Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0082
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Grafschaft Hanau-Lichtenberg

sprechen, darauff das Kindt mit Wasser tauffen und
sprechen:
Ich tauff dich im Namen Gottes, des Vaters und
des Sohns und des Heiligen Geistes.
Wer nun also, wie jetzt vermeldt, Jachgetaufft ist,
der sol nicht wider getaufft werden, sondern sol bey
dem empfangnen Tauffe bleiben. Jedoch, so das
Kind lebendig bleibt, sol man es in die Kirch tragen.
Alß dann sol der Kirchendiener ungefehrlich nach-
folgender weiß damit handlen:
Zum ersten frag er die Hebammen, wie und mit was
worten das Kind getaufft und wer darbey gewesen.
Darnach verhöre er auch die andern, so dabey ge-
wesen, welcher gestalt das Kind getaufft sey. So er
dann befindt, das es recht in dem Namen Gottes,
des Vaters und des Sohns und des Heiligen Geistes,
getaufft worden sey, sol er gegen der versamlung der
Kirchen sprechen:
Lieben Freundt, das Kindlein, uns hie fürge-
bracht, ist seiner sorglichen schwacheit halben da-
heimen im hauß in dem Namen Gottes, des Vaters,
Sohns und Heiligen Geists, nach der ordnung
Christi getaufft worden. Hierauff, daß das heilig,
hochwirdig Sacrament des Tauffs nit geschen- |31|
det noch Gottes Wort, dabey gefüret, für ein spot
gehalten werde, sol es bey dem empfangnen Tauff
bleiben und nit wider getaufft werden.
Und nach dem es noch kein Namen hat, sol es N.
genant werden. Darumb sollen und wöllen wir uns
dises N. alß eines rechten glieds unsers Herren Jhesu
Christi und seiner heiligen Kirchen annemen.
Wir wöllen auch hören das Evangelium, darinnen
sich unser Herr Christus der Kindlin auff das
freundtlichst annimpt, damit wir erinnert werden,
was wir von den Kindern halten sollen. Also
schreibt Marcus am 10. Cap. [13-16]:
Sie brachten Kindlein zu Jhesu, daß er sie an-

rüret. Die Jünger aber furen die an, die sie trugen.
Da es aber Jhesus sahe, ward er unwillig und sprach
zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen und
weret ihnen nicht, dann solcher ist das Reich Got-
tes. Warlich, ich sage euch, wer das Reich Gottes
nicht empfahet wie ein Kindlin, der wirdt nit hinein
kommen. Und er hertzet sie und leget die hende auff
sie und segnet sie.
Dieweil wir nun auß jetzt erzelten worten unsers
Herrn Jhesu Christi des gewiß und sicher sein, das
die Kinder, so Christo zugetragen, ihme gefellig
sein, und nun dises Kindt dem Herren Chri-I32| sto
durch den Tauff auch uberantwort, und wir verhof-
fen, daß es zum Reich der gnaden angenommen und
nun ein Kind des Allmechtigen und Gliedmaß un-
sers Herrn Jhesu Christi worden ist, dem die Engel
Gottes dienen118, So wöllets auch darfür halten und
auch kein mühe noch arbeit verdrissen lassen, jeder
nach seinem beruff und verwandtschafft mit disem
Kind, es dem Herren auffzuzihen und zu unterwei-
sen, daß es lerne halten, das uns der Herr zuhalten
befohlen hat119. Daran ihr Eltern, Verwandten und
Gevattern für euch selbs keinen fleiß sparen und es
in die Kirchen zu dem Catechismo getrewlich för-
dern sollen, so baldt es des alters und verstandts
halber fehig sein mag, damit es wol und gründtlich
erkennen lerne, was grosser und unaußsprechlicher
gnaden und gaben im von Gott im heiligen Tauff
geschenckt und ubergeben sein, und auß dem dann
seinen Glauben in der gemein Gottes selbs gerne be-
kenne und verjehe, sag ab dem Teuffel und der Welt
mit allen iren wercken und lüsten, ergeb und stell
sich dar dem Herren und seiner Heiligen Kirchen in
gantzem gehorsam seines heiligen Evangelions,
bieib und leb in unserm Herren Jhesu Christo biß
ans ende, bring alß ein lebendig glied Christi und
fruchtbare Rebe, die an dem Rebstock Christo ge-
sundt bleibt, viel frucht zu dem preiß Gottes und
besserung seiner Heiligen Kirchen120. |33|
Hierauff lasset uns also beten:

118 Vgl. Hebr 1,5-14. 120 Vgl. Joh 15,5.
119 Vgl. Mt 28,20.

62
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften