Grafschaft Hanau-Lichtenberg
Zum dritten sol man am vorgehenden Abend ein
Predig thun von der Buß, vom Glauben, von dem
Nachtmal, von seinem nutz, von besserung des le-
bens und dergleichen.
Zum vierden, wann die Predig volendet, sol der
Pfarherr vermanen die, so folgendes tags zum
Nachtmal gehen wöllen, daß sie umb den Altar,
erstlich die Menner, darnach die Frawen, gehen wöl-
len und sich dem Pfarherr erzeigen129. Und da ime
etwa Personen unbekandt oder auß wichtigen ur-
sachen nicht gefellig, sol er dieselben nachmalß in
sein hauß erfordern und, was in manglet, anzeigen
und dahin trachten, damit niemandt unwürdiglich
das Nachtmal gebrauche.
Zum fünfften sol auff den tag, da das Nachtmal
zuhalten fürgenommen, das Gesang, Predig und
Ceremonien verricht werden, wie oben im ersten
Capitel vermeldet worden130.
Nach volendter Predig und Gesang sol er nachfol-
gende vermanung sprechen: |36|
Vermanung zum Nachtmal131:
Ir allerliebsten in Christo Jhesu, dieweil wir jetz das
gnadenreiche Abendtmal unsers liebsten Heylands
begehen und halten wöllen, darin er uns sein war-
hafftigen Leib zu einer speiß und sein eigen Blut zu
einem tranck, den Glauben damit zustercken, gege-
ben hat, Sollen wir billich mit grossem fleiß und ein-
brünstiger andacht uns selbs, wie S. Paulus verma-
net, probiren132, Dann diß heilig Sacrament ist zu
einem sondern trost und stercke gegeben den armen
betrübten gewissen, die ire Sünd im hertzen empfin-
den und erkennen, Gottes zorn und den tod fürchten
und nach der gerechtigkeit hungerig und dürstig
sein133.
So wir aber uns selber prüffen und ein jeglicher
129 Sich erzeigen = sich (an)melden, s. DRW 3, Sp. 314.
130 S. 51-53.
131 Die Vermanung entstammt der württembergischen Kir-
chenordnung von 1553, Sehling, EKO XVI, S. 252f.
132 1Kor 11,28.
133 Mt 5,6.
134 Röm 6,23.
in sein gewissen gehet, werden wir gewißlich nichts
anders finden, dann allerley greuliche Sünd und den
Todt, den wir mit der Sünd verschult haben, Dann
der sold der Sünden ist der Todt, wie Paulus
sagt134, und künden uns doch selbs in keinem weg
darauß helffen.
Darumb hat sich unser lieber Herr Jhesus Chri-
stus uber uns erbarmet und ist umb unsert willen
Mensch worden, auff daß er das Gesatz und allen |37|
willen Gottes für uns und uns zu gut erfüllet135 und
den Todt und alles, was wir mit unsern Sünden ver-
schult hetten, für uns und zu unser erledigung auff
sich neme und bezalet136.
Und daß wir je das festiglich glauben, frölich in sei-
nem willen leben möchten, Nam er im Abendmal
das Brot, saget danck, brachs und sprach: Nemet
hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gege-
ben wird137. Das ist: Das ich mensch bin worden,
und alles, was ich leide und thu, ist alles ewer eigen,
für euch und euch zu gut geschehen. Des zu einem
gewissen anzeigen und gezeugnuß und das ir immer
in mir bleiben und leben und ich in euch, geb ich
euch mein Leib zur speiß.
Deßgleichen nam er auch den Kelch und sprach:
Nemet hin und trincket alle darauß. Das ist der
Kelch des Newen Testaments in meinem Blut, das
für euch und für viel vergossen wird zur vergebung
der Sünden. So offt ihr das thut, solt ir mein dabey
gedencken138. Das ist: Dieweil ich mich ewer ange-
nommen und ewer Sünd auff mich geladen hab, wil
ich mich selbs für die Sünde in den todt opffern,
mein Blut vergissen, euch gnad und vergebung der
Sünden erwerben und also ein new Testament auff-
richten, darinnen die Sünd vergeben und ewig nicht
mehr sol gedacht werden139. Des zu einem gewissen
|38| anzeigen140 und zeugnus und zur sterck und für-
135 Vgl. Röm 8,4.
136 Vgl. Röm 3,24; 1Tim 2,6; Tit 2,14. Zu erledigung = Frei-
lassung, Loskauf, s. DRW 3, Sp. 241.
137 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; 1Kor 11,23-24.
