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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0219
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6a. Anfrage des Komturs des Deutschordenshauses zur Tätigkeit des Leutpriesters [1524]

6a. Anfrage des Komturs des Deutschordenshauses zur Tätigkeit des Leutpriestersa
27. Juli [1524]1

Daß anbringen2, so beschehen ist uff Mitwuchen
noch Jacobi for einem ersammen und wisen, groß
gehaltnen ratt zu Milhusen, etlicher artickel halb,
anbetreffen die pfar kirch3 hie zu Mülhusen etc.:
1. Item der citatzen halb, wie und in wellicher ge-
stallt die sollen verkindt oder nit verkündt wer-
den4 by berieren geystlich oder weltlich, fremd oder
heimschs, ouch vorab, so deren etlich uß gyengen
von minem gnedigen herren von Basel5 an die
prie[ster]schafft zu Mülhusen.
2. Item der banschetz6 halb, ob ein lütpriester uß
altem bruch und herkommen die zu forderen und zu
stroffen hat oder nit, dan do von soll ein lütpriester
dem vicario7 alle jor für sin rechtsam8 II lib. geben.
Wu aber ein lütpriester des nit macht hatt und hin
fur haben soll, wie bißhar der bruch gewesen, so
were doch billich, daß sollichs verhyett und unge-
strofft nit belibe. Dorum ist bescheyd zu geben etc.

a Textvorlage (Handschrift): AM Mulhouse Nr. 3832
(ohne Blattzählung).

1 Die Anfrage des Komturs des Deutschordenshauses und
die dazugehörige Stellungnahme des Rates sind nach der
Verordnung zu den Prozessionen und Feiertagen (Nr. 4)
und nach den Anweisungen für den Schulmeister und die
Kapläne (Nr. 5) entstanden, da hier auf beide Ordungen
Bezug genommen wird (s. unten die Anm. 13 und 16).
Die Weisung für den Schulmeister und die Kapläne
stammt vom 24. April 1524. In Art. 8 der Anfrage des
Komturs wird in ihrem Zusammenhang von der ange-
fangne[n] nüwerüng gesprochen. Daher erscheint es sinn-
voll, die Anfrage auch in das Jahr 1524 zu setzen und
entsprechend der Angabe in der ersten Zeile Mitwuchen
noch Jacobi das Dokument auf den 27. Juli [1524] zu
datieren.
2 Gesuch, s. FWb 1, Sp. 1012f.
3 Zur Pfarrkirche St. Stephan vgl. die Einleitung S. 157.

3. Item uß alter, loblicher gewonheytt und har kom-
men sint die, so zu kirchen und zu dem sacrament
der heyligen e griffen handt, zu for zwyerent9 an der
kantzel verkundt worden und zum drytten for der
kirchen. Yetzunt wellent etlich, man solle sy infie-
ren, sy syent verkundt oder nit. Ist ouch dorum be-
richt zu geben etc. |
4. Item biß her, ouch nit on ursach, der bruch und
ordnung des rechten gewesen, das die, so dan haben
wellen zu kirchen gon, sint ingefurt worden zu dem
pfron ampt10. Yetzunt wellen etlich, das sy zu der
fryemesß ingefurt werden. Waß geferlicheytt11 harin
gebrucht werden mag, ist wol zu ermessen.
5. Item von vil joren her sint die kind in latin ge-
toufft worden. Yetzunt, durch allerley nüwerung der
luterschen leren, wellen etlich, das iro kind in latin,
etlich in tüschs getoufft werden, das doch dem orden
von wegen irß lütpriesters und helfferen, der gestallt
zu touffen, nit gelegen sin will. Sonder, uff welche

4 Die verkürzte Form citatz für Zitation erscheint im 16.
Jh. häufig.
5 Gemeint ist der Bischof von Basel (von 1503 bis 1527
bekleidete Christoph von Utenheim das Amt; zu ihm s.
Gatz, Bischöfe, S. 719f.).
6 Mit „Bannschatz“ können zum einen die Gebühren ge-
meint sein, die dem Kirchherrn für die Aufhebung der
kleinen Exkommunikation zu zahlen waren, zum ande-
ren die Strafgelder, die bei Verstößen gegen Disziplinar-
gesetze oder den öffentlichen Anstand (z.B. bei sexuellen
Vergehen, Mißachtung der Sonn- und Feiertage etc.)
erhoben wurden. Wie die Antwort des Rates zeigt, sind
hier letztere gemeint. Vgl. dazu Idiotikon 8, Sp. 1658-
1661.
7 Wohl der Generalvikar.
8 (Vor)recht, Berechtigung, s. DRW 4, Sp. 284 (s.v. ge-
rechtsame).
9 Zweimal.
10 Hochamt.
11 Arglist, Betrug, s. FWb 6, Sp. 438.

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