Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0264
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Heilbronn

Frag: Kan sy kainer halten, warumb seyn sy uns
dann gegeben?
Wie die gebott Gottes vom flaisch nit mögen
erfült werdenp
Antwort: Allain darumb, das sy uns anzaigten unser
sündtlich natur und wie wir, flaischliche menschen,
unser natur halben nit allain nicht guots thuon kün-
nen, sonder auch ellend, verdampt sünder seyen und
deren halben drungen werden, weyter dann im ge-
satz trost und hilff zuosuochen.
Frag: Verdampt uns nun das gesatz als sünder,
wie ist uns dann zuo helffen?

Antwort: Durch den glauben in Christum.
Frag: Wie also?
Antwort: Das gesatz ist gaystlich und erfordert den
gayst. So seyn wir flayschlich, deren halben es un-
müglich ist, das es von uns erfült werden möge.
Christus aber, unser | Aviib | herr, hat unser verma-
ledeyung auff sich geladen und solche durch sein bit-
tern tod am Creutz außgetilckt, das ain yeder, so
solchs glaubte unnd im vertrawte, das ewig leben
hett, Darumb er selbs sagt: Welcher mein red hört
und glaubt dem, der mich gesandt hatt, der hat das
ewig leben, Johan. 4 und 5 [24].

Das Ander thayl: Von dem Glaubenq

Frag: Was ist der glaub?
Antwort: Der glaub ist ain warhafftig, hertzlich ver-
trawen auff die ainig zuosag Gottes, die uns durch
Christum Jesum glayst ist, Oder ain lebendige zuo-
versicht in die barmhertzigkait Gottes, uns verhays-
sen und reychlich erzaygt in Christo Jesu.
Digression von guotten wercken
Frag: Werden wir durch den glauben frumm und se-
lig, was durffen12 wir denn der werck? | Aviiia |
Antwort: Vil, dann durch die werck der liebe ge-
gen dem nächsten wirdt der rechtschaffen glaub im
menschen anzaigt als ain guoter baum bey seinen
früchten. Dann solcher glaub ist lebendig, fey-
ret13 nitt, bricht allweg herauß in sein werck, ist ge-
flissen, dem nächsten mit leyb und guot zuohelffen

p B: werden und warumb sy den menschen gegeben seyen.
q B: Glauben und guotten wercken etc.
r B: glauben, Ro. 14 [23].

und in gebürlichen underthenige gehorsam zuolays-
ten14.
Frag: Warumb predigt man yetzund mer vom
glauben dann von den wercken?
Antwort: Darumb, dieweyl er ain wurtzel ist, auß
welcher die recht frucht erwachset, muoß man in zum
fürdersten und am maysten einpflantzen und leren,
dann was nit geschicht auß dem glauben, das ist
sünd, Ro. 14 [23].
Frag: Soll man aber nit guotte werck thuon?
Antwort: Deß guotten kan man nitt zuo vil thuon,
solchs verbeut auch niemandt. Man lert aber, wie
nicht guots seye, es fließ dann auß dem glaubenr Wo
aber der ist, macht er | Aviiib | den menschen lustig
und willig, wie gesagt, alles, umb Gottes und des
nächsten willen zuothuon und zuo leyden.

12 Bedürfen.
13 Ruhet.
14 Vgl. Gal 5,6.

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