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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0333
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16. Kirchenordnung 1543

16. Kirchenordnunga
1543

bεν ονοματη τω τετραγραμματωb1
cIn dem Namen der heiligen, ungeteilten trivel-
tikeit, Amen.
Dieweil der vatter der barmhertzigkeit unnd ein
gott alles trosts, der unns tröstet in aller unnser wi-
derwertigkeit2, sein heiligs Evangelion, darin sein
onaussprechliche Gnad unnd barmhertzigkeit, wel-
che er der welte, durch unsern lieben herrn und se-
ligmacher Jesum Christum verfasset, zur erquik-
kung der betröweten gewissen und zu einer einleit-
tung auf dem weg der warheit unnd gerechtigkeit,
unns dise zeit hero so reylich hat lassen scheinen,
also das wir, so in dem tödtlichen schaten und grau-
samen fünsternußen der onwissenheit gottes lange
zeit jemmerlich gesessen, jetzo sehen das groß, herr-
lich liecht göttlicher gnaden3, hatt ein er[samer]

a Original 1944 verloren. Textvorlage (Abschrift Max
Duncker): StadtA Heilbronn, HS 3. Entwurf ebenda un-
ter derselben Signatur.
b-b Fehlt Entwurf.
c-c Entwurf: Laus deo. In dem Namen der heiligen, unge-
teilten driveltigkeit, Amen, hat ain fürsichtiger, ersamer,
weyser Rath diser Statt Heilpronn, in bedacht, dieweil
der vater der Barmhertzigkhaitt und ain Gott alles
trosts seines geliepten sons, unnsern herrn Jhesu Christi,
Evangelion zu erquickung der bedrückten gewißen und
zu ainer anlaittung uff den weg der warhaitt unnd ge-
rechtigkeit, nun hero uns reylich scheinen lassen und
auch die ehr Gottes an allen, die ine gesucht, ime umb
sein unaußsprechenliche liebe und barmhertzigkait, so er
unns durch seines aingebornen sons, unnsers herrn Jhesu
Christi bitter leiden unnd sterben umb unnser erlösung
unnd außtilckung unser sünd willen ernstlichen mittge-
teilt, billich on nachlassung danckh gesagt wirdt unnd
jeder Oberkheit ire unnderthonen, alt und jung, zu der
ehr gottes richten unnd anraitzen soll, welches nit
fruchtbarlicher dann durch gutte, christenliche verse-
hung unnd fürbildung gutter exempel und guter, chris-
tenlicher ordnung, abstellung der menschen satzungen,
so in der gottlichen, biblischen schrift nit fundiert sind,
und anrichtung und pflantzung des christlichen gegrün-
dten und durch Christum Jhesum, unsern hayland,

w[eiser] Rath diser statt Heilbron zu hertzen gefas-
set, solliche onaußsprechliche güte Gottes, wie da-
mit einer Christenlichen oberkeit, so sich des Evan-
gelions berümpt, zusteet, demnach dem herrn Gott
on nachlassung dank zusagen, erfunden, das sollichs
auf das füeglichste mög gehalten werden, wo an
statt der menschlichen satzungen nach göttlicher
leer ein christenlich ordnung angericht, der mei-
nung, das man sich nicht allein des glaubens berue-
met, sonder auch den glauben mit christenlichen
werken als fruchten des glaubens beweisse. Derhalb
hatt sich ein Er. w. f[ürsichtiger] Rath entschlossen,
fürnemlich dise ordnung dahin zu richten, das dem
herrnn Gott, der unns auß den fünsternussen (wie
der heilige apostell Petrus schreibtt4) in sein wun-
derbarlichs liecht gefüret hatt, lob, er und breyss
nicht allein mit den Zungen, sonder auch mit einem

selbst furgeschriebnen bevelch geschehen mag, hiebevor
die ergerlichen mißpreuch abgeschafft und jetzundt die
christliche ordnung, so in der Statt Schwebischen Hall
auch gehalten wurt und in druck des 43. Jars außgangen
[Kirchenordnung Schwäbisch Hall 1543, siehe oben,
S. 111], in iren kirchen und gepietten furgenommen, ge-
ordnet, ist auch entschlossen, mit christenlichem eyfer
darob zu halten, doch mit den underschieden und zuset-
zen, hienach begriffen, verhoffenlich zu Gott, unserm
vatter im himell, er werde daruff sein göttliche gnad und
himlische gaben, das sie und ire underthonen sein gött-
liche gnad innerlich ermessen, auch mit der Zungen
(nach dem Exempell der hailligen propheten) mit
danckhsagung und lobgesang für sein, alls des aller-
höchsten gutte, die unns armen menschen hie auf erden
mitgethailt wurdt, deßgleichen mit ainem christenlichen,
gottseeligen wandell breisen und bezeugen und zu seiner
gottlichen verhaissung deß ewigen lebens nach disem
zergenkhlichen khomen mögen, Amen.

1 Mit dem Tetragramm ist JHWH, der Eigenname des
Gottes der Israeliten und Judäer gemeint, RGG 4,
Sp. 504f.; TRE 16, S. 438-441.
2 2Kor 1,3.
3 Vgl. Mt 4,16.
4 1Petr 2,9.

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