17. Ordnung gegen Trunksucht, Fluchen, Schwören, Ehebruch und Hurerei 1599
17. Ordnung gegen Trunksucht, Fluchen, Schwören, Ehebruch und Hurereia
17. Dezember 1599
Wir, Stettmaister unnd Rhat dieser deß heiligen
Römischen Reichs Statt Schwäbischen Hall, füegen
unsern Mitburgern, underthonen unnd allen denen,
so unß zuversprechen stehn, hiemit zuvernemen,
daß auß vilen alltäglich vorgehenden fällen und Ex-
empeln bezeugt würdet, was massen neben andern
mehrerley heuffig einreissenden Lastern und ubel-
thatten, vorderst die hochsträffliche, vor Gott ab-
schewliche schandthatten deß Ehebruchs, Hurerey
wie nicht weniger der füllerey unnd trunckhenheit,
fast1 gemain werden und sehr uberhandt nemen wöl-
len, darauß dann vil ubel und unhail inn vollem
schwangkh allgemach je mehr unnd mehr also ein-
gefüeret würdet, daß endtlich nicht wol anders zu-
gewartten, wann das gemeine Landtstraffen drauff
volgen, der gemeine Hauff miteinander, groß und
klein, der unschuldig mit dem schuldigen, wo ime
mit zeittlichem Rhat durch die darzu gehörige mit-
tel nicht vorgebogen2, entgelten möchten; I96v | die-
sem dannenhero besorgtem grössern Jammer Statt-
und Landtstraffen nu, wie auch anderer mehrer
Confusion unnd beschwernussen, sovil zugeschehen
müglich, zuvorkommen, So haben wir, inn crafft
tragennden obrigkeitlichen ampts unß solcher ange-
deutter und anderer daher entwachsender Mißhand-
lungen destoweniger theilhafft zumachen, auch zu-
thuen, was unß sonsten gezihmen, gegen Gott und
inn all ander weeg desto mehr verantworttlich sein
mag, berathenlich uff ein sonderbare Satzung ge-
dacht, unß deren auch nach mehrerley gehalttenen
ernstlichen besprechungen miteinander verglichen,
wie hienach underschiedlich volgen thuet.
Erstlich nun die Trunckhenheit betreffendt, so
ist gnugsamb am tag, bezeugens auch vil Exempel
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Schwäbisch Hall 4/
493, fol. 96r-105r.
1 Sehr.
2 Vorgebeugt.
allerzeit hystorien, was dieselb vor ein gefahrliche,
schädliche Sünd, alß darauß gleichsamb einer Brun-
quell alle andere verderbliche I97r | Misshandlungen,
ubel- und Affterreden3, schnitzen4, schmähen, flu-
chen und schweren, unzucht und Buelerey, Ehe-
bruch und Huererey, Todtschläg und Mordthatten
pflegen zuentspriessen, damit dann dem allmechti-
gen vor seinen milten, reichen Seegen so edler gaa-
ben zumal bößlich gedanckhet unnd dann zu grös-
serm unglickh, sonderbarer und gemeiner straffen
und Plagen, aller Jammer und hertzlaid, wie vilfäl-
tig vor Augen, gestifftet wirdt.
Hierumben, solchem unhail, sovil möglich, vor-
derst zubegegnen, so ist unser ernstlicher bevelch
und mainung, daß, ob wir zwar ehrliche gastungen,
gesell- und Ladschafften so wenig alß hochzeitliche
freuden und andere dergleichen zusamenkunfften
abzustellen gemainet, daß mann sich jedoch uffs
beste befleissigen wölle, under diesen allen gebüh-
rende und solche maß zuhalten, damit christlicher
I97v | Zucht unnd schuldigen gehorsambs gegen Gott
nicht vergessen, sondern dabei gleichmässige früch-
ten eines wahren Christenthumbs (dessen man sich
dann mit wortten etwo vil rhümen will) im werckh
mit der thatt gespürt, alß dadurch zimblicher freude
und volstendiger ergötzlicheit mit löblicher beschai-
denhait gepflegen, Dagegen aber alles grob, wüest,
wild, epicurisch, toll, gottloß wesen, wie sonderlich
auch das Zechen zu Unzeitt, als under den Predig-
ten, ubermachte5 schlafftrunckh, sitzen uber die ge-
ordnete Zeitt und was sonsten dergleichen ergerli-
ches wesen, abgestellet und vermitten bleibe.
Darunder man dann vorderst verhüetten wölle
daß unvernünfftig, hefftig und gemessen Zutrin-
ckhen, grosser und gleicher geschirr, welche zu kei-
3 Nachreden.
4 Einem eins schnitzen, einen Streich spielen, vgl.
Grimm, DWb 15, Sp. 1365.
