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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0091
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6. Kirchenordnung 1573

Gott schuff den Menschen ihm selbs zum Bilde.
Ja, zum Bilde Gottes schuff er in. Er schuff sie ein
Menlin und Frewlin. Und Gott segnet sie und
sprach zu inen: Seid fruchtbar und mehret euch und
füllet die Erden und machet sie euch unter-
than186.
μSo spricht auch Salomon: Wer ein Weib uber-
kompt, der uberkompt was guts und wird wolge-
falen schöpffen vom Herren.
Zum fünfften sollen sie auch hören das Creutz, so
Gott auff den Ehelichen standt gelegt hat:
νAlso sprach Gott zum Weibe: Ich wil dir viel
schmertzen schaffen, wann du schwanger wirst. Du
solt deine Kinder mit schmertzen geberen, und dein
wille sol deinem Man unterworffen sein, und Er sol
dein Herr sein. Und zu dem Man sprach Gott: Die-
weil |56| du gehorchet hast der stimme deines Weibes
und gessen von dem Baum, davon ich dir gebot und
sprach: Du solt nicht davon essen, Verflucht sei der
Acker umb deinetwillen. Mit kommer soltu dich
darauff nehren dein lebenlang, Dorn und Disteln sol
er dir tragen, und solt das Kraut auff dem Felde
essen. Im schweis deines Angesichts soltu dein Brot
essen, biß daß du wider zur Erden werdest, davon
du genommen bist. Dann du bist Erde und zur Er-
den soltu wider werden.
Zum sechsten sol neben dem Creutz auch der trost
und unterhaltung im Creutz vermerckt werden.
Dann unser Herr Christus hat die Sünd, von wel-
cher wegen der Mensch mit dem Creutz beladen
wird, auff sich genommen und gebüßt, auch durch
sein Creutz, das er von unsert wegen auff sich ge-
nommen187, alle Creutz denen, so an in glauben, ge-
segnet und geheiliget. Darumb sagt der Psalm von
dem Man:
Wol dem, der den Herren fürchtet und auff sei-
nem Weg gehet.

μ Prov. 18 [22],
ν Gen. 3 [16-19].

186 1Mos 1,27-28.
187 Vgl. 1Petr 2,24.
188 Ps 128,1-2.

Du wirst dich nehren mit deiner hand arbeit.
Wol dir, du hasts gut188.
So schreibt auch Paulus vom Weib also:
Das Weib wird selig durch Kinder zeugen, so sie
bleibt im Glauben und in der Lieb und in der Hei-
ligung sampt der Zucht189. |57|
Nach disem verlesen sprech der Kirchendiener also:
Ir newen Eheleut, wolt ir auff solche fürgeleßne
stück ewer Ehelich pflicht bestetigen lassen?
Sprechen sie: Ja.
Alß dann sprech er zu dem Man:
N., wiltu N., hie zugegen, zu deinem Ehelichen
Gemahl haben?
Darnach zu dem Weib:
N., wiltu disen N. zu deinen Ehelichen Gemahl?
Alß dann heiß sie der Pfarherr die Hende zusammen
geben und sprech:
Ewer beide Ehelich pflicht, so ir hie vor Gott
und der Heiligen Christlichen Kirchen thun, beste-
tige ich euch in dem Namen des Vaters und des
Sohns und des Heiligen Geists. Was Gott zusammen
gefügt hat, das sol der Mensch nit scheiden190.
Last uns beten:
Allmechtiger, ewiger Gott, der du Man und
Weib geschaffen und zum Ehestandt verordnet hast,
dazu mit früchten des Leibs gesegnet und das |58|
Sacrament deines lieben Sohns Jhesu Christi und
der Kirchen, seiner geliebten Braut191, darin be-
zeichnet, Wir bitten deine grundtlose barmhertzig-
keit, du wöllest solch dein geschöpff, ordnung und
Segen nicht lassen verrucken oder untergehen, son-
dern gnediglich in uns bewaren, durch Jhesum
Christum, unsern Herrn, Amen192.

189 1Tim 2,15.
190 Mt 19,6.
191 Zur Vorstellung der Kirche als Braut Christi vgl. 2Kor
11,2 und Eph 5,25-27.
192 Das Gebet findet sich auch im „Traubüchlein“, s. BSLK,
S. 534.

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