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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0211
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3a. Bittschrift zur Versorgung des Prädikanten [1524]

3a. Bittschrift der Zunftmeister betreffend die Versorgung des Prädikanten, die
Verwendung der deutschen Sprache im Gottesdienst und andere Themena
[vor 11. Januar 1524]1

Ersamen, fürsichtigenn, wisen, günstigen, lieben
herren, eß soll üch woll frembd nemen2, das mir für
üwer wißheit erschinenndt. So ist unser erstlich be-
wegen3 der spruch Pauli, den er schribt zu seinem
junger Tim[o]theob, namlich also: αDie priester und
diener, die üch ein gutt exempel vortragen, die sindt
zwifacher eer würdig, fürtreffenlich die, die arbeit-
ten in der ler und wortt Gottes. So hendt mir yetz-
moll einenn, der unß clarlich das verkündt4. Mir se-
hen aber woll, das der selbig nit in eren gehaltenn
würdt und inn wollhalltung5, und gar der spruch nit
an im erfüllt würdt, beschmecht unß übell6. Ist vor-
mals von unsertwegen auch gebetten worden, das
unser predicant versorgt werdt, uff das er kein man-
gell heyg7, den eß stott geschriben: ßEin yeglicher
tagloner ist sinß lonß würdig8. Nun ist er der, der
unß vorwerckt9 das werck Gottes und unß anzeugt
den göttlichen weg zu der seligkeitt. Worumb wollt
sölicher nit gehalten werden vonn unnß, uff das er
ein gutt ußkumen hett und nit anderstwo hinstel-
lett10, do im grösser eer erbotten wurdt, den | von
unß erzeugt würde?

α 1. Timo. V [17],
β 1. Timo. V [18],

a Textvorlage (Handschrift): AM Mulhouse Nr. 3640
(ohne Blattzählung).
b Hs.: Timtheo.

1 Die Datierung der Bittschrift auf [vor den 11. Januar
1524] ergibt sich aus dem in Nr. 3b genannten Termin
des Erscheinens der sechs neuen Zunftmeister vor dem
Rat: Uff Mentag vor Erhardi. Bei diesem Termin trugen
die neuen Zunftmeister den Ratsherren neben dem schon
in der Bittschrift enthaltenen Punkt der konsequenten
Bestrafung der Konkubinarier auch das Problem der
Pruckner vorenthaltenen Präsenzgelder und den Streit
mit dem Deutschordensherren vor.
2 Befremden, s. Grimm, DWb 4, Sp. 127; Idiotikon 1,
Sp.1299.

Zum anderen moll ist auch unseren zunfftmei-
steren verheyssen worden unnd eygentlich11 zugseitt
von einer gantzer gmein wegen, uff das nechst, das
ein pfründt ledig werdt, die besser sig, im zueygnen
wöllen oder sunst begeben12, uff das er ein woll uß-
kumen heyg. Sölichem allem kein statt geben wor-
den ist, und doch in mittler zitt IIII pfriendt ledig
worden und ander münch und pfaffen dor mitt be-
gobt handt, deren mir selbs vorhin gnug hetten ge-
han13, dieselbigen auch unß nienen14 zu nutz sindt,
den uff der gassen die lütt uß zu richten15, wölche
auch unß das wortt Gottes nit können verkünden,
doran das gröst lidt. Hendt mir nit lenger mögen
schwigen und sölichs sehen und üch verhalten. Ist
noch unser gantzer gmein ernstlich, christenlich und
diemietige bitt an üch, unser gnedig herren wöllen
unseren predicanten begeben, uff das er ein erlich
ußkumen heig. Eß wer doch unß ein schandt, das
mir ein sölichen eren-⎥ man nit halten möchten, der
doch unß nüt anderst lernt den den götlichen weg.
Zum anderen ist unser anligen und beger, das doch
den worten Christi statt und ortt geben werdt, in

3 Beweggrund, Antrieb.
4 Gemeint ist Nikolaus Pruckner. Zu ihm s. das Biogramm
in Nr. 3b, Anm. 4.
5 Annehmlichen Lebenshaltung, s. Grimm, DWb 30,
Sp.1162.
6 Das kränkt uns sehr, s. FWb 3, Sp. 1722; DRW 2,
Sp. 106.
7 Habe.
8 Vgl. auch Lk 10,7.
9 Vorbildet, vor allem anderen wirkt, s. Grimm, DWb 26,
Sp.1944.
10 Sich an einen anderen Ort begibt.
11 Ausdrücklich.
12 Begeben - jemanden mit etwas ausstatten, s. FWb 3,
Sp. 542f. (nochmals am Ende des Abschnitts).
13 Zuvor genug gehabt haben.
14 Nichts, s. Idiotikon 4, Sp. 762.
15 Zu beschimpfen, zu schelten, s. FWb 2, Sp. 1245.

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