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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0136
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Herrschaft Rappoltstein

gehorsam der oberkheit unnd tugenntsamen, erbarn
wanndel unnd schullen39 aufferziehen unnd erhalten,
innen auch selbs mit sträflichem leben kein beß ex-
empel geben, | deßgleichen, das sich die jungen gegen
ir eltern aller billichen gehorsamen zucht unnd Got-
tes forcht befleißen, alle strafliche laster vermeiden
sollen40. Dan wirde sich yemans hierin annderst hal-
ten, der [sic] gedenckt unnser gnediger herr nach ge-
stalt der sachen unnachlößlich zue straffen.
Von köstlichen41 hochtzeitten, kinderthaufungen,
malzeitten, wirtschaften unnd dergleichen
Dieweil ein merklicher großer nachtheil unnd scha-
den mit den uberflusigen gastungen42 der hochtzeit-
ten, kinderthaufungen unnd anndern malzeiten
erscheint, derselbigen zuefurkhomen unnd abzue-
schneiden unnd dennocht freundliche, fröliche unnd
zimliche hochtzeitten unnd gastereyen nit zuverhin-

39 Pflicht, Dienstbarkeit (schullen = sollen).
40 Vgl. Eph 6,1-4; Kol 3,20-21.
41 Kostspieligen, s. FWb 8, Sp. 1483f.
42 Gastmählern, s. FWb 6, Sp. 160f.
43 Handschlag zur Bekräftigung der vollzogenen Verbin-
dung, Verlobung, s. FWb 7, Sp. 1075f.; DRW 5, Sp. 118f.
44 Mehr als.

dern, setzt unnd ordnet unnser gnediger herr, das
niemandt, reich oder arm, zu keiner hochtzeit kirch-
ganng noch handtschlag43 uf das maist44 viertzig
personnen, zu einem kindelmal45 oder thoufen oder
sunst gastereyen zwantzig personnen laden unnd
halten, denselbigen gesten, sie seyen frombden oder
heimsch, nit uber funf tracht46 oder eßen furstelhen
noch zwo tracht fur eine reihen. Wer solchs uber-
fuer, soll umb vier pfundt Rappen unnachloßlich
gestraft werden.
Es sollen auch die amptleut nit macht oder ge-
walt haben, etwas weitters hierinnen zu erlauben
oder nachtzuloßen.
Unnd welcher hierinnen dise ordnung fliehen, ein
hochtzeit oder annder gastung außerhalb der herr-
schafft halten, so dieselbig ein seßhafte personn, sol
er umb vier pfundt Rappen gestrafft, wer er nit seß-
hafft, die arbeit47 verbotten werden.

45 Ein Essen, das am Tauftag oder auch später den Paten,
der Hebamme und anderen gegeben wird, s. FWb 8,
Sp. 915f.; Grimm, DWb 11, Sp. 730.
46 Gänge beim Essen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2,
S. 741.
47 Die Arbeit im Bergwerk.

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