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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0233
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10. Gutachten zu den Basler und Straßburger Ordnungen [1529]

10. Gutachten des Leutpriesters und der Prädikanten zu den ihnen vorgelegten Basler
und Straßburger Ordnungena
[um den 26. November 1529]1

Der luttpriester mit sampt denb zweyen predican-
ten2 haben, noch dem sy von ettlichen miner herren,
burgermeisterc mit andern, die dazuo verordnet,
unß ettlichen stuck halb, namlich deß spylens, der

a Textvorlage (Handschrift): AM Mulhouse Nr. 3912
(ohne Blattzählung).
Dem Gutachten der Geistlichen ist eine Stellungnahme
einer vom Rat eingesetzten Kommission zu einzelnen
Fragen der Basler bzw. Straßburger Ordnungen vorge-
schaltet, die auch von einer anderen Hand geschrieben
worden ist:
Dem nach mine herren haben etlich herren geordnet, die
die ordnung deren von Basel und Straßburg besehen.
Und ob etwas nottwendigs wer, in unser stat zu endern
oder zu setzen, so ist uff hut, Fritag noch S. Katherinen
tag, im 29. jar, diß besehen, des spilens halb geordnet,
das man fuer gut dunnckt, das man nun furhin kein spil
zulossen wil thürer dan umb ein rappen uffs hochst und
sich kein spil sich steigren sol lassen in keinem weg noch
bietten, wie dan etwo gschehen. Das dunckt die herren
gut sin gstrofft: Als dick, das das einer ubertret, der sol
alß dick geben und gefallen sin 1 1b. d. Das on gnad des
glichen sol schuldig sin ein jeder stuben knecht oder wirt
oder wirts knecht, die selbigen zu warnen oder anzuzei-
gen, das der selbig gstrofft werden mag. Wo ers aber nit
det oder sy in das zulöndt [gestatten] und das man innen
wurd, so sol der wirt oder stuben knecht ouch gstrafft
wert.
Der andren spil halb, so unsren herrn haben geordnet,
das man nit spillen sol in verkundung des wort Gotts,
ouch by liecht nit zu spilen blipt in sinem wessen, so ver,
das das selbig ghalten werd und dem selben anlig, das es
gstrofft werd. Und hendt die selbig stroff ouch gebessert,
namlich, das jeder, der sich der satzung ubergodt [= die
Satzung übertritt], als dick sol bessern I 1b. Des glichen,
ob deß zutrinckens halb, sol ouch ghalten werden wie
vor. Do stuben knecht und wirt solchs sehen oder horen,
sofer sy sy warnen und syes witther theten, solen sy sy
rüchen [= rügen]. Des schwerens halb sol wie vor geord-
net. Sol wider ernewrett werden, das man das selbig ge-
halten sol werden. |
Dem noch ist ghandelt der ee halben, wie sy bilich
dunckt. Ist diß, das sy gut dunckt, das die ordnung, so
zu Basel ghalten und gsetzt, das die selbig hie ouch ghal-
ten werd, wie es dan in dem buch verzeichnet ist von

ee halb und des fryegebetts gefragt, wie solche und
der glychen zu bessern weren und unß noch Baß-
ler3 und Straßburger4 ordnung solche möchten ein
form und muster abnemmen.

dem a bis zum b und c. Diß vals wir gut an sehen. Wit-
ter, ist etwas der ee, findt man bim d. Dem noch ist
ghandlet der stroff, so die eebrecher und kuplerin
gstrafft. Dunck sy gut, der ordnung, die die von Basel
haben, geordnet.
Des frugbets halber sind dargeben herr Michel, herr
Cristan und der kilchwart.
Ebenfalls vorangestellt ist dem Text eine Notiz von Otto
Vinerius Binder: Daß frye gebett, wie ouch andre tag
predigen, sol uffs flyssigest, nutzlichest und dem volck
erbuwlechest verordnet und gehalten werden. Mit waß
oder welchen personen stellen wir der gmeinen kirchen
durch die oberkeit heim, durch die ouch die erwelung
und beruff geschehen sol. Dann wie wir und andere from
predicanten erwelt und berufft werden sollen, also soll eß
auch mit den diacon geschehen. |
b Gestr.: ander.
c Gestr.: darzuo verordnet.

1 Zur Datierung des Gutachtens der Geistlichen vgl. die
Angabe Fritag noch S. Katherine tag, im 29. jar [26. No-
vember 1529], in der unter Anm. a des textkritischen
Apparats abgedruckten Stellungnahme der Ratskom-
mission. Auf jeden Fall muß das Gutachten nach dem
Erscheinen der Basler Reformationsordnung (1. April
1529) und der Straßburger Zuchtordnung (25. August
1529) liegen (vgl. auch Anm. 3 und 4).
2 Zu den drei Geistlichen, dem Leutpriester Augustin Ge-
schmus, und den beiden Prädikanten Otto Vinerius Bin-
der und Jakob Augsburger vgl. die Einleitung, S. 158 mit
Anm. 37 und Nr. 9, Anm. 43 und 44.
3 Die Basler Reformationsordnung, die in drei gedruckten
Ausgaben überliefert ist, findet sich in Dürr /Roth,
Aktensammlung 3, Nr. 473, S. 383-410, in RBS 1,1,
S. 242-258 sowie in Campi / Wälchli, Basler Kir-
chenordnungen, Nr. 3, S. 13-42.
4 Die sowohl in Plakat- als auch in Heftform gedruckte
Straßburger Zuchtordnung „Constitution und Satzung“
ist ediert in Sehling, EKO XX,1, Nr. 10, S. 208-217.
Vgl. dazu auch die Einleitung ebd., S. 47.

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