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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0169
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10a. Verpflichtungserklärung für den Prediger [1569]

10a. Verpflichtungserklärung für den Prediger der französischen Gemeindea
[1569]1
Volgen hernacher die artickel, so dem künftigen prediger zu Eckreich sollen,
wie die not erfordert, furgehalten werden

Erstlich, des nachtmols halben, dieweyl jetzunder
sich vil dissputatz erregen2, den cristen zu grosem
nochteyl, ist von nötten, das der prediger einfal-
tig3 darvon handlen und bey der warheyt unnd wort
bleybe.
Von wegen des brots, so zum nachtmal gebraucht
würt, ist von nötten, das iere gnaden prediger das-
selbig hergeben4, damit nit ein jeder prediger brodt
neme seines gefallens.
Das nachtmol zu rei[c]hen, das man es bey dem
ersten bleyben ließ, namlich Weyhenacht, Ostern,
Pfingsten unnd am nechsten sondag vor Michae-
lis5.
Der almusen halber soll die gemeint zu Eckreich 2
person und Markirch 2 erwellen; dartzu soll der
meyer alweg6 zur austheilung einen aus dem ge-
richt7 verordnen, damit es unargwönisch8 werde aus-
getheylt, gleicher gestalt wie uf der Matten in der
teutschen kirchen9 gehaltenn würdt. |

a Textvorlage (Handschrift): AD Haut-Rhin 1 E 83 / 169
(ohne Blattzählung).

1 Die Verpflichtungserklärung trägt kein Datum; sie ist
aber zusammen mit der Bestallung von 1569 überliefert,
so daß auch sie möglicherweise aus diesem Jahr stammt.
Auf alle Fälle muß sie nach 1560 liegen, dem Jahr des
Todes von Marboeuf, da auf die Gewohnheiten bei der
Einsegnung der Ehe und der Taufe in der Amtsperiode
von Pierre Marboeuf verwiesen wird. Sie ist auch nach
dem Vergleich zwischen der deutschen und der französi-
schen Kirche (Nr. 7) anzusetzen, weil in dessen Folge
Egenolph IV. der französischen Gemeinde die Kirche in
Eckerich zuwies.
2 Entstehen.
3 Klar, aufrichtig, s. Grimm, DWb 3, Sp. 173f.

Der ehe einsegnung unnd kinder teufen soll es ge-
halten werden wie zur zeit Marbufio10 oder nach
exempel der nechsten kirchen.
Der feirtag halber, so man im perckwerckh
feirt11, soll der prediger schuldig sein, zu predigenn
wie uf der Mattenn.
Aller brüederlichen liebe gegen den nachbaurn zu
ertzeigen, soll sich der prediger sampt die gemeint
befleissen unnd sonderlichen gegen der teutschen
kirchen unnd gemein daselbst. Wo es aber ander ge-
spürt oder befunden, soll es die oberkeit straffen.
Auch wo die schefle der gemeindt zu Eckreich an-
ders sich erzeygen, als fridlichen und lieben cristen
gebürt gegen den predigern, sollenn aber gestrafft
werden.
Solche artickel würdt mein genediger herr dem
künftigen prediger wol wissen12, mit gelüpnus zu be-
stedigenn.

4 Austeilen. Vgl. dazu auch S. 141.
5 29. September. Zu den Abendmahlsterminen vgl. auch
S. 142, wo aber der erste Sonntag im Oktober (anstelle
des Sonntags vor Michaelis) als Abendmahlstermin ge-
nannt ist.
6 Stets, s. FWb 1, Sp. 803 (s.v. allerwegen).
7 Zum Berggericht vgl. die Einleitung S. 98.
g Ohne Verdacht zu erregen, s. FWb 2, Sp. 89-91.
9 Zur „Mattenkirche“ vgl. die Einleitung, S. 98.
10 Zu Pierre Marboeuf († 1560) vgl. das Biogramm in Nr. 6,
Anm. 1.
11 Zu den Festtagen der Bergleute vgl. Lex. d. MA. 1,
Sp. 1950f.; LThK3 2, Sp. 248; Georg Schreiber, Das
Bergwerk in Recht, Liturgie, Sakralkultur, in: ZSRG.K
39 (1953), S.362-418.
12 Anweisen.

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