Mülhausen
des frevel soll von unß ernstlich gestrafft werden.
Darnach wiß sich yederman zu richten.
[II.] Die wyl aber allwegen, Wenn Gott syn wort
laßt lüchten, den morgen stern11 der dunckelheyt, so
tribt Sathan syne glider, sich nit alleyn dem wort
wider zu setzen, sonder ouch zu üppigem, schantli-
chem und mutwilligem leben. Deßhalb haben wir,
gemelte Burgermeyster und Rätte, in krafft unsers
gegebnen Göttlichen gwalts, das übel zu straaffen
unnd das gut zu schützen12, dem ewigen Gott zu
prys unnd eer und unß, ouch unsern gemeynden, zu
besserung, ouch recht gschaffne buß, nachvolgende
ordnung angesehen und mit wol bedachter erkant-
nuß gesetzt, und wöllen ouch sollichs in unser Statt
und oberkeit von mengklichem13 (on alles persönlich
ansehen) gehalten haben, und namlich dem grusam-
lichen schweren und Gotts lesteren, dem unmensch-
lichen zutrincken14, füllen unnd suffen und mut-
williger unreynigkeit15, umb welcher mercklichen
grossen laster und sünd unser Gott zum offter mal
in Altem und Nüwem testament syn zorn hat lassen
über die boßhafftig welt gen mit erschrockenlicher
straff:
Erstlich, der unzimliche schwür und Gotz lesterung
halb, setzen und ordnen wir: Ob sich begeben wurde
(das der gütig Gott wenden wöll), das yemants, er
wär man oder wyb, wer der wär, eyn unntzimlichen
schwur thun unnd den Namen unnsers Gotts leste-
ren oder by den glidern Jesu schweren wurd, wo das
beschech in unser Statt und oberkeyt, So soll der
nächst, in sollich Gotts lesterung höret16, by synem
gschwornenb eyd den selben, der also geschworen
hat, trüwlich warnen unnd sagen: „Fürcht Gott und
schwer nit mer!“ Welcher aber darüber wyther
lesteret, der soll unnachleßlich an synem lyb und
gut, ye nach gstalt der sachen und grösse der Gotts
lesterung, gestrafft werden. Es möcht aber eyner so
frevenlichen schweren, man wurd ihn an synem le-
ben straffen.
Wyther wöllen wir ernstlich hiemit verbotten haben
das schendtlich füllen unnd zutrincken, dar uß al-
lerley args volgt. Dann welcher den andern zum
zutrincken reytzt, es sey mit manen, wincken, dü-
ten17 oder wie das geschehen kan und mag, wo das
beschicht in Zünfften18 oder Würtzhüsern oder an-
dern orten in unser Statt und gebiet, der nächst, der
sollichs übel sicht, der soll zu ihm sagen: „Thun sol-
lichs nit mer!“, dann er das by synem gschwornen
eyd muß anbringen19. Wirt aber yemandts solliche
brüderliche warnung verachten, des soll nit ver-
schondt werden, sonder, so offt er zutrinckt, soll er
eyn pfund pfining zur besserung bezalen by der tag
zyt20 oder zur Statt hinuß gewisen werden.
Und aber am tag lidt leyder, Gott erbarms, das spi-
len, Gotts lesteren und zutrincken gemeynlich by
eynander und eyns das ander ursacht, von welchem
dann vil haders, beschedigung21, todschlag und
endtlich das verderben an lyb, seel, eer und gut ent-
stoth, wöllen wir by vor gemeltem gebott des
zutrinckens ouch das spilen gantz und gar verbotten
haben umb gelt in unser Statt und oberkeyt und
anderschwo den unseren. Darnach wisse sich
mengklich zerichten und vor schaden zu verhüten.
Actum in unserem gesessenen Radt uff Frytag, dem
zwölfften tag Januarii, Im jar nach der geburt Chri-
sti, unsers eynigen heylands, gezelt thussent fünff-
hundert syben und drissig.
Viacrius Vinck, Stattschriber zu Mülhussen
b Druck: geschornen.
11 Vgl. 2Petr 1,19; Off 22,16.
12 Vgl. 1Petr 2,14.
13 Jedermann.
14 Zum sogenannten „Zutrinken“ vgl. die Erläuterungen
unter Nr. 2, Anm. 6.
15 Hier ist wohl das Entleeren des Magens und der Blase
auf der Gasse gemeint.
