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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0396
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Konstanz

Doch soll in disem fal gestalt der person hierinn
wol werden angesehen, dann welhe mit üppigkait,
unerberem wesen, maisterlosy24 oder anderer unar-
ten zü sollicher not kommint, oder welhe der fulhait,
spil, zechens oder anders besen lebens nit gentzlich
abstünden, denen soll man mit jetzbemelter ouch
kainer andern gstalt dann mit dem müs und brot,
doch ouch mit siner ordnung, als oben stat, helfen
und rat thün.
Ettlieh ander erberw weg, darzu das almusen
gebrucht würt
Item, ob es in vermogen deß almüsens sin wurt, so
werdent die pfleger zu furkumung viler untadlen der
Jugent järlichs ain knaben oder zwen, welher eltern
nit ains sundern vermogens sind, zu handtwercken
verdingen, ouch ain tochter oder zwo zu der Ee us-
stüren, je nach gstalt der sachen und wie die pfleger
fur beraten ansicht.
Darzü werdent die pfleger mittsampt dem rat
ainen geschickten unnd glerten schulmaister under-
halten, der die |29r | Jugent in Christenlicher Zucht
und ersamen kunsten underrichte. Zu glicher wyß
soll ouch den tochtern mit ainer geschickten, frum-
men schulmaisterin fursehung beschehen.
Beschlußx
Und damit all disen dingen zum besten stattung be-
schech, sollend jarlichs durch den rat vier pfleger
uber diß almüsen verordnet werden, deren alle jar
zwen plibent und zwen abgangent, und an der ab-
gangnen statt zwen ander erwelt werdint, allso das
jegklicher zway jar pfleger plibe. Doch dem rat un-
abgestrickt, ettwan ainen, der so gschickt darzu ge-
achtet wurd, mer dann zway jar by der pfleg zelas-
sen.

w Fehlt B.
x Gestrichen: Und darumb ouch, damit die andechtigen,
guthertzigen Christen zu underhaltung irer turfftigen
mitpruder, ouch furdrung gottlichs.
24 Meisterlos, ohne Meister, ohne Führung, hier im Sinne

Die selbigen pfleger sollend knecht bestellen,
welhe die frombden und die haimschen bettler in
achtung habint, inen das bettlen, das sy zü wider
diser ordnung |29v | thatint, anfangs gutlich werend.
Wa aber die gutigkait unerschießlich wer, die unge-
horsamen uff das tor in das kefy25 fürint, damit die
füro lut obgeschribner ordnung gestraft werdint.
Bemelte knecht sollen ouch ir bestes uffmercken
haben, wo die waren, rechten armen syen, und die
den pflegern anzaigen, damit denen lut diser ord-
nung oder sunst nach ir notturfft, wie dann je zu
zitten die pfleger fur güt ansicht, geholfen werd. Sy
sollend ouch dagegen die unnutzigen und faigen lut,
wo sy die erlernen megent, den pflegern zu erkennen
geben, damit gegen den selbigen ouch nach gepür
gehandelt werd. Dann je deß rats mainung ist, das
dises almüsen nit unnutzen luten, alten kupleren,
fulen schlonen26, uppigem volck noch luten, die mit
arbait sich vorm bettel befristen mogent, geben, be-
sunder27 nur zu nutz und notturfft der torfftigen,
waren armen, zu furderung christenlicher zucht und
merung gottlichs lobs und seelichen hails ußgethailt
und angelegt werde und wie je ziten der rat fur güt
ansicht. |30r |
Damit ouch die andachtigen, guthertzigen
Christen zu underhaltung irer torfftigen mitpruder
und merung gottlicher Eer und Christenlicher nutz-
barkait ir almusen dest bas dargeben megent, So hat
der rat ettlich stock verordnet, darin jedes sin gelt-
lichs almüsen stoßen mag. Wer aber tuch, win, korn
oder andere handtraichung thun welt, der mag ai-
nen under den pflegern oder iren knechten berufen,
die werden das empfahen und nach rat der gmainen
pfleger nutzlichen ußtailen. Dann die pfleger wer-
dent nebent disem almüsen thuch, schuch und an-
ders alle jar ungeverlich umb sant Martis tag under
die armen ußtailen, wie vil jar her der bruch ist gsin
und so vil dest ryhlicher, wievil mer in die stock
gefallen würt.

von zügellos, ausgelassen, vgl. Grimm, DWb 12,
Sp.1973.
25 Käfig, Gefängnis, vgl. unten, S. 389 Anm. 40.
26 Faule Schlenze, Schlendriane?
27 Sondern.

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