8. Bericht des Predigers Arnaud Banc über die Lehre der Gemeinde [1561]
Das man aber dargegen furbringt, das kind werde
deß vaters sund unnd mißethat mitt tragen. Unnd
dargegen, wie in Ezechieli 18. cap. [2-4] und an an-
dern orten, leichtlich die anndtwort zugeben ist,
darinn dergleichen sententz steen; auch wie gesagt
ist am 2. buch der Kunigen am 14. cap. [5-6], wie
Joas, der künig, die kinder der verredger6, die seinen
vater getödt haten, nit hab nach dem gsatz Mosi
umbringen laßen; Deutero. 24. cap. [16], das die va-
ter nit sollen umb die kinder sterben, und die kinder
nit sollen sterben fur die väter, aber | ein jeder wurt
sterben fur seine mißethat. Hierinnen hören wir, das
von einem burgerlichen gesatz geredt ist, wie gesagt
ist, das die sund der großen unnd fürnemen in de-
nen, die sie thun, straffet, aber von wegen der vät-
ter, welche von Got zue der erkhanndtnus Jhesu
Christi nit berufft sindt oder welche Got strafft umb
irer abgotterei unnd anderer mißethat willen, unnd
an ire kinder, wie geschriben steet Exod. 20ten cap.
[5], das Got haimsuecht der väter mißethat an iren
kindern biß in das drit und viert geschlecht, ja, der
vatteren, die in haßenndt. Unnd weiter in gemeltem
buch, 34. cap. [7], Deutero. 5. cap. [9] unnd noch
ernstlicher Jerem. 32.bcap. [17-18], da der Prophet
sagt mit geschrei7 vom gewalt Gotes: Ach Herr Got
sihe, du bist der, der himel unnd erden gemacht hast
mit deiner großen crafft unnd außgestreckhtem
arm. Unnd nichts ist dir schwer unnd unmüglich.
Du beweißest barmhertzigkhait in die taußennd; du
widergiltest die boßhait der vatern in die schoß der
kinder, die nach inen komen. Du bist der groß unnd
starckh Got, deß nam ist der Herr der herrscharen.
Darumb sollen wir nit sagen: Was künden oder mö-
gen die kinder der unglaubigen darfur. Dann unns
geburt nit, den Herren umb seine haimliche rath
zuefragen. Wir sollen aber seinem gueten willen ge-
horchen und gehorsam sein. Was haben | die weiber
unnd kinder der uffruerischen Korach, Datham und
b Hs.: 22.
6 Verräter.
7 Verkündigung, Warnruf, s. FWb 6, Sp. 1356f.
8 Verschlungen, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1106f. (s.v. ver-
schlinden).
9 Begraben, s. Grimm, DWb 25, Sp. 204.
Abiram darfur gemacht, die mit einander verschlun-
den8 unnd verteckhth9 sindt worden, Num. 16. cap.?
Was haben verschuldt daß weib und kinder Achan
nach der weldt meinung, die mit dem gemelten
Achan verstainigt sindt worden10, oder die kinder
deren, die in sündfluß umbkhomen sind auch zue
Sodoma unnd Gomorra, sovil vom feuer deß himels
verbranndt11, auch sovil taußennt kinder der Tür-
ckhen und haiden? Was haben dießelbige verschuldt
oder gethon? O, wie ein dieffe der reichthumb, bai-
de, der weißhait unnd der erkhanndtnus Gotes! Wie
gar unergrüntlichen sind seine gericht unnd ohn-
erforschlich seine weg12. Darumb sollen wir unns
deß gewalts Gotes verwunndern unnd vertrawen ha-
ben, das er alles gar wol unnd gantz gerecht
thuet13, unnd kan niemandt unrecht thuen, auch
den kleinen kindern nit, wann ers schon alle ver-
dambt. Dann das ganntz geschlecht Adam ist zer-
stort unnd verderbt; so sindt alle kleine kinder in
sunden enntpfanngen unnd geboren14. Und der lohn
der sund ist der ewig dot, wie S. Paulus spricht,
Ephe. 2. cap. [3], das wir geboren werden kinder deß
zorns. Derohalben mögen die kleinen kinder durch
den herren gerechtiglich verdambt werden, dieweil
wir alle einer boßhafftigen natur sindt. Gleich wie
man die jungen wolff, füchs und schlangen haßet |
unnd zu todt schlecht, so man kan, wiewol sie noch
nit mit der that schaden künden, so waiß man aber,
das sie einer boßhaftigen natur unnd vergifter art
sind.
Das ist die erst ursach, warumb wir die kinder nit
tauffen, uf die andtwort der vorgesagten objection
oder furwurff15. Die ander ursach, warumb man nit
die kinder der ketzer unnd annderer feind deß evan-
gelii zum tauff entpfahen solle, ist, das die sacra-
ment ein sigel deß glaubens sind, Rom. 4 [11] unnd
in der Augspurgischen Confession art. 1316. So haben
10 Vgl. Jos 7,1.16-26.
11 1Mos 19,24-25.
