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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0207
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Edition

1. Mandat zur Predigt des Evangeliumsa
25. bzw. 29. Juli 15231

Wir, Burgermeister und Rate der stat Mülhusen,
verkünden allen und yegklichen, geistlichen und
weltlichen, unsern Burgern, Burgerin, hindersessen,
verwandten und inwonern diser unser statt, In was
wirden, wesens oder stands die syenn:
Die wil ein yeder Christen mensch uß rechter chri-
stenlicher pflicht dem wort Gottes on mittel2 ver-
bunden und darin allein siner seligkeit zu erwarten
hat, Darumb er schuldig ist, alles sin leben und we-
sen nach der lere desselbigen worttes zu richten,
Unnd so denn ettlich zytt har das liecht des wort
Gottes und heyligen Evangelion Christi fürtreffen-
lichen erschynen, darin uns Christen die Evange-
lische warheit etwas clärlicher und trüwlicher dan
vormals eroffnet und geprediget, deßhalb unserm
seligmacher Christo Jesu (durch den uns dise gnade
gegeben) billich on underlaß lobe und danck zu sa-
gen were, So sehen wir doch, das ettlich geistliche
und weltliche personen soliche verkündung unnd
predigen nit allein undanckbarlich und zuwider ver-
nemen, Sunder ouch (das erschröckenlich zu hören)
die prediger und andere, so vom gotswort und hey-
ligen Evangelio reden oder das zu hören sich flyssen
unnd gern annemen wolten, verhindern, lestern
a Textvorlage A (Einblattdruck): AM Mulhouse Nr. 3613.
Weiteres Exemplar: StaatsA Basel, Fremde Staaten:
Mülhausen A 5. Textvorlage B (Einblattdruck): StaatsA
Bern U. P. 70, Nr. 112. Faksimile dieses Drucks in:
Mieg, Réforme, S. 16. Abdruck: Lutz, Réforma-
teurs 5, S. 61-63; Kuntz, Einführung, S. 45-48. Fran-
zösische Übersetzung des Mandats in Mieg, Réforme,
S. 18.
1 Die Einblattdrucke sind unterschiedlich datiert: Wäh-
rend die aus dem AM Mulhouse und dem StaatsA Basel
stammenden Einblattdrucke als Datum uff Sant Jacobs-
tag (25. Juli) tragen, ist bei dem aus dem StaatsA Bern
stammenden Blatt Mitwoch nach sanct Jacobs tag (29.

unnd schmechen, heissen die selben ketzer, schel-
men, buben unnd derglychen, damit sy die ratzen
under den weissen vermischen3, den gemeynen man
zu verwirren und den schyn der heiligen warheit zu
verduncklen understanden, das dem heilgen Evan-
gelio zuverachtung unnd dem gemeynen volck (so
nach der lere Christi zu leben begert) zu verfürung
und mer zu uffrur unßer gemeynde reichen und die-
nen mag,
Dem allem vorzesein und die weil wir der neygung
und endtlichen willens, uns ouch als Christen lüte
des schuldig erkennen, ob dem wort Gottes zuhalten
und die Evangelische warheit und einigkeit, so vil
uns müglich, zu schützen, schirmen und zu handt-
haben, damit christenliche brüderliche lieb und ei-
nigkeit under den unsern geöffnet und gepflantzt
werde, So haben wir wolbedachtlich und einhellig
erkent und wellend, das unser lütpriester, ouch alle
andre priester unnd ordenslüte, so sich in unsern
pfarrkilchen, Clöstern und Capellen hie zu Mülhu-
sen predigens underziehen4, sy syen, wer sy wellen,
allein das heilig Evangelium und lere Christi und
was sy können und mögen durch die ware Heilige
schrifft, nemlich des Alten und Neüwen testaments,
Juli) angegeben. Für eine mögliche Interpretation der
beiden Datierungen s. die Einleitung, S. 160.
2 Unmittelbar, s. Grimm, DWb 12, Sp. 2386.
3 Mit ratz wird eigentlich die Ratte bezeichnet; der Begriff
wird bildlich aber auch auf Menschen angewendet, s.
Grimm, DWb 14, Sp. 208 und Idiotikon 6,
Sp. 1913-1916. Die weissen sind in übertragener Bedeu-
tung die Reinen, Unbefleckten, s. Grimm, DWb 28,
Sp. 1191. Weissen steht aber auch für Weizen, so daß sich
hier eine Verbindung zum Gleichnis vom Unkraut unter
dem Weizen (Mt 13,24-30.36-43) ergibt.
4 Vgl. die Einleitung S. 157f.

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