138 Mt 26,27-28; Mk 14,23-24; Lk 22,20; 1Kor 11,25.
139 Vgl. Jer 31,33-34.
140 Zeichen, s. FWb 1, Sp. 1606.
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Zum dritten sol man am vorgehenden Abend ein
Predig thun von der Buß, vom Glauben, von dem
Nachtmal, von seinem nutz, von besserung des le-
bens und dergleichen.
Zum vierden, wann die Predig volendet, sol der
Pfarherr vermanen die, so folgendes tags zum
Nachtmal gehen wöllen, daß sie umb den Altar,
erstlich die Menner, darnach die Frawen, gehen wöl-
len und sich dem Pfarherr erzeigen129. Und da ime
etwa Personen unbekandt oder auß wichtigen ur-
sachen nicht gefellig, sol er dieselben nachmalß in
sein hauß erfordern und, was in manglet, anzeigen
und dahin trachten, damit niemandt unwürdiglich
das Nachtmal gebrauche.
Zum fünfften sol auff den tag, da das Nachtmal
zuhalten fürgenommen, das Gesang, Predig und
Ceremonien verricht werden, wie oben im ersten
Capitel vermeldet worden130.
Nach volendter Predig und Gesang sol er nachfol-
gende vermanung sprechen: |36|
Vermanung zum Nachtmal131:
Ir allerliebsten in Christo Jhesu, dieweil wir jetz das
gnadenreiche Abendtmal unsers liebsten Heylands
begehen und halten wöllen, darin er uns sein war-
hafftigen Leib zu einer speiß und sein eigen Blut zu
einem tranck, den Glauben damit zustercken, gege-
ben hat, Sollen wir billich mit grossem fleiß und ein-
brünstiger andacht uns selbs, wie S. Paulus verma-
net, probiren132, Dann diß heilig Sacrament ist zu
einem sondern trost und stercke gegeben den armen
betrübten gewissen, die ire Sünd im hertzen empfin-
den und erkennen, Gottes zorn und den tod fürchten
und nach der gerechtigkeit hungerig und dürstig
sein133.
So wir aber uns selber prüffen und ein jeglicher
129 Sich erzeigen = sich (an)melden, s. DRW 3, Sp. 314.
130 S. 51-53.
131 Die Vermanung entstammt der württembergischen Kir-
chenordnung von 1553, Sehling, EKO XVI, S. 252f.
132 1Kor 11,28.
133 Mt 5,6.
134 Röm 6,23.
in sein gewissen gehet, werden wir gewißlich nichts
anders finden, dann allerley greuliche Sünd und den
Todt, den wir mit der Sünd verschult haben, Dann
der sold der Sünden ist der Todt, wie Paulus
sagt134, und künden uns doch selbs in keinem weg
darauß helffen.
Darumb hat sich unser lieber Herr Jhesus Chri-
stus uber uns erbarmet und ist umb unsert willen
Mensch worden, auff daß er das Gesatz und allen |37|
willen Gottes für uns und uns zu gut erfüllet135 und
den Todt und alles, was wir mit unsern Sünden ver-
schult hetten, für uns und zu unser erledigung auff
sich neme und bezalet136.
Und daß wir je das festiglich glauben, frölich in sei-
nem willen leben möchten, Nam er im Abendmal
das Brot, saget danck, brachs und sprach: Nemet
hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gege-
ben wird137. Das ist: Das ich mensch bin worden,
und alles, was ich leide und thu, ist alles ewer eigen,
für euch und euch zu gut geschehen. Des zu einem
gewissen anzeigen und gezeugnuß und das ir immer
in mir bleiben und leben und ich in euch, geb ich
euch mein Leib zur speiß.
Deßgleichen nam er auch den Kelch und sprach:
Nemet hin und trincket alle darauß. Das ist der
Kelch des Newen Testaments in meinem Blut, das
für euch und für viel vergossen wird zur vergebung
der Sünden. So offt ihr das thut, solt ir mein dabey
gedencken138. Das ist: Dieweil ich mich ewer ange-
nommen und ewer Sünd auff mich geladen hab, wil
ich mich selbs für die Sünde in den todt opffern,
mein Blut vergissen, euch gnad und vergebung der
Sünden erwerben und also ein new Testament auff-
richten, darinnen die Sünd vergeben und ewig nicht
mehr sol gedacht werden139. Des zu einem gewissen
|38| anzeigen140 und zeugnus und zur sterck und für-
135 Vgl. Röm 8,4.
136 Vgl. Röm 3,24; 1Tim 2,6; Tit 2,14. Zu erledigung = Frei-
lassung, Loskauf, s. DRW 3, Sp. 241.
137 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; 1Kor 11,23-24.
138 Mt 26,27-28; Mk 14,23-24; Lk 22,20; 1Kor 11,25.
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140 Zeichen, s. FWb 1, Sp. 1606.
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