erzogen, sonder auch hilfft
und rädt, das die cristenliche erberkaitg irn furgang
hab, damit nit etlicher boßen halb derh gantz Cris-
tenlichi nam ergerlich und schmelich gescholten und
gehalten werde.
Jedoeh sein vil mißhandlung, deren sich ein
weltlich Oberkait nichtz oder gar wennig annimpt
und sein doch ergerlicher under einem |140r | cris-
tenlichen hauffen zudulden, als nemlichj Jungkfraw
schwechen, welchs durch das gotlich gesatz Mosi
auff zweyerlai weys gestrafft, Nachdem, als zu zeyt-
ten ein Jungkfraw vertrawt wark, zu Zeyten noch
nit. Von den jungkfrawen, sol [nicht] vertrawt warn,
stet geschriben, Exod. 22 [15-16]: Wen ymand ain
Jungkfraw beredt, die noch nit vertrawt ist und be-
slaft sie, der solt ir geben ir morgengab und sie
zumm weyb habenn. Wegert sich aber ir vatter, sie
ime zugeben, sol er gelt darwegen, wie vil zur mor-
gen gabo (oder zu gelt) der Jungkfrawen geburt. Von
der vertrawten stet geschriben, Deut. 22 [23-26]:

e B, D: truncken boltz.
f C, D, E: oberkeit [!].
g E: oberkeit.
h Fehlt B.
i B: Christus.
j Fehlt E.
k E: ward.
! E: so noch nitt.
m E: zu ainem.
n B: nemen.
o Fehlt A, C, D.
p E: ainem.
q E: statt.

Wan ein dirne ymandtp vertrawt ist und ein man
erwuscht sie in der Stat und slefft by ir, so solt ir sie
alle baid zur Statthorq hinauß furn und solt sie baid
stainigen, das sie sterben. Wan aber ymandt ein ver-
trawte dirne auff dem feld ergreyfft und schlefft by
ir, so sol der man allein sterben und nicht die dirne,
dieweyl sie geschrihen hat und ir niemandt zuhilff
ist kumen. Hiemit stimpt auch das kaiserlich Recht,
Insti. de pub. Ju. § item lex Julia, also lautend64:
Wan durch frevenlichen gewalt ain Jungkfraw, ein
|140v | witwefraw, rein Nunher oders ander ge-
schwecht wurde, so sollen die ubeltetter und welche
zu dem ubel geholffen haben, mit dem schwert ge-
richt werden. Wan aber ont frevenlichem gewalt ei-
ner ein Jungkfraw oder wittweu, so erberlich lept,
schwechtv, hat er sich sunst erbarlich gehalten, sol
es im sein halb gut costen und dem gemeinen seckel
zugeaignetw werden. Ist es aber ein unachtbarer, sol
er am leip mit verbietung des lands gestrafft wer-
den.
Darzu ist eebruch auch der sund eine, dero sich
der weltlich gewalt nit vil zustraffenx annimpt, So
doch das gotlich gesatz Mosi den selbigen strenglich
strafft, Deut. 22 [22]: Wan ymand erfunden wurt,
dery bey eim weyp slefft, die ein eeman hat, so sollen
sie baide sterben, der man und das weyb, zby demz
er geslaffen hat, Unnd solt das boße von Israhel
thon. Auch wurt solch laster durch kaiserlich Recht
gestrafft, Insti. de pub. ju.a § Item lex Julia65.|141r |
Das gesatz Julia strafft mit dem schwert nit allein
die Schender der ee (das ist: die eebrecher), sonder
auch, die schentlich wollust dorffen mit den knaben
treyben etc.

r-r Fehlt E.
s B: ein.
t B: mit.
u B: witfrawen. E: wittwerin.
v E: geschwecht.
w E: zugeordnet.
x E: zu schaffen.
y E: oder.
z-z E: darbey.
a B: Juli.

64 Inst. 4.18.8 = ClCiv I, S. 56.
65 Siehe vorige Anm.

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