Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0554
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nachtrag zu Band XVI

fehl und mangel darinn weisen und underricht geben
solle. | cxxva |
Damit auch die Knaben dester mehr und eher
der Latinischen Wörter gewonen und die lernen, sol-
len inen täglichs, vor dem man sie Abends außlaßt,
zwey latinischer Wörter ex Nomenclatura re-
rum22 fürgeschriben werden, die sie in sondere darzu
gemachte Büchlin einzeichnen unnd morgends zu
allen Lectionibus wider außwendig recitiern und
auffsagen sollene .
Secunda Classisk
Zu der ersten Stund soll der Praeceptor den Knaben
Mimos publianos23 fürgeben, Und wann er dieselbi-
gen ein mal außgelesenl, allererst Catonem24 fürne-
men, Dochm sich gantz und gar ad captum puero-
rum richten und nicht mehr fürlesen, dann der Kna-
ben verstand fahen und ertragen mag. Er soll sich
auch befleissen, das er inen mit gutten, eigentlichen,
verstäntlichen und deutlichenn Worten ein Wort
nach dem andern exponiere und nit nachlassen, biß
sie im nach künden exponiern, unnd soll auch gleich
darauff die Knaben, einen nach dem andern, dassel-
big laut nach exponieren lassen.
Weil aber das Nomen und Verbum die fürnem-
sten partes orationis seind, soll inen der Praeceptor
oin der Repetitiono auß den Mimis unnd Catone zu-
erst ein Nomen, darnach ein Verbum fürgeben unnd
auß pdem Außzug der Grammaticap25 formulas de-
clinandi et coniugandi auff das einfeltigest anzeigen.
qAber mit denq accidentibus Nominis et Verbi, Item
mit den andern partibus Orationis onbeschwert las-
sen, biß sie zuvor die declinationes nominum und
coniugationes verborum auß rdem Donat unnd auß-
zugr der Grammatic wol ergriffen. | cxxvb |
k Separatdruck 1559: Classis, Morgens von Sechse biß Sib-
ne.
| Separatdruck 1559: außgelesen, soll er.
m Separatdruck 1559: Doch soll er.
n Separatdruck 1559: teutschen.
o-o Fehlt Separatdruck 1559.
p-p KO Württemberg 1582: den Quaestionibus Grammati-
cae.
q-q Separatdruck 1559: unnd soll sie mit den andern.
r-r KO Württemberg 1582: den Quaestionibus.
s Separatdruck 1559: zuvor.

Des andern Tags soll der Praeceptor zu der er-
sten Lection ein Knaben oder zwen des vorigen Tags
Lection wider lassen exponieren und alsdann sie in
Etymologia wol üben und nach gehabtem Etymo-
logiae exercitio sub finem horae widerumb fürgeben,
wie den Tag darvors beschehen, und dise Ordnung
für und für im Brauch behalten. Und sollen in diser
Classe auch Decuriae pro ratione profectus et in-
geniorum gehalten werden.
Von der achten und neundten Uhr vor Mittag:
Zu tdiser Stundt soll der Praeceptor die quaestiones
Grammatices, so darzu verordnet, den Knaben für-
legen der gestalt, das alle tag ein praeceptum [oder]
zwey, fürgegeben und also biß zu end procediert
werd. Und zuerst, wie gehört, formulas declinandi et
coniugandi denen, so in den ersten Decuriis sitzen
und am newlichsten in dise Lection kommen, dar-
nach die überigen accidentia nominis et verbi cum
reliquis partibus Orationis et generalibus regulis
Etymologiae lesen. Weil aber die Stund vor Mittag
Sommer und Winters zeitten abgewächßlet werden,
soll die Grammatic Sommers zeit zu den zweien
stunden nach der morgen Suppen gelesen werden,
Aber Winters zeit zu den zweien stunden vor der
morgen Suppen, damit die Grammatic immerdar in
der Schul den fürgang habe.
Welcher gestalt die Knaben secundae Classis in
die Grammatic eingefürt und angebracht werden
sollen: | cxxvia |
Zuvor unnd ehe die Knaben den rechten brauch
der Grammatic versteen, bedunckt sie dieselbig zu
schwär sein und werden ir feind, ehe sie recht darein

t-t KO Württemberg 1582: disen Stunden.
22 Möglicherweise handelt es sich um das Wörterbuch „No-
menclatura rerum domesticarum“ von Sebald Heyden,
das 1530 erschien. Zu Sebald Heyden siehe BBKL II,
S. 807.
23 Publilius Syrus aus Antiochia (um 43 v.Chr.) schrieb sei-
ne Mimen für das Theater, vgl. KP 4, Sp. 1239f.
24 Siehe oben, Anm. 21.
25 Siehe oben, Anm. 19.



534
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften