10. Gutachten zu den Basler und Straßburger Ordnungen [1529]
sampt den Sontagen zu fyren verordnet ha-
ben16.
Item mit den schuolen sagen mir, daß man fur die
jugent zwo schuolen verordnen, ein latinische fur die
knaben und ein tütschy fur die meitlin17. Und sollen
nit allein schuolen deß buochstabens, sonder christ-
liche zuchthuser sein. Man sol schon, suber und rein
latin lernen und zuchtige authores der jugent fur
haltten, daß die jungent und betagten18 dadurch
kunstrych zu hebreischer und griechischer sprach
und zu christlichen tugenten und furstendern der
gemeinde gepflanzt und gezogen werden megen,
noch lutt Baßler ordnung19. eEs sollen auch alle jar
vier mal die kinder offentlich durch den predicanten
oder diacon irs gloubens examiniert, bericht und
verhoret werden, noch lutt Baßler ordnunge20.
Item mit dem lestern Gottes, seins heilgen worts,
der sacrament, der reinen jungfrowen und andern
lieben heilgen schenden und verachten, sol gehand-
let werden noch lutt und inhalt Baßler ord-
nung21. |
Item mitt der fursehung22 und narung halb, die nitt
allein der armen im spytal, sonder ouch der huß-
armen, so not und mangel leyden, vom gmeinen al-
musen oder sonst, wo manß haben möcht, ein vet-
e-e Erg. am Rand.
f Korr. aus: bescheid.
16 Das Kapitel „Von fyrtagen“ (Dürr / Roth, Akten-
sammlung 3, Nr. 473, S. 400).
17 Mädchen.
18 Erwachsenen, s. FWb 3, Sp. 2032f.
19 In der Basler Reformationsordnung „Von den schulen“
(Dürr / Roth, Aktensammlung 3, Nr. 473, S. 400),
dort aber mit Einbeziehung der Universität.
20 Vgl. dazu im Abschnitt „Des leutpriesters ampt“ der
Basler Ordnung: das die leutpriester die jungen kind, so
von syben jaren bitz in dz vierzehendist jare ungeverlich alt
sind, alle jar viermal für sich und ire diacon in die kilchen
offentlich beruffen, ob sy betten können, auch die bott des
herren wissend, befragen und demnach sy in glauben und
liebe Gottes tugentlich underwisen ( Dürr / Roth, Ak-
tensammlung 3, Nr. 473, S. 389).
terlich, getruw, flyssig insehens geschehe, daß einer
oder zwen heilgenpfleger23 dazuo erwelt und verord-
net werden, die solch hußarmen in geschäfft24 het-
ten, all wuchen sy heimsuchten und iren mangel und
not, ye noch gelegenheit, erstatteten und noch der
oberkeit gefallen und verordnen ir rechnung schul-
dig sond sin zu geben. Die fremden bettler möcht
man am thoren etwan mit eim rappen ein abstri-
cken25 oder, so sy in statt kemen, iren bescheid26 im
spytal haben. Do [sy] im spytal bescheid nemen,
noch dem sy geherbert [sic] sind, [sollen sy] ongfer-
lich in eim fierteil jars lang nit meer sych hie in bet-
tels wyß lon finden. Also ouch an thoren mag man
inen ouchf solchen bescheid geben27, welchen die
noht nit begryffe28, es were dann etwan lybs not.
Hie zu solchem almusen sollen die predicanten und
kylchen diener, daß eß dest baß erstattet mög wer-
den, uff den kantzlen in predigen daß volck zu
handreichung und stüren29 ernstlich, offt und
dick30 fruntlich [zu] ermanen schuldig sin, noch in-
halt der gschryfft, Gala. 6 [2.9-10].
Item mit ubertrettung der feyrtagen, als so yemant
forlessig oder widerwillig, so man in offentlicher
kyrchen versamlet ist, daß Gotts wort nit horen
wolt, ouch mit dantzen, spylen usserthalb der be-
stimpten zeit, sol noch lutt Baßler ordnung gehalt-
ten werden31, also, daß vor zwelffen by unß und
21 Dürr / Roth, Aktensammlung 3, Nr. 473, S. 401f.
(„Von den lästeren Gottes, des glaubens und der sacra-
ment“), s. auch oben unter Anm. 16.
22 Vorsorge, s. Grimm, DWb 4, Sp. 809f.
23 Die Heiligenpfleger waren die Verwalter des Kirchenver-
mögens, s. Grimm, DWb 10, Sp. 840; FWb 7, Sp. 1490;
DRW 5, Sp. 579f.
24 In ihrer Verantwortung, ihrem Aufgabenbereich, FWb 6,
Sp.1226-1229.
25 (Vom Eintritt in die Stadt) abhalten, s. Grimm,
DWb 1, Sp. 134f.
26 Milde Gabe, s. FWb 3, Sp. 1634.
27 Hier: diese Regelung mitteilen. s. FWb 3, Sp. 1633.
28 Nicht ergriffen habe s. Grimm, DWb 1, Sp. 1308.
29 Hilfeleistung und Unterstützung, FWb 7, Sp. 1073 und
FWb 11, Sp. 402f.
