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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0525
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7. Kirchen- und Polizeiordnung 1616

6. Ebener gestalt wollen wir nicht zulaßen, das je-
mandtßen, es seie dan frembdte und weit entseßene,
vor der predigt ein suppen gegeben, und da das ge-
schehen wurde, soll 4 fl. straff erlegt werden.φ
7. Zu den hochzeiten sollen nuhr, ohne knecht und
magdt, 30 par geladen, und dafern daruber gesche-
hen wurde, soll vor jegliche person 1 fl. gegeben oder
von unß sonderbare erlaubnuß deßwegen außge-
bracht werden.χ
8. Die malzeit soll jeder zeit mit dem christlichen
gebett angefangen und geendet und keine mehr dan
eine uff jeden tagh gegeben werden, bei welcher dan
die geladene gäst mit vielen unberuffenen kindern,
weggebung der speiß auß den schußeln und zimli-
chen und ubermeßigen freßens und sauffens, ver-
schuttung des weins und anderer dergleichen den
jungen, angehenden eheleuten keinen schaden zufu-
gen sollen.ψ
9. Das argerliche gedantzes und sonsten aller ande-
rer leichtfertigkeitt, schendtlichen gesängs unzuch-
tigen bulenlieder under und nach der malzeitt soll
man sich gäntzlich enthalten und nach gehaltener
mahlzeitt ein jeglicher sich nach hauß verfugen und
nemandts uff den abendt,ω |25| es seie dan frembde,
sich bei der hochzeit wieder finden laßen oder straff
zugewarten haben.
10. Dabey dan auch das abfordern des vermeinten
knechtrechts der jungen gesellen und braten des
breutgams, wie dan auch das bißhero im brauch ge-
φ Auch bey straff 12 alb. solle niemands als nhur den
frembden oder weit entsessenen vor der predigt sup ge-
geben werden.
χ Wievil über 30 par zur hochzeit geladen werden, sollen
die übrige, da kein oberkeits erlaubnus vorgangen, vor
ein jede person 1 fl. zur straff geben werden.
ψ Soll uff den hochzeittag nhur ein mahlzeit den geladnen
gegeben und den hochzeitleuten mit unberuffnen gästen
und anderer ungeburlicher verhaltung kein schad ge-
macht werden.
ω Argerliche gedänz, leichtfertiger bulerlieder und
schändtlichen gesängs soll man sich gentzlich enthalten
und des abendts sich niemands bey der hochzeit als die
frembde finden lassen.

haben eyer und braten betteln der knecht und
magdten bey straff 12 alb., so ein jeglicher erlegen
soll, verbotten wurt.α
Der armen soll man auch hiebei eingedenck sein
und denselben nach vermögen zu stewr kommen, zu
solchem endt wollen wir befohlen haben, das eine
verschloßene büchße von jedes orts sundtscheffen
umbgetragen und dabey ein jeder den armen zu
stewrn erinert werden soll.β
Cap. 7:
Von den kindtauffen.
Was die kindtauffen betrifft, dieweil wir dabei gro-
ßen unrat und uberflußigkeit biß dahero gespurt
und bei denselben bißweilen mehr verzert, als das
gantze jahr erworben oder erspart wurt, so wollen
wir bei straff 3 reichsthaler, daß dieselb meßigh an-
gestelt und gehalten und uber drei gevattern von
dem gemeinen man darzu nicht gebetten, auch bei
der angestelter malzeit (die einem jeglichen zu ge-
ben oder nicht, freistehen soll) nicht mehr als die
gevattern oder aber zum höchsten und uberal ein
tisch vol von 12 personen beruffen werden solle.γ
Und damit uff solches alles gut uffmerckens gegeben
und die verbrechere zur geburlichen straff gezogen
werden, so wollen wir, das die kirchen dienere,
schultheiß und sundtscheffen eines jeglichen orts hi-
ruff gutte achtung geben,δ die ungehorsame fleißigh
uffschreiben und forders an gehorige orter die |26|
verzeichnuß lieffern laßen sollen.
α Abfordern des vermeinten knechtrechts, eyr- und bra-
tenheischen soll bey straff 12 alb. verboten sein.
β Den armen soll man nach vermög steuren und zu dem
ende ein verschloßne büx durch die sündtscheffen von
tisch zu tisch umbgetragen werden.
γ Sollen bey straff 3 reichstaler mäßig ahngestellt, von
dem gemeinen mann mehr nicht als drey gevattern ge-
betten und zum höchsten nicht über ein tisch voll von 12
personen zur mahlzeit beruffen werden.
δ Zu uffseheren bey hochzeiten und kindtauffen, das sie
dieser ordnung gemes gehalten werden, sollen oberkeits-
wegen verordnet sein jedes orts kirchendiener, schultheiß
und sündtscheffen, welche alle ungehorsame uffzeichnen,
ahnbringen und, da sie hierinn fahrlässig werden, selb-
sten dobbler straff unfelbar zu gewartten haben.

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