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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0583
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42n. Ordnung des Tübinger Stipendiums 1559

priviert werden. Es möchte aber einer das so gefar-
lich brauchen, soll es nit bey diser straff pleiben,
sonder höher nach seinem verschulden gestrafft und
gebüßt werden.
Item, dieweil auch in den zehen Gebotten21 un-
sers HERRN und sonsten in Rechten verbotten,
das Göttlicher Name durch keinen Menschen ver-
gebens, unnutz oder üppiglich soll genennt werden
unnd sonders die Jugend bey guten studiis dessen
mehr dann gemeine Laien bericht sein unnd sich
enthalten sollen, Wöllen wir, wölcher Stipendiat al-
lein ausser ringem gemüt und böser gewon- | clxxa |
heit ungevarlich ein Schwur thut oder vergebenlich
Gottes Namen oder was die Menscheit Christi be-
trifft, unnutzlich fürt, der jeglicher soll von eines
jeden Fluchs oder Schwur insonderheit wegen zwen
tag seines geordneten Weins one nachlessig priviert
sein.
Es soll auch ein jeder Stipendiat, welcher solche
Gottes Schwur gehört, schuldig sein, dem Magistro
domus anzuzeigen, bey gleichem abbruch seines
Weins zweier tag.
Wa aber einer ausser Zorn, verdachtem mut, für-
setzlich und gefarlich schwören, So sollen alßdann
der oder dieselbigen Ubertretter gefencklich ange-
nommen und dem verschulden nach ettlich Tag und
Nächt in der Gefencknuß mit Wasser und Brot ge-
speißt und gebüßt werden.
Wer aber sach, das einer oder mehr sich im flu-
chen, schwören und Gotslöstern so gar frevenlich
und gefarlich halten, der soll alßbald in Gefencknuß
verwart pleiben und sein verhandlung unsern Kir-
chen Räthen zugeschriben unnd er darauff, andern
zu einem Exempel, mit ernstlicher und strenglicher
straff unnachleßlich gestrafft werden. Item, es sol-
len sich auch unsere Stipendiaten des schandtlichen
Lasters des zu- unnd voltrinckens, auch aller unor-
denlichen Zechen, darzu alles gefarlichen spilens inn-
und ausserhalb des Stipendii gentzlichen müssigen
x-x KO Württemberg 1582: sollen die Superattendenten und
Magister domus solches alsbald unseren Kirchenräht be-
richten, damit der Ubertretter (neben Verweisung unsers
Stipendii) nach gestalt und grösse der Ubertrettung
ernstlich gestrafft werden.
y-y Fehlt KO Württemberg 1582.
2 Fehlt KO Württemberg 1582.

und jeder Ubertretter darumb in Gefencknuß mit
wasser und Brot nach gestalt der sachen gebüßt und
gestrafft werden.
Deßgleichen aller hurerey unnd ergerlicher ver-
argwonter Personen inn- unnd ausserhalb Stipendii
entlichen | clxxb | enthalten, wa einer hierüber mit
einer ledigen Person ergerlich und straffbar ergrif-
fen, xder soll erstmals in Gefencknuß vierzehen tag
mit Wasser und Brot gespeißt und nach diser Buß
vor der gantzen Communitet obiurgiert unnd zur
besserung vermant werdenx yWa aber einer zum an-
dern mal also ergriffen, ein Monat lang in Gefenck-
nuß mit Wasser und Brot gespeißt und gebüßt unnd
noch einest vor der Communitet obiurgiert unnd zur
besserung mit allen ernst vermant werden. So dann
solcher zum dritten mal erfunden, soll er sein Sti-
pendium verwirckt, excludiert unnd in Gefencknuß
gelegt, alßdann weiter nach unserm bevelch ge-
strafft werden. Da aber einer mit einem Eeweib er-
gerlich befunden und erfaren, der soll nach gelegen-
heit der überfarung ernstlicher gebüßt werdeny Und
alle jhenigen, die zu solcher Hurerey unnd argwö-
nigen Personen, vorgesetztz, underschlauff geben,
darzu geholffen oder rath gethon, auch das gesche-
hen sein gesehen oder gehört unnd doch verschwigen
hetten, azugleich dem Thäter in straff genommen“.
Darzu wöllen wir, das unsere Stipendiaten sich
aller schantlicher, leichtfertiger worten und reden
gentzlich und entlichen enthalten thuen. So aber ei-
ner dises übertretten und schuldig befunden, auch
alle jhenigen, so darzu bunderschlauff geben unndb
nit angebracht hetten, gleicher gestalt nach gut an-
sehen der Superintendenten und Magistri domus
mit ernst und unnachleßlich gestrafft werden.
| clxxia |
Item, es soll keiner den andern weder mit worten
oder wercken belaidigen, auffwögen22, hadern, auß-
geen23, schmähen oder schelten, sonder ein jeder ge-
gen dem andern als seinem Collega und Bruder mit
a-a KO Württemberg 1582: der gebür nach mit allem ernst
in Straff genommen werden.
b-b KO Württemberg 1582: geholffen und es.

21 Ex 20,2-17; Dtn 5,1-17.
22 Aufwiegeln, vgl. Grimm, DWb 1, Sp. 779.
23 Schelten, vgl. Grimm, DWb 1, Sp. 872.

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