30 Häufig.
31 Das Kapitel „Von übertretung der fyrtagen“ der Basler
215
sampt den Sontagen zu fyren verordnet ha-
ben16.
Item mit den schuolen sagen mir, daß man fur die
jugent zwo schuolen verordnen, ein latinische fur die
knaben und ein tütschy fur die meitlin17. Und sollen
nit allein schuolen deß buochstabens, sonder christ-
liche zuchthuser sein. Man sol schon, suber und rein
latin lernen und zuchtige authores der jugent fur
haltten, daß die jungent und betagten18 dadurch
kunstrych zu hebreischer und griechischer sprach
und zu christlichen tugenten und furstendern der
gemeinde gepflanzt und gezogen werden megen,
noch lutt Baßler ordnung19. eEs sollen auch alle jar
vier mal die kinder offentlich durch den predicanten
oder diacon irs gloubens examiniert, bericht und
verhoret werden, noch lutt Baßler ordnunge20.
Item mit dem lestern Gottes, seins heilgen worts,
der sacrament, der reinen jungfrowen und andern
lieben heilgen schenden und verachten, sol gehand-
let werden noch lutt und inhalt Baßler ord-
nung21. |
Item mitt der fursehung22 und narung halb, die nitt
allein der armen im spytal, sonder ouch der huß-
armen, so not und mangel leyden, vom gmeinen al-
musen oder sonst, wo manß haben möcht, ein vet-
e-e Erg. am Rand.
f Korr. aus: bescheid.
16 Das Kapitel „Von fyrtagen“ (Dürr / Roth, Akten-
sammlung 3, Nr. 473, S. 400).
17 Mädchen.
18 Erwachsenen, s. FWb 3, Sp. 2032f.
19 In der Basler Reformationsordnung „Von den schulen“
(Dürr / Roth, Aktensammlung 3, Nr. 473, S. 400),
dort aber mit Einbeziehung der Universität.
20 Vgl. dazu im Abschnitt „Des leutpriesters ampt“ der
Basler Ordnung: das die leutpriester die jungen kind, so
von syben jaren bitz in dz vierzehendist jare ungeverlich alt
sind, alle jar viermal für sich und ire diacon in die kilchen
offentlich beruffen, ob sy betten können, auch die bott des
herren wissend, befragen und demnach sy in glauben und
liebe Gottes tugentlich underwisen ( Dürr / Roth, Ak-
tensammlung 3, Nr. 473, S. 389).
terlich, getruw, flyssig insehens geschehe, daß einer
oder zwen heilgenpfleger23 dazuo erwelt und verord-
net werden, die solch hußarmen in geschäfft24 het-
ten, all wuchen sy heimsuchten und iren mangel und
not, ye noch gelegenheit, erstatteten und noch der
oberkeit gefallen und verordnen ir rechnung schul-
dig sond sin zu geben. Die fremden bettler möcht
man am thoren etwan mit eim rappen ein abstri-
cken25 oder, so sy in statt kemen, iren bescheid26 im
spytal haben. Do [sy] im spytal bescheid nemen,
noch dem sy geherbert [sic] sind, [sollen sy] ongfer-
lich in eim fierteil jars lang nit meer sych hie in bet-
tels wyß lon finden. Also ouch an thoren mag man
inen ouchf solchen bescheid geben27, welchen die
noht nit begryffe28, es were dann etwan lybs not.
Hie zu solchem almusen sollen die predicanten und
kylchen diener, daß eß dest baß erstattet mög wer-
den, uff den kantzlen in predigen daß volck zu
handreichung und stüren29 ernstlich, offt und
dick30 fruntlich [zu] ermanen schuldig sin, noch in-
halt der gschryfft, Gala. 6 [2.9-10].
Item mit ubertrettung der feyrtagen, als so yemant
forlessig oder widerwillig, so man in offentlicher
kyrchen versamlet ist, daß Gotts wort nit horen
wolt, ouch mit dantzen, spylen usserthalb der be-
stimpten zeit, sol noch lutt Baßler ordnung gehalt-
ten werden31, also, daß vor zwelffen by unß und
21 Dürr / Roth, Aktensammlung 3, Nr. 473, S. 401f.
(„Von den lästeren Gottes, des glaubens und der sacra-
ment“), s. auch oben unter Anm. 16.
22 Vorsorge, s. Grimm, DWb 4, Sp. 809f.
23 Die Heiligenpfleger waren die Verwalter des Kirchenver-
mögens, s. Grimm, DWb 10, Sp. 840; FWb 7, Sp. 1490;
DRW 5, Sp. 579f.
24 In ihrer Verantwortung, ihrem Aufgabenbereich, FWb 6,
Sp.1226-1229.
25 (Vom Eintritt in die Stadt) abhalten, s. Grimm,
DWb 1, Sp. 134f.
26 Milde Gabe, s. FWb 3, Sp. 1634.
27 Hier: diese Regelung mitteilen. s. FWb 3, Sp. 1633.
28 Nicht ergriffen habe s. Grimm, DWb 1, Sp. 1308.
29 Hilfeleistung und Unterstützung, FWb 7, Sp. 1073 und
FWb 11, Sp. 402f.
30 Häufig.
31 Das Kapitel „Von übertretung der fyrtagen“ der Basler
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