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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0593
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42n. Ordnung des Tübinger Stipendiums 1559

wölchen samentlich selbiger Rechnung, auch der
Stipendiaten fäl und mängel, diser Ordination unnd
Statuten nach gewendt und verrichtet werden, da-
rumb soll dem Rectori, unserm Rath der Visitation
und den zweien Superattendenten jedem zu vereh-
rung gegeben werden ein Guldin und den Imbis im
Stipendio darzu haben.
Item diser unser Ordination und Statuten, auch
alles jhenigen, darauff sich die referieren, sollen un-
sere Superintendenten ein gute, lautere Abschrift,
und dann der Ma-| clxxxiia | gister domus auch eine
bei iren handen haben und verwart halten. Item, es
soll dem Procuratori, sovil sein officium und der an-
dern officia belangt, auch allerdings ein lauter Auß-
zug zugestelt werden.
Item, das auch der Magister domus ein einge-
bunden Buch beihanden hab, darein jeder zeit die
Superattendenten, Magister domus, Procurator,
auch jeder Official, aller Stipendiaten Namen und
Zunamen geschriben sollen werden, zu wölcher zeit
jeder und wie er angenommen und wider abgestan-
den sey unnd wie lang jeder Stipendiat compliert,
wann einer sein gradum erlangt oder ausser dem Sti-
pendio zu einer andern Vocation und wahin, von
wem und mit was bevelch erfordert sey, das soll
heissen und sein das Album oder die Matricul des
Stipendii66. Darnach ein librum actorum, darein,
was zu jeder gehaltnen Inquisition, Visitation und
Examination und sonst bey dem Stipendio erfunden
unnd gehalten worden sey, geschriben werde. Item
auch zwey ordenliche Inventaria, darinn aller des
Stipendii Haußrath und Geschirr, waran das were,
auffgeschriben soll sein, deren eins den Superatten-
denten, ydas ander dem Magistro und Procuratori
zugestelty soll werden.
Item, das die Superattendenten und Magister
domus zu allen Quartaln unsern Kirchen Räthen
schrifftlich berichten sollen aller Stipendiaten Na-
KO Württemberg 1582: Magistro domus unnd Procu-
ratori zugestellt, das ander zu unser Cantzley geschickt.
66 Die Tübinger Universitätsmatrikel von 1537 bis 1565
sind der ersten Ordnung für das Herzogliche Stipendium
vom 14. Februar 1536 beigefügt, siehe HStaatsA Stutt-
gart A 274, Bü 85, vgl. Reformation in Württemberg,
S. 225.

men, wie sie jeden in seiner lehr und Disciplin, auch
mit predigen, erfunden und was ir gut beduncken
jedes Stipendiaten halber sey unnd wölcher zur Kir-
chen oder Schulen zugebrauchen were, damit sie je-
der zeit darauß wissens haben mögen, was für tau-
genliche personen im Stipendio zugegen, mit wel-
chen die Pfarren, Predicaturen, Diaconeien und
Schulen zuversehen und ander an ir statt zuverord-
nen. | clxxxiib |
Item, es soll ein jeder Stipendiat zum Tisch in
der Session67 und Gemach durch den Magistrum do-
mus lociert werden nach seiner geschicklicheit, com-
plierung, gradus und Dignitet, auch erbarn, züchti-
gen wandels unnd wolhaltens one einred mäniglichs.
Item, wann und so offt von einem oder mehr Sti-
pendiaten seiner lehr und haltens Testimonium be-
gert und erfordert würdt, das soll allwegen durch die
Superattendenten und Magistrum domus samptlich
gegeben werden.
Alle schleissende68 Gebew an der zugeordneten
Behausung sollen vom Einkommen des Stipendii er-
halten und von dem Magistro unnd Procuratore
auff tachung und alles schleissens an der Behau-
sung, auch Utensilia, auffsehens gehabt, das das
notwendig bey zeiten one weitern schaden gebessert
werde, nit sparen, was man mit einem Pfenning
wenden, nachvolgends mit einem Gulden erlangen
müsse69. Doch was namhaffts zubawen were, das
soll zuvor mit unsern Kirchen Räthen berathen wer-
den70.
Item, es sollen alle Stipendiaten, officiales und
famuli iren Tisch allein im Stipendio bey einander in
der Communitet haben und empfahen unnd keinem
fürohin mehr, weder Gelt, Kost, Brot oder Wein,
herauß gegeben werden, es were dann Kranckheit
halber. Das soll im fahl der not mit vorwissen des
Magistri domus und sonst nit geschehen.

67 Sitzordnung, hier: im Unterricht.
68 Verschleißende, renovierungsbedürftige.
69 Vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon III, Sp. 1265-
1277.
70 Vgl. oben, S. 569.

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