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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0269
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3. Heilbronner Katechismus 1528

graben, widerumb durch seyn gnad in ain newes le-
ben berüfft wurdenk.
Frag: Warumb ist er nit gleych nach seim tod
widerumb erstanden?

k B: werden.
l B: seyn.
Der Sechst Artickel.
Frag: Was glaubstu aber, so du sprichst: Er ist auffge-
farn gen hymel und sitzt zur gerechten seines almechti-
gen vaters?
Antwort: Ich glaub, das er auffgefarn sey gen hymel und
von dem vater entpfangen hab gewalt und eer über alle
Engel und creatur Und also sitze zur gerechten hand
Gottes, das ist, Das er ain Herr über alle gütter Gottes,
über himel, hell und erden gesetzt sey, derenhalben er
uns helffen kan in allen unsern nötten wider alle unnsere
widersächer und feynde.
Frag: Sein nitt das zwen Artickel, oder ist es ainer allain:
Er ist auffgefarn gen hymel, Sitzt zur gerechten Got,
seines hymelischen vatters?
Antwort: Es ist nun ainer, dann das Cleußlin [=Klausel]
„Sitzt zur gerechten“ etc. Legt uns auß, wie die himel-
fart Christi soll verstanden werden, Nämlich das daß
hymelfarn Christi nichts anders sey dann sitzen zur ge-
rechten Gottes.
Frag: Soll ich dir das glauben?
Antwort: Du dörffsts nit glauben, wenn wir es nit noch
ainmal also hetten in den xii Artickel.
Frag: Wa haben wir dann noch ain solche red?
Antwort: Da wir sagen: Ich glaub ain Christenliche
kirch, Ain gemainschafft der hailigen. Was ist das, Ain
gemainschafft der hailigen, anders dann die Christliche
Kirch, die wir glauben sollen?
Frag: Du hast recht. Was ist aber das sitzen zur gerech-
ten?
Antwort: Nichts anders denn gleychen gwalt mit dem
vatter entpfangen haben über alle Creatur etc.
Frag: So hör ich wol, es wirt ain ander ding umb den
hymel sein, dann dise sichtbarlich blawe bin [=Bühne],
davon etlich ain groß geschray machen.
Antwort: Ja freylich, wann du wilt die blawe bün für den
himel versteen, so wirstu weyt irren.
Frag: So sag mir, wa ist der hymel?
Antwort: Da Gott ist.
Frag: Wa ist Gott?
Antwort: Allenthalben.
Frag: Ist drumb auch der hymel allenthalb?
Antwort: Freylich. Sagt man doch von dem Bapst, wa
der Bapst ist, da ist Rom, wa der Kaiser ist, da ist der
Hoff. Warumb woltestu dann nit auch den hymel lassen
seyn, da Gott ist?

Antwort: Damit man aygentlich wüßte, das er war-
lich gestorben. Wa nun sein tod wär zweyffelhafftig
gewesen, hett man auch an seiner urstend mögen
zweyffeln, welcher er uns hat wöllen gantz gewiß
seynl. | Bviiia |

Frag: Ist aber nit auch ain sonderlich ort, das der hymel
hayst?
Antwort: Ja, wie ain sonderlich ort ist, das Rom hayst.
Von dem hymel wirt aber in disem Artickel nichts ge-
handelt, Du wöllest mir dann dreytzehen Artickel ma-
chen.
Frag: Wie also?
Antwort: Wa ich den Artickel, „Er ist aufgefarn“ etc. für
die blawe bin verstünde, So müßt das Cleußlin „Sitzt zur
gerechten“ ain aygen Artickel machen und kündt kain
außlegung seyn deß Artickels, wie vormals anzaygt. Wie
feyn wer es aber zuo hören, das ain solchs hymelfaren
hieß, gleychen gewalt mit dem vatter haben.
Frag: Es ist aber noch ains, das mich irrt.
Antwort: Was ist das?
Frag: Wann der hymel, das ist Die gerechte Gottes, al-
lenthalb ist, so müßte auch Christus allenthalb seyn.
Antwort: Warumb nit? Mainstu, er hab vergebens ge-
sagt: Ich will bey euch bleyben biß zuo end der welt? [Mt
28,20].
Frag: Ja, durch sein gayst sagen sy?
Antwort: Durch sein gayst? Welcher Teuffel hatt diß
Glößlin gemacht? Sag du mir, Ist Christus mit dem vat-
ter und hailgen gayst nit ain Gott und gleycher Gott?
Frag: On allen zweyffel.
Antwortt: So kan Christus an dem ort von im der Got-
hait halb allain nit reden, dann das wer von im selbs
unnd kain sunderlicher verhayß gewesen, dieweil er nach
der Gothait vorhin an allen ortten gewesen ist und in
ewigkait bleybt. Wöllen wir dann reden von den perso-
nen, so ist Christus ain aigne person und der hailig gayst
auch ain aigne. Wie feyn wirdt sich aber nun das Glößlin
reymen, Das Christus, von der person zereden, spreche:
Ich, ich, ich will bey euch sein und mainet doch ain an-
dere person, den hailigen gayst, Es wer dann, das auch
Christus ain andern gayst hett, on den hailigen gayst.
Also ist auch zuo versteen der spruch, da er sagt: Wa zwen
oder drey in meinem namen versamlet werden, da will
ich mitten under inen sein [Mt 18,20].
Frag: Da sprechen auch etlich, durch sein gaist.
Antwort: Du sihest aber, das es nitt sein mag, du wöllest
dann gar ain schimpff auß den verhayssung[en] Gottes
machen unnd versteen, als wann man sagt: Du bist heut
den gantzen tag bey uns in der Zech gewesen, das ist, wir
haben von dir geredt, So were der verhayß Christi eben
also gesagt: Wa zwen oder drey in meinem namen ver-
samlet sein, so werden sy von mir reden. Aber das wölle

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