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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0083
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2. Kirchenordnung 1527

Wo nu ein erber Ratl zu furdrung ainer Schul, darin
man Zucht und kunsten leretm, als lustig sein wolt,
als not esn ist, so mocht es mit dißer oder derglychen
ordnung furgenomen werdeno:
Zump ersten, das ein gelerter, in den sprachen
geschickter Schulmaister sampt einem Cantor oder
provisore auff einen gemeinen sold (von pfrunden-
gut oder woher es gesein mocht) genomenq, bestelt
wurde, darmit nit die eltern, wie in der kirchen biß-
hieher mit opfern, alsor in der Schuls, mit aignent
costen beswerdt werden, dardurch vileicht manicher
Burger sein kind nit vermocht in die schul zuschik-
ken. Wan auch auff gemeinen genanten sold der
Schulmaister samptu seinem mithelfferv bestelt wur-
den, mecht es on zweyfel ein williger Burgerschaft
wkind zu Schulx schickenw und sunst andere burger-
liche beswerd fleyssiger zutragen und geben. Man
bedorfft hiemit |148r | nit besorgeny, das der Schul-
maister und zsein mitgeselza unfleissiger in der Schul
sein wurden, dieweyl sie ein benanten sold entpfin-
gen, dan es must die sorg der Schul eben als wol dem
prediger unnd pfarern bevolhen werden als die Kir-
chen. Es gehort irem ampt zu, gleych zusorgenb
auffc Jungen als auff die alten. Wan dan ein unfleys
gegen den Jungen dan demd Schulmaister wurd ge-
spurt, kan in ein erber eRadt wole urlauben und ei-
nen andern tuglichen annemen.

l E: Oberkaitt.
m E: lernet.
n Fehlt B, C, D.
o Fehlt E.
p E: Zu dem.
q B: genomen und. Fehlt E.
r D: also auch.
s E: schul auch.
t B: einem.
u E: mitt.
v B, E: helffer.
w-w B, E: kinder in die schul zu schicken.
x D: Schul zu.
y E: sorgen.
z-z B: seine mitgesellen.
a E: gesell.
b D: zubesorgen.
c B: auff die.
E: am.

Zumf andern solt solche bestallung auff der
Cantzel gemeiner Burgerschaft verkundigt werden
und dabey fleyssig ermant, die kinder zu Schul
zug schicken. Unnd dieweyl die Jungen gemeinlich
zu handtwercken gezogen werden, so mochts ein
solch ordnung in der Schul haben, das am morgen
die eltesten knaben in die Schul giengen ein stund
lang und darnach widerumb heimgelaßen, von irn
vetern an die handtwerckerh nach irm willen anzu-
richten. Darnach irgend umb achten giengen die
Jungsten Knaben in die schul, auch auff ein stund
lang. Nach mittag umb die zwolffen kemen wide-
rumb die eltesten Knaben aber einmal ein stund
lang und nach inen die Jungsten, auff das ein igkli-
chei |148v | parthey in einem tag zwo stund in der
schul lernt, ein stund vor mittagj, die ander nach
mittag, dan es nicht nutz ist, das man die Jungen
ein gantzen tag zwing, by einander zusitzen. So ist
es auch nit fruchtbarlich, das man sie mit vil let-
zen77 uberschut, gleych wie es geschicht, sok man ein
trechterlin, in einer fleschen steckend, uberschut, so
rindt es doch nebenl ab. Also auch mit den Jungen
geschichts, so man sie uberledt, das sie keins recht
lernen. Darzu mocht ein igklicher knab, seiner el-
tern gelegenhait nach, dennocht“ ein handwerck ler-
nen, darann er der zweyen stund halb nit vil verse-
umpt. Laßt man doch sie lenger auff der gaßen um-
blauffen, im winter ozup stelzen oderq sleyffeno78, im

E: oberkeytt wol seines unfleyß ermanen und wo er nitt
wolt absten.
f E: Zu dem.
g Fehlt A, C, D.
h C, D: handtwercken.
i Fehlt B.
j Fehlt E.
k B: wan.
l E: uber.
m E: dem nach.
n B: darnach.
o-o C: auff stelltzen auff der gassen schleiffen. D: uff steltzen
und zuzuschleiffen.
p B: uff.
q B: und zu. E: oder zu.

77 Lektionen, Aufgaben, vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 801.
78 Schlipfen, d.h. über Schnee oder Eis schlittern, vgl.
Grimm, DWb 15, Sp. 745.

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