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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0059
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2. Verpflichtung der Geistlichen zur Teilnahme an der ersten Synode 1545

2. Verpflichtung der Geistlichen zur Teilnahme an der ersten Synodea
[14. Mai] 15451

Wir, Philips, graff zu Hanaw und herr zu Liechten-
berg etc.2, embieten allen und yden unsern geistli-
chen unterthonen, pfarrherrn und seelsorgern, yn
unser graff- und herrschafft stetten, flecken und
dörffern, unsren gruss und gnedigen willen.
Lieben getreuen, dieweil wir aus Gottes wort und
vermögen unsers ampts als ein liebhaber des h.
evangelii, auch als ein geistliche und von Gott ver-
ordnete oberkeit (welche zu gleich ym christlichen
als ym weltlichen regiment veterlich für die unter-
thonen sorgen sol), befinden3, das zu förderung und
erhaltung Gottes ehr und unser seelen heil hoch von
nöten sey, ynn und bey unser graff- und herrschafft
kirchen und kirchen diener die missbreuch, mengel
und gebrechen zu allen teilen (so viel Gott gnade
gibt) abzuthuen und abzuschaffen und an statt ein
christliche, gottselige lere, einikeit und leben anzu-
richten, haben wir mit gutem vorgehabtem und zeit-

a Textvorlage (Handschrift): HStaatsA Darmstadt D 21
A, Nr. 12 / 1, Bl. 22 (= Nr. VIII). Eintrag: Panthaleonis
concept conwens halben 45. Abdruck: Adam, Kirchen-
geschichte Elsaß, S. 90f. (Auszug ab: dieweil wir aus
Gottes wort)
b Korr. aus: pfarrverwandte.
c Hier ist in HStaatsA Darmstadt D 21 A, Nr. 12 / 1, Bl.
22 eine Leerzeile gelassen worden, in welcher das Datum
der Synode eingetragen werden sollte. In AD Bas-Rhin
36 J (Akten Lehmann, Nr. 1027) findet sich hier die An-
gabe: 28sten May (vgl. Adam, Kirchengeschichte Elsaß,
S. 91).

1 Die Datierung nach AD Bas-Rhin, 36 J (Akten Leh-
mann, Nr. 1027).
2 Philipp IV., * 1514 in Babenhausen als Sohn Philipps
III. von Hanau-Lichtenberg und Sybilles von Baden-
Sponheim, seit 1538 mit Eleonora von Fürstenberg ver-
heiratet (aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor), trat
1538 als Nachfolger seines Vaters die Regentschaft in

tigem rhad, auch erfarung unser graff- und herr-
schafft gebrechen und mengel, fürgenomen, für not-
wendig, nutz und gut angesehen, auch | mit euch, als
unsren getrewen, von solcher christlicher einikeit
und zucht zu rathschlagen.
Derhalben, auff das unser so veterliche wolmeinun-
ge und christliche fürsorge nit vergeblich angewen-
det werde, ist unser gantz ernstlicher befelh, das alle
und yde pfarrherr und seelsorgerb, so yn unser graff-
und herrschafft gehören, auff nehest zukünfftigen
[...]c ynn unser stadt Buchswyler4 erscheinen und
sich als ordentliche leutte und unterthonen zu chri-
stenlicher einikeit, lere und zucht gehorsamlich er-
zeigen, und keiner verachtlicher weise außbleibe, als
lieb einem yden ist, Gottes zorn und unser straff zu
vermeiden. Daran beschicht unser gantz ernstlicher
befelh, genzliche meinung und wolgefallen.

Hanau-Lichtenberg an. 1561 übernahm er die Vormund-
schaft für den Grafen Philipp Ludwig I., später auch für
die Grafen Philipp Ludwig II. und Albrecht von Hanau-
Münzenberg. Wegen der Erziehung der beiden letztge-
nannten am reformierten Nassau-Dillenburger Hof kam
es zu Auseinandersetzungen mit den anderen Vormün-
dern und der Grafenwitwe Margaretha. Am 2. Novem-
ber 1579 unterzeichnete Philipp IV. das Konkordien-
buch (BSLK, S. 764). Er war Rat der Kaiser Maximilian
II. und Rudolf II. und nahm an mehreren Reichstagen
teil, darunter auch dem in Augsburg im Jahr 1555. Auf-
grund seines hohen Alters übergab er 1585 die Regie-
rungsgeschäfte an seinen Sohn Philipp V. Er starb 1590
in Lichtenberg. Vgl. Lehmann, Urkundliche Geschich-
te, S. 456-483; Matt, Cinquième centenaire, S. 67f.
Dietrich, Landes-Verfassung, passim.
3 Erkennen, s. FWb 3, Sp. 486f.
4 In Buchsweiler befand sich die Residenz Philipps IV.
(vgl. die Einleitung S. 26).

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