16 Der ihn solche Gotteslästerung tun hört.
17 Durch Zeichen geben, s. Idiotikon 13, Sp. 2093f.; Wb. d.
elsäss. Mundarten 2, S. 730.
18 Auf den Zunftstuben.
19 Melden, anzeigen, s. FWb 1, Sp. 1012.
20 Mit tag zyt wird ein bestimmter Termin, besonders der
Zahlungstermin, bezeichnet, s. Grimm, DWb 21,
Sp. 91.
21 Verletzung (einer Person), s. FWb 3, Sp. 1595.
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des frevel soll von unß ernstlich gestrafft werden.
Darnach wiß sich yederman zu richten.
[II.] Die wyl aber allwegen, Wenn Gott syn wort
laßt lüchten, den morgen stern11 der dunckelheyt, so
tribt Sathan syne glider, sich nit alleyn dem wort
wider zu setzen, sonder ouch zu üppigem, schantli-
chem und mutwilligem leben. Deßhalb haben wir,
gemelte Burgermeyster und Rätte, in krafft unsers
gegebnen Göttlichen gwalts, das übel zu straaffen
unnd das gut zu schützen12, dem ewigen Gott zu
prys unnd eer und unß, ouch unsern gemeynden, zu
besserung, ouch recht gschaffne buß, nachvolgende
ordnung angesehen und mit wol bedachter erkant-
nuß gesetzt, und wöllen ouch sollichs in unser Statt
und oberkeit von mengklichem13 (on alles persönlich
ansehen) gehalten haben, und namlich dem grusam-
lichen schweren und Gotts lesteren, dem unmensch-
lichen zutrincken14, füllen unnd suffen und mut-
williger unreynigkeit15, umb welcher mercklichen
grossen laster und sünd unser Gott zum offter mal
in Altem und Nüwem testament syn zorn hat lassen
über die boßhafftig welt gen mit erschrockenlicher
straff:
Erstlich, der unzimliche schwür und Gotz lesterung
halb, setzen und ordnen wir: Ob sich begeben wurde
(das der gütig Gott wenden wöll), das yemants, er
wär man oder wyb, wer der wär, eyn unntzimlichen
schwur thun unnd den Namen unnsers Gotts leste-
ren oder by den glidern Jesu schweren wurd, wo das
beschech in unser Statt und oberkeyt, So soll der
nächst, in sollich Gotts lesterung höret16, by synem
gschwornenb eyd den selben, der also geschworen
hat, trüwlich warnen unnd sagen: „Fürcht Gott und
schwer nit mer!“ Welcher aber darüber wyther
lesteret, der soll unnachleßlich an synem lyb und
gut, ye nach gstalt der sachen und grösse der Gotts
lesterung, gestrafft werden. Es möcht aber eyner so
frevenlichen schweren, man wurd ihn an synem le-
ben straffen.
Wyther wöllen wir ernstlich hiemit verbotten haben
das schendtlich füllen unnd zutrincken, dar uß al-
lerley args volgt. Dann welcher den andern zum
zutrincken reytzt, es sey mit manen, wincken, dü-
ten17 oder wie das geschehen kan und mag, wo das
beschicht in Zünfften18 oder Würtzhüsern oder an-
dern orten in unser Statt und gebiet, der nächst, der
sollichs übel sicht, der soll zu ihm sagen: „Thun sol-
lichs nit mer!“, dann er das by synem gschwornen
eyd muß anbringen19. Wirt aber yemandts solliche
brüderliche warnung verachten, des soll nit ver-
schondt werden, sonder, so offt er zutrinckt, soll er
eyn pfund pfining zur besserung bezalen by der tag
zyt20 oder zur Statt hinuß gewisen werden.
Und aber am tag lidt leyder, Gott erbarms, das spi-
len, Gotts lesteren und zutrincken gemeynlich by
eynander und eyns das ander ursacht, von welchem
dann vil haders, beschedigung21, todschlag und
endtlich das verderben an lyb, seel, eer und gut ent-
stoth, wöllen wir by vor gemeltem gebott des
zutrinckens ouch das spilen gantz und gar verbotten
haben umb gelt in unser Statt und oberkeyt und
anderschwo den unseren. Darnach wisse sich
mengklich zerichten und vor schaden zu verhüten.
Actum in unserem gesessