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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0135
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3. Zuchtordnung [1553]

tag mit waßer unnd brot in der gefengnus gestrafft
werden sollen.
Unnd als vilmal die beganngnen unnzuchten
unnd mißhandlungen mit der drunckhenheit willen
beschwerdt2, unnd enntschuldigt werden, so ordnet
unnser gnediger herr, das alle die, so zu muttwillig
zuetrinckhen einich laster oder unnzucht begehnd,
sollen zweyfache straf umb dieselben drunckhenhai-
ten unnd darinnen begangen lasters gestraft werden.
Von verderblichen unnd ergerlichen spill
Was fur merckhlichen unrath unnd schaden auß den
verderblichen, uberflüßigen, ergerlichen spill erfolgt,
ist niemandts verborgen, nemblich dye, so umb groß
gelt, gelts wert unnd guet beschehen, wie die täglich
erfarung zaigt, ursach geben zu zertrennung
freundtlichs willens, verhaßung, neid, zorn, verir-
rung unnd zwitung28 allen erbarn thon unnd loßen,
verderbung leibs unnd guets, unnd in suma wider
Gottes gebott, das niemand des annderen guts be-
geren, noch seinem nechsten zu nachtheil hanndlen
soll29, streiten. Darumb ordnet unnd gebeut unnser
gnediger herr, das sich meniglich deren spil, die ime,
seinem weib unnd kindern an irer narung mangel
oder verderben | bringen mögen, unnd in sunderheit
die †[...]† elßen unnd auff die borg zuespillen, gentz-
lichen ennthalt, bey vermeidung schwerer leibstraf,
unnd das auch das auf borg verspilt gelt zuebetzalen
nit schuldig sein soll. Darnach wuße sich meniglich
zuerichten.
Von eebruch, huererey unnd unehelichem beisitz
Es wil unnser gnediger herr allen unehelichen, heim-
lichen oder offentlichen beysitz30 unnd huererey,
dweil derselb wider die gebott Gottes unnd zuver-
felung deß hailigen ehestanndts31 reicht, ernnstlich
unnd bey einer leibs straf verbotten haben, unnd

27Begründet.
28 Entzweiung.
29 2Mos 20,17; 5Mos 5,21.
30 Konkubinat, s. FWb 3, Sp. 1003.
31 Ehebruch, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, Sp. 108
32 Befleckt.

das ein yeder, so damit bepflygkt32 ist, seinen ann-
hanng als baldt nach verleßung unnd publicierung
diser ordnung von ime thun soll.
Deßgleichen, wa sich yemans so schwerlich ver-
geßen unnd mit ubertretung der gebott Gottes33 in
ehebruch, darauß, uber die erweckhung deß zorns
Gottes, vilveltige ergernus unnd beß exempel ennt-
steet, fallen, die sollen mit der gefengnus unnd gelt
straf nach vermögen der person hertiglich unnd un-
nachläßlich gestraft werden.
Von kupplerey
Es wil unnser gnediger herr hiermit alle kupplerey
durchauß verbotten haben unnd, dweil derselben so-
vil unnd mancher wis, | das sie mit allen ußstenn-
den34 nit wil zuerzellen seindt, so sollent derselbigen
mit verweisung deß thals oder lanndts oder nach ge-
stalt der sachen an leib unnd leben gestraft werden.
Von notzwanng35 unnd schwechen der jungkhfrawen
unnd frawen
Wa yemans wurde ein jungfrawen oder frawen mit
der that notzwanngen unnd schwechen, den wil
mein gnediger herr an leib unnd leben strafen loßen.
Wirde aber yemans ein jungfraw oder weibe zu sei-
nem willen bereden36 unnd schwechen, derselbig soll
nach gestalt der sachen gestrafft unnd der ge-
schwechten persohn ein abtrag thon37.
Wie sich vatter unnd mutter unnd eltern gegen
kindern, unnd die kinder herwider gegen
vatter unnd mutter unnd eltern
halten und erzaigen sollen
Unnser gnediger herr gebeut ferrer, das alle eltern
unnd wer die jugent in seiner verwaltigung38 hat, ire
kinder zu aller christlichen zucht, der forcht Gottes,

33 2Mos 20,14, 5Mos 5,18.
34 Rechtshändeln, Streitigkeiten, s. FWb 2, Sp. 1420f.
35 Vergewaltigung, s. DRW 10, Sp. 24f.
36 Überreden, verführen, s. FWb 3, Sp. 1369f.
37 Entschädigung leisten, s. FWb 1, Sp. 441f.
38 Pflege, Obhut, s. Grimm, DWb 25, Sp. 2105.

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