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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0235
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17. Ordnung gegen Trunksucht, Fluchen, Schwören, Ehebruch und Hurerei 1599

prechen zum andern mal betretten worden, die sol-
len die erstbestimbte straff inn der fängknus zwey-
fach ausstehn und der Statt oder auch nach will-
kühr12 unser, deß Rhats, Landts verwisen werden.
Woferr aber, zum dritten, dergleichen obgesetz-
ten Personen mit andern ihm ehelichen bund ver-
lobt weren und vor ordenlicher, offentlicher oder
sonsten zugelassener einsegnung zu frühe zeitlich
beyschlaffen wurden, solle der Mann acht, also auch
die Weibs Person acht | lOOr | tag lang, wie obsteht,
inn gefängkhnus gestrafft werden.
Zum vierdten. Zum fall jedoch, solcher verlob-
ten Personen aine sich mit einer andern, auch ledigs
standts, flaischlich vermischen unnd also an seinem
Mitverlobten versprochner trew brüchig wurde, sol-
le dasselb vierzehen tag lang obgesetzter massen mit
fangckhnus gestrafft, durch die Büttel außgefüehrt,
Statt oder Landts mit verschwerung13 desselben, wie
gebreuchig, verwisen werden.
Zum fünfften. Welcher auch inn dise vermessen-
heit gerathen und einiche eheliche Weibs Person,
ehelich oder ledigs standts, wider iren willen noth-
züchtigen unnd sein willen ahn ir gewaltthätig also
volbringen wurde, der solle nach besag der kaiserli-
chen Rechten14 mit dem Schwerdt vom Leben zum
Todt gericht oder, da die thatt wirckhlich nicht
volnbracht, nach willkühr deß Richters mit stellung
inns halßeisen oder |100v| Ruetten stauppung10
peinlich gestrafft werden.
Wie, zum sechsten, es der straff halb gleiche
Meinung auch haben solle, welche inn nahender ver-
wandtnus der Bluetsfreundtschafft deß ersten und
andern grads zumal, wie auch, do ein Stieffvatter
mit seiner Stieffdochter, ein Stieffmueter mit dem
Stieffsohne, also einer mit seines Brueder weib oder
weibs schwester unkeuschheit getriben hetten.

α Ita factum mit Balthas Rummeln, dem häfner, so mit
seiner Magdt, Magdalena Vögtin, Bernhardt Vogts, see-
liger, dochter, zuthuen gehabt, undt ist sie des Landts
verwiesen worden, etc.
12 Willkür = Handeln in freiem Ermessen, nach freier Ent-
scheidung, vgl. Grimm, DWb 30, Sp. 204.

Da sichs aber, zum sibenden, ferners begebe, daß
berüerte Bluetschandt auch under verehelichten
Personen vorgehn und also mit derselben ein Ehe-
bruch zumal begangen, oder die unverehelichte Per-
sonen sich mit solcher schandtthatt zum andern mal
sträfflich vergreiffen wurden, solle die Peen noch
umb etwas höhers alß mit Statt- und Landsverwei-
sung oder anseheliche gelttstraffen geschärpfft, auch
nach gelegenheit biß uff die eusserste Todtstraff er-
streckhet werden. | 101r |
Welche, zum achten, aber einander inn ab- unnd
auffsteigender linien, deßgleichen im ersten grad der
Bluettsfreundtschafft allein verwandt, sich wider
alle gaistliche und weltliche gepott flaischlich ver-
mischen wurden, die sollen, vermüg der Rechten,
daß leben verfallen haben unnd diß ohne under-
schied, sie seien sonsten verehelicht oder noch ledigs
standts, exequiert, der Mann mit dem Schwerdt,
daß Weib mit dem wasser gerichtet werden.
So dann, fürtter und zum Neundten, die jenige
Personen betreffendt, welche nit ledigs, sondern ehe-
lichs Standts oder, ob sie gleich ledig, aber mit dem
verehelichten inn unzucht wissentlich zuschaffen
haben, sollen die, welche simplex adulterium, einen
ainfachen Ehebruch begehn, drey wochen, do es
aber ein zweyfacher Ehebruch, vier wochen lang, ein
jedes inn seiner gebührenden gefängkhnus mit was-
ser unnd Brodt erhaltten, darnach, wo das belaidig-
te Ehegemächt | 101v | das Ehebrüchige nit mehr an-
nemmen wollte, Statt und Landts verwisen, do es
sich aber verainigen lassen wurde, dem anndern zu
gnaden und guetem gleichwol geduldet, aber nach
beschaffenheit ein zimbliche geltstraff darfür ge-
nommen werden unnd sich hernach inn der Kirchen,
do es eheliche Pflicht offentlich versprochen, aber
ubel gehaltten und dadurch grosse Ergernus verur-
sacht, zu versöhnung derselben, welche es belaidigt,
vorm alttar offentlich einstellen und seinen bescheid
vom Kirchendiener ferners vernemenα.
13 Eidesleistung, in der, wie in diesem Fall, auf die Rück-
kehr ins Land verzichtet wird, Grimm, DWb 25,
Sp.1231.
14 Vgl. Inst. 4.18.8 = ClCiv I, S. 56.
15 Schlagen mit dem Staupbesen, vgl. Grimm, DWb 17,
Sp.1193.

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