Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0070
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Grafschaft Hanau-Lichtenberg

gen Blut hat erworben. Denn das weiß ich, das nach
meinem Abschied werden unter euch kommen grew-
liche Wölffe, die der Herde nit verschonen werden.
Auch auß euch selbs werden auffstehen Menner, die
da verkerte Lere reden und die Jünger an sich zihen
werden. Item 1. Tim. 3 [14-15]: Solchs schreib ich
dir und hoffe auffs schirest, zu dir zukommen. So ich
aber verzöge, das du wissest, wie du wandlen sol[s]t
in dem Hause Gottes, welches ist die Gemeine des
lebendigen Gottes, ein pfeiler und grundt-I feste der
warheit. So befihlet auch der ander Psalm [11] der
Oberkeit, den Sohn Gottes zu küssen, anzubeten
und ihm gehorsam zuleisten, Darnach der vier und
zwantzigst [7.9], die Thor dem König der ehren auff-
zuschliessen, das ist, das Reich Gottes an allen orten
zu pflantzen und zu fördern.
Auß disen hochwichtigen ursachen, nemlich, das der
Kirchen mit nutz vorgestanden, das Reich Gottes
erweitert und des Teuffels reich zerstöret möchte
werden, ist dise Kirchenordnung zusammen getra-
gen, in welcher nichts newes, sondern das, so zuvor
in der Cölnischen und Würtenbergischen, mit wel-

cher sich auch die erst Pfaltzgräffische Hertzog Otth
Heinrichs, hochlöblichster gedechtnus15, die Zwey-
brückische16 und Marggräffische zu Pfortzheim17
thun vergleichen, begriffen, fürgenommen ist wor-
den. Derhalben die Pfarherrn, denen zu lieb es ge-
schrieben und in truck gegeben, eintrechtig darbei
bleiben sollen und nit ein jeglicher seines gefallens in
der Kirchen handlen, Dann solche ungleicheit bey
dem gemeinem Man und Leyen groß ergernuß und
nachred pflegt zumachen. Nun befihlt Christus
ernstlich, das man auch die geringen nit sol ergern
und spricht: Wer ergert der gerin[g]sten einen, dem
wer weger18, daß ein Mülstein an seinen Halß ge-
henckt würde und ins Meer, da es am tieffsten, ver-
senckt würde19. Welche schreckliche wort billich al-
len Menschen, bevorab den Kirchendienern, zu
hertzen gehen sollen und sie vermanen, daß sie nicht
mit frechem hertzen, sondern, wie Paulus vermanet,
mit zittern und beben ir Ampt verrichten20. Das
helff der Allmechtige Gott und Vater, gelobt und
gebenedeiet mit seinem Sohn Jhesu Christo und
dem Heiligen Geist, Amen. |

Register der Capitel in disem Buch begriffen

I. Vom Kirchengesang, Predig und Ceremonien

II. Vom Catechismo
9
III. Vom Tauff
14
IIII. Von der Jachtauff
29
V. Vom Nachtmal
34
VI. Von besuchung der Krancken
46
VII. Vom Ehe einsegnen 50

VIII. Von den Feyertagen 58
IX. Von der Begrebnuß 59
X. Von der Visitation 60
XI. Von den Synodis oder Priesterlichen
versamlungen 69
XII. Gemeine Gebet 72
15 Die 1556 von Kurfürst Ottheinrich von der Pfalz erlas-

16 Der Text der 1557 in Pfalz-Zweibrücken eingeführten
Kirchenordnung ist ediert in Sehling, EKO XVIII,1,
S. 71-259. Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken hat-
te geplant, die württembergische Kirchenordnung für
sein Territorium zu übernehmen, und daher 1554 einige
Exemplare von ihr an die führenden Pfarrer seines Lan-
Sitzinger verfaßte Kirchenordnung basiert nach Berg-
holz (vgl. die Einleitung ebd., S. 28-30) zum einen auf
der mecklenburgischen Kirchenordnung von 1552 (Seh-
ling, EKO V, S. 161-219) und zum anderen auf der
pfälzischen Kirchenordnung Ottheinrichs (s. Anm. 15).
Exemplare von ihr an die führenden Pfarrer seines Lan-
des verteilen lassen. Aus deren Reihen war aber Kritik
an der Ordnung laut geworden. Die daraufhin von Ulrich

17 Zur 1556 von Markgraf Karl von Baden-Pforzheim er-
lassenen Kirchenordnung s. Sehling; EKO XVI,
S. 519-521 und die Einleitung ebd., S. 486-488. Mit Aus-
nahme der Vorrede entspricht deren Text der württem-
bergischen Agende von 1553.
18 Besser.
lassenen Kirchenordnung s. Sehling; EKO XVI,
S. 519-521 und die Einleitung ebd., S. 486-488. Mit Aus-
nahme der Vorrede entspricht deren Text der württem-
bergischen Agende von 1553.
19 Mk 9,42par.
20 Phil 2,12.
50

50
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften