2. Schulordnung für Rappoltsweiler [1565/1567]
2. Schulordnung für Rappoltsweilera
[ca. 1565 bzw. vor 17. Dezember 1567]1
Schul ordnung und gemeiner befelch deß schulmeisters
der stat Rapoltswyr
αMoses, der treu diener in dem ganczen huß Gottes,
hat in dem funfften buch nit allein Gottes willen
und gesacz gelert, sunder auch fleissig ermanet, die
kinder das selbig fleissig zu leren, alleß, waß Gott im
angeben hatt. Also haben auch gethon die fromme
richter und die gottselige konig, als David und Sa-
lomon, der sunderlichen das buchlin der Spruchen,
der juget zu gutem, geschriben hat, also auch das
buchlin Ecclesiastes, das ist der Prediger, das ein ler
ist der feigen2 juget. Also hat der from Ezechias,
Josaphat und Ezechias3 sampt anderen gethon, Got-
tes gnedigen willen in jungen und alten lassen pflan-
czen. Es hatt auch Jesus Syrach sein buchlin den
fürgeschriben, so in der jugent onerfarn sint, da mit
zucht und weißheit lernten. Also haben auch gethon
Helias, Helisens4 sampt anderen propheten, von de-
nen nit in kürcze mag bericht geben werden. Also
aber Christus selbs hat die welt gelert. Hat er im
sunderlichen die kinder heissen zufüren und selbige
gesegnet5. Item Matth. am 18. [6] sagt er: Wer er-
geret diser geringsten einen, die an mich glouben,
dem were besser, das ein mulstein an seinen halß
gehenckt wurde und ertrenckt wurde im meer, da es |
am tieffsten ist. Es lerent die h. aposteln Petrus und
Paulus, wie die kinder sollen ufferzogen werden in
der zucht deß herren6, das aber nit beschicht on
schulen, da Christus in geprediget wirt. Der wegen
α Deut. 23 [sic, gemeint ist hier wohl: Deut 6,6-7].
β A fructu.
a Textvorlage (Handschrift): AD Haut-Rhin E 1630 (ohne
Blattzählung). Abdruck: Stehle, Schulleben, S. 6-8.
b Gestr.: in Christo.
c Erg. über der Zeile.
1 Zur Datierung der Schulordnung vgl. die ausführlichen
Erläuterungen in der Einleitung S. 96f.
alle fursten und herren, alle communen, ja alle re-
genten der zergenglichen welt nichts bessers mögen
uffrichten, das da furderlich sye zu Gottes eer und
zur besserung christenlicher zuchten, auch gemeinen
nuczes, dan christenliche schulen. Dan, wo christen-
liche schulen sint, da volgen solche nuczparkeit, von
denen ich wenig erzelen möcht:
I.
βErstlich lert man in christenlichen schulen, waß
Gott sye, waß Christus, waß Gott der Heilig geist,
des einczig Gott in trey personen.
II.
Zum anderen, sol man der waren religion helffen
und das recht christenthum uff richten, moge es nit
baß7 beschehen danb mit der juget, das siec von juget
an in Christo pflanczet werde.
III.
Man mag auch nichts fruchtparer gedencken zu uff-
erbauwung guter policyen8, regimenten und zuch-
tigem leben, dan wo christenliche schulen sint.
2 Möglich wäre hier die Deutung „die dem Tod verfallene
Jugend“ oder „die freche, geile Jugend“, s. Grimm,
DWb 3, Sp. 1442.
3 Hiskia, vgl. 2Kön 18,1-7.
4 Elia und Elisa.
5 Vgl. Mk 10,13-16par.
6 Vgl. Eph 6,1-4, Kol 3,20-21 und 1Petr 5,5.
7 Besser.
8 Öffentlicher Ordnung, s. FWb 4, Sp. 746f.
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2. Schulordnung für Rappoltsweilera
[ca. 1565 bzw. vor 17. Dezember 1567]1
Schul ordnung und gemeiner befelch deß schulmeisters
der stat Rapoltswyr
αMoses, der treu diener in dem ganczen huß Gottes,
hat in dem funfften buch nit allein Gottes willen
und gesacz gelert, sunder auch fleissig ermanet, die
kinder das selbig fleissig zu leren, alleß, waß Gott im
angeben hatt. Also haben auch gethon die fromme
richter und die gottselige konig, als David und Sa-
lomon, der sunderlichen das buchlin der Spruchen,
der juget zu gutem, geschriben hat, also auch das
buchlin Ecclesiastes, das ist der Prediger, das ein ler
ist der feigen2 juget. Also hat der from Ezechias,
Josaphat und Ezechias3 sampt anderen gethon, Got-
tes gnedigen willen in jungen und alten lassen pflan-
czen. Es hatt auch Jesus Syrach sein buchlin den
fürgeschriben, so in der jugent onerfarn sint, da mit
zucht und weißheit lernten. Also haben auch gethon
Helias, Helisens4 sampt anderen propheten, von de-
nen nit in kürcze mag bericht geben werden. Also
aber Christus selbs hat die welt gelert. Hat er im
sunderlichen die kinder heissen zufüren und selbige
gesegnet5. Item Matth. am 18. [6] sagt er: Wer er-
geret diser geringsten einen, die an mich glouben,
dem were besser, das ein mulstein an seinen halß
gehenckt wurde und ertrenckt wurde im meer, da es |
am tieffsten ist. Es lerent die h. aposteln Petrus und
Paulus, wie die kinder sollen ufferzogen werden in
der zucht deß herren6, das aber nit beschicht on
schulen, da Christus in geprediget wirt. Der wegen
α Deut. 23 [sic, gemeint ist hier wohl: Deut 6,6-7].
β A fructu.
a Textvorlage (Handschrift): AD Haut-Rhin E 1630 (ohne
Blattzählung). Abdruck: Stehle, Schulleben, S. 6-8.
b Gestr.: in Christo.
c Erg. über der Zeile.
1 Zur Datierung der Schulordnung vgl. die ausführlichen
Erläuterungen in der Einleitung S. 96f.
alle fursten und herren, alle communen, ja alle re-
genten der zergenglichen welt nichts bessers mögen
uffrichten, das da furderlich sye zu Gottes eer und
zur besserung christenlicher zuchten, auch gemeinen
nuczes, dan christenliche schulen. Dan, wo christen-
liche schulen sint, da volgen solche nuczparkeit, von
denen ich wenig erzelen möcht:
I.
βErstlich lert man in christenlichen schulen, waß
Gott sye, waß Christus, waß Gott der Heilig geist,
des einczig Gott in trey personen.
II.
Zum anderen, sol man der waren religion helffen
und das recht christenthum uff richten, moge es nit
baß7 beschehen danb mit der juget, das siec von juget
an in Christo pflanczet werde.
III.
Man mag auch nichts fruchtparer gedencken zu uff-
erbauwung guter policyen8, regimenten und zuch-
tigem leben, dan wo christenliche schulen sint.
2 Möglich wäre hier die Deutung „die dem Tod verfallene
Jugend“ oder „die freche, geile Jugend“, s. Grimm,
DWb 3, Sp. 1442.
3 Hiskia, vgl. 2Kön 18,1-7.
4 Elia und Elisa.
5 Vgl. Mk 10,13-16par.
6 Vgl. Eph 6,1-4, Kol 3,20-21 und 1Petr 5,5.
7 Besser.
8 Öffentlicher Ordnung, s. FWb 4, Sp. 746f.
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