12 Röm 11,33.
13 Vgl. Mk 7,37.
14 Vgl. Nr. 4, Art. 4.
15 Einwand, s. Grimm, DWb 4, Sp. 950.
16 Vgl. BSLK, S. 68: sed magis ut sint signa et testimonia
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Das man aber dargegen furbringt, das kind werde
deß vaters sund unnd mißethat mitt tragen. Unnd
dargegen, wie in Ezechieli 18. cap. [2-4] und an an-
dern orten, leichtlich die anndtwort zugeben ist,
darinn dergleichen sententz steen; auch wie gesagt
ist am 2. buch der Kunigen am 14. cap. [5-6], wie
Joas, der künig, die kinder der verredger6, die seinen
vater getödt haten, nit hab nach dem gsatz Mosi
umbringen laßen; Deutero. 24. cap. [16], das die va-
ter nit sollen umb die kinder sterben, und die kinder
nit sollen sterben fur die väter, aber | ein jeder wurt
sterben fur seine mißethat. Hierinnen hören wir, das
von einem burgerlichen gesatz geredt ist, wie gesagt
ist, das die sund der großen unnd fürnemen in de-
nen, die sie thun, straffet, aber von wegen der vät-
ter, welche von Got zue der erkhanndtnus Jhesu
Christi nit berufft sindt oder welche Got strafft umb
irer abgotterei unnd anderer mißethat willen, unnd
an ire kinder, wie geschriben steet Exod. 20ten cap.
[5], das Got haimsuecht der väter mißethat an iren
kindern biß in das drit und viert geschlecht, ja, der
vatteren, die in haßenndt. Unnd weiter in gemeltem
buch, 34. cap. [7], Deutero. 5. cap. [9] unnd noch
ernstlicher Jerem. 32.bcap. [17-18], da der Prophet
sagt mit geschrei7 vom gewalt Gotes: Ach Herr Got
sihe, du bist der, der himel unnd erden gemacht hast
mit deiner großen crafft unnd außgestreckhtem
arm. Unnd nichts ist dir schwer unnd unmüglich.
Du beweißest barmhertzigkhait in die taußennd; du
widergiltest die boßhait der vatern in die schoß der
kinder, die nach inen komen. Du bist der groß unnd
starckh Got, deß nam ist der Herr der herrscharen.
Darumb sollen wir nit sagen: Was künden oder mö-
gen die kinder der unglaubigen darfur. Dann unns
geburt nit, den Herren umb seine haimliche rath
zuefragen. Wir sollen aber seinem gueten willen ge-
horchen und gehorsam sein. Was haben | die weiber
unnd kinder der uffruerischen Korach, Datham und
b Hs.: 22.
6 Verräter.
7 Verkündigung, Warnruf, s. FWb 6, Sp. 1356f.
8 Verschlungen, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1106f. (s.v. ver-
schlinden).
9 Begraben, s. Grimm, DWb 25, Sp. 204.
Abiram darfur gemacht, die mit einander verschlun-
den8 unnd verteckhth9 sindt worden, Num. 16. cap.?
Was haben verschuldt daß weib und kinder Achan
nach der weldt meinung, die mit dem gemelten
Achan verstainigt sindt worden10, oder die kinder
deren, die in sündfluß umbkhomen sind auch zue
Sodoma unnd Gomorra, sovil vom feuer deß himels
verbranndt11, auch sovil taußennt kinder der Tür-
ckhen und haiden? Was haben dießelbige verschuldt
oder gethon? O, wie ein dieffe der reichthumb, bai-
de, der weißhait unnd der erkhanndtnus Gotes! Wie
gar unergrüntlichen sind seine gericht unnd ohn-
erforschlich seine weg12. Darumb sollen wir unns
deß gewalts Gotes verwunndern unnd vertrawen ha-
ben, das er alles gar wol unnd gantz gerecht
thuet13, unnd kan niemandt unrecht thuen, auch
den kleinen kindern nit, wann ers schon alle ver-
dambt. Dann das ganntz geschlecht Adam ist zer-
stort unnd verderbt; so sindt alle kleine kinder in
sunden enntpfanngen unnd geboren14. Und der lohn
der sund ist der ewig dot, wie S. Paulus spricht,
Ephe. 2. cap. [3], das wir geboren werden kinder deß
zorns. Derohalben mögen die kleinen kinder durch
den herren gerechtiglich verdambt werden, dieweil
wir alle einer boßhafftigen natur sindt. Gleich wie
man die jungen wolff, füchs und schlangen haßet |
unnd zu todt schlecht, so man kan, wiewol sie noch
nit mit der that schaden künden, so waiß man aber,
das sie einer boßhaftigen natur unnd vergifter art
sind.
Das ist die erst ursach, warumb wir die kinder nit
tauffen, uf die andtwort der vorgesagten objection
oder furwurff15. Die ander ursach, warumb man nit
die kinder der ketzer unnd annderer feind deß evan-
gelii zum tauff entpfahen solle, ist, das die sacra-
ment ein sigel deß glaubens sind, Rom. 4 [11] unnd
in der Augspurgischen Confession art. 1316. So haben
10 Vgl. Jos 7,1.16-26.
11 1Mos 19,24-25.
12 Röm 11,33.
13 Vgl. Mk 7,37.
14 Vgl. Nr. 4, Art. 4.
15 Einwand, s. Grimm, DWb 4, Sp. 950.
16 Vgl. BSLK, S. 68: sed magis ut sint signa et testimonia
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