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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0164
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Herrschaft Rappoltstein

clerlich zeigt in der 1. Corinth. am 8. [9-13], 9. cap.
[19-23], Gal. 2. cap. [15-20], Rom. 14. cap. [1-23],
das wa der nechst darvon geergert wurdt, so seindt
sie nit indifferentes ding, sunder gar böß. Darumb
spricht Paulus, wa das fleischeßen seinen brueder
ergeret, so welt er immer keins eßen78. Wievil mer
soll man die bilder hinweg thun, wan man sicht, das
volckh sich naigen unnd darvor anbeten, wie dann
teglich im tempel uff der Maten79 unnd zue Eckh-
rich beschicht, zue großer enterung Gotes unnd zu
großer ergernus seiner kirchen, wider den willen vi-
ler fromer leut. Dann Sannct Paulus in der I. Thes-
sal. [5,22] gebeut, das wir sollen meiden allen bösen
schein. Unnd Johannis, | in der ersten, am 5ten cap.
[21], sagt: Hüetend euch vor den bildern.
Unnd letstlich, sie machen ein großen schurm80 aus
dem sententz Sannct Gregorii, deß ersten babsts
dißes namens81, welcher sagt, das die bilder seien
den burgern unnd einfeltigen unnd das gemel den
unwißenden unnd die geschrift denen, die sie lesen
kunden82. Darnach mögen sie darzu nemen, was in
dem concilio und versamblung, so durch das gebot
aller abgoterer keiserin, genant Hirene, gehandelt
ist worden83, in welchem ist decretiert unnd be-
schloßen worden: Nam Deus est, quod imago do-
cetf, sed non Deus ipse. / Hanc videas, sed mente
colas, quod cernis in ipsa84. Haist also: Was das bildt
weist unnd zeigt, ist Got unnd nit das bildt. / Besihe

f Hs.: decet.

78 1Kor 8,13.
79 Zur Mattenkirche bei Markirch vgl die Einleitung S. 98.
80 Schutz, Geheimmittel, s. Wb. d. elsässs. Mundarten 2,
S. 433; Grimm, DWb 15, Sp. 2052.
81 Zu Papst Gregor I. (*540, † 604), 590 zum Papst
gewählt, vgl. TRE 14, S. 135-145; LThK3 4, Sp. 1010-
1013; RAC 12, S. 930-951.
82 Vgl. die Briefe Papst Gregors I. an den Bischof Serenus
in PL 77, Sp. 1027f. und 1128f.
83 Gemeint ist das 787 von der Mutter des Kaisers Kon-
stantin VI., Irene, einberufene zweite Konzil von Nizäa
(VII. ökumenisches Konzil), das den byzantinischen Bil-
derstreit beilegen sollte. Das Konzil verurteilte die bil-
derfeindliche Synode von Hiereia von 754. Mit Berufung
auf die Hl. Schrift und die Kirchenväter erklärte es die
Bilderverehrung für erlaubt, wobei es aber den Unter-

das bildt, unnd aber der will bet im gaist, was du in
dirselben sihest. Erstlich, nach der meinung S. Gre-
gorii ist in den tempeln zuleßlich, alle bilder zueha-
ben, die einfeltigen zu underweißen. Aber ee ich
anndtwort will geben, will ich anzeigen, was gewalt
unnd authoritet diese persohn in der kirchen Gots
solte haben: Item, er ist der, der die sunderlich meß
geordnet hat, der feugfewer [sic] gesetzt und geord-
net unnd die bilder in den tempel zu underweisung
erhalten, der auch den pfaffen das Delebat85 geboten
hat. Deßhalber, die die | bilder erhalten wellen, sol-
ten sich schemen, ein solchen haubtman unnd fend-
rich zuhaben.
Nun will ich denen anndtworten, die da sagen, das
der götz lernet86. Darwider schreibt der prophet
Abacuc am 2. cap. [19], da er spricht: Wee dem, der
zum holtz spricht: Wach auff, unnd zum stumen
stain: Stannd auff. Wie kan es lernen, dieweil kein
gaist darinnen ist. Unnd aber ein wenig darvor sagt
der gemelt prophet, das das bildt leeret, sagt aber
gleich daruff, das es ein doctor der unwarhait
ist87. Sprycht auch Jere. am 10. cap. [3.8], das die
zucht irer eitelckheit holtz ist. Nun frag ich jetzun-
der, wem ee zuglauben: den propheten, die durch
den gaist Gotes geredt haben, das die bilder nit ler-
nen oder, so sie lernen, so sei es abgotterey, eitel-
kheit unnd unwarhait, oder dem Gregori, der wider
den gaist Gotes geredt hat. Warlich, die kirch unnd

schied zwischen der Verehrung (Proskynesis) und der al-
lein Gott vorbehaltenen Anbetung (Latreia) hervorhob.
Im Westen wurden die Beschlüsse des Konzils durch die
Libri Carolini und die Synode von Frankfurt 794 zu-
nächst verworfen, später aber durch päpstliche Zustim-
mung anerkannt. Auszüge der Beschlüsse in DS,
S. 276f., Nr. 600-603 (zu den Bildern). Vgl. LTHK3 8,
Sp. 885; Hans Georg Thümmel, Die Konzilien zur
Bilderfrage im 8. und 9. Jahrhundert: Das 7. Ökumeni-
sche Konzil in Nikaia 787, Paderborn u.a. 2005.
84 Das lateinische Distichon (unbekannter Autor) ist auch
in der Form überliefert: Hoc Deus est, quod imago do-
cet, sed non Deus ipse. / Hanc recolas, sed mente colas,
quod cernis in illa.
85 Nicht ermittelt.
86 Lehrt, unterweist, s. FW.b 9, Sp. 1013-1015.
87 Hab 2,18.

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