5 Übertriebene, vgl. Grimm, DWb 23, Sp. 40lf.
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17. Ordnung gegen Trunksucht, Fluchen, Schwören, Ehebruch und Hurereia
17. Dezember 1599
Wir, Stettmaister unnd Rhat dieser deß heiligen
Römischen Reichs Statt Schwäbischen Hall, füegen
unsern Mitburgern, underthonen unnd allen denen,
so unß zuversprechen stehn, hiemit zuvernemen,
daß auß vilen alltäglich vorgehenden fällen und Ex-
empeln bezeugt würdet, was massen neben andern
mehrerley heuffig einreissenden Lastern und ubel-
thatten, vorderst die hochsträffliche, vor Gott ab-
schewliche schandthatten deß Ehebruchs, Hurerey
wie nicht weniger der füllerey unnd trunckhenheit,
fast1 gemain werden und sehr uberhandt nemen wöl-
len, darauß dann vil ubel und unhail inn vollem
schwangkh allgemach je mehr unnd mehr also ein-
gefüeret würdet, daß endtlich nicht wol anders zu-
gewartten, wann das gemeine Landtstraffen drauff
volgen, der gemeine Hauff miteinander, groß und
klein, der unschuldig mit dem schuldigen, wo ime
mit zeittlichem Rhat durch die darzu gehörige mit-
tel nicht vorgebogen2, entgelten möchten; I96v | die-
sem dannenhero besorgtem grössern Jammer Statt-
und Landtstraffen nu, wie auch anderer mehrer
Confusion unnd beschwernussen, sovil zugeschehen
müglich, zuvorkommen, So haben wir, inn crafft
tragennden obrigkeitlichen ampts unß solcher ange-
deutter und anderer daher entwachsender Mißhand-
lungen destoweniger theilhafft zumachen, auch zu-
thuen, was unß sonsten gezihmen, gegen Gott und
inn all ander weeg desto mehr verantworttlich sein
mag, berathenlich uff ein sonderbare Satzung ge-
dacht, unß deren auch nach mehrerley gehalttenen
ernstlichen besprechungen miteinander verglichen,
wie hienach underschiedlich volgen thuet.
Erstlich nun die Trunckhenheit betreffendt, so
ist gnugsamb am tag, bezeugens auch vil Exempel
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Schwäbisch Hall 4/
493, fol. 96r-105r.
1 Sehr.
2 Vorgebeugt.
allerzeit hystorien, was dieselb vor ein gefahrliche,
schädliche Sünd, alß darauß gleichsamb einer Brun-
quell alle andere verderbliche I97r | Misshandlungen,
ubel- und Affterreden3, schnitzen4, schmähen, flu-
chen und schweren, unzucht und Buelerey, Ehe-
bruch und Huererey, Todtschläg und Mordthatten
pflegen zuentspriessen, damit dann dem allmechti-
gen vor seinen milten, reichen Seegen so edler gaa-
ben zumal bößlich gedanckhet unnd dann zu grös-
serm unglickh, sonderbarer und gemeiner straffen
und Plagen, aller Jammer und hertzlaid, wie vilfäl-
tig vor Augen, gestifftet wirdt.
Hierumben, solchem unhail, sovil möglich, vor-
derst zubegegnen, so ist unser ernstlicher bevelch
und mainung, daß, ob wir zwar ehrliche gastungen,
gesell- und Ladschafften so wenig alß hochzeitliche
freuden und andere dergleichen zusamenkunfften
abzustellen gemainet, daß mann sich jedoch uffs
beste befleissigen wölle, under diesen allen gebüh-
rende und solche maß zuhalten, damit christlicher
I97v | Zucht unnd schuldigen gehorsambs gegen Gott
nicht vergessen, sondern dabei gleichmässige früch-
ten eines wahren Christenthumbs (dessen man sich
dann mit wortten etwo vil rhümen will) im werckh
mit der thatt gespürt, alß dadurch zimblicher freude
und volstendiger ergötzlicheit mit löblicher beschai-
denhait gepflegen, Dagegen aber alles grob, wüest,
wild, epicurisch, toll, gottloß wesen, wie sonderlich
auch das Zechen zu Unzeitt, als under den Predig-
ten, ubermachte5 schlafftrunckh, sitzen uber die ge-
ordnete Zeitt und was sonsten dergleichen ergerli-
ches wesen, abgestellet und vermitten bleibe.
Darunder man dann vorderst verhüetten wölle
daß unvernünfftig, hefftig und gemessen Zutrin-
ckhen, grosser und gleicher geschirr, welche zu kei-
3 Nachreden.
4 Einem eins schnitzen, einen Streich spielen, vgl.
Grimm, DWb 15, Sp. 1365.
5 Übertriebene, vgl. Grimm, DWb 23, Sp. 40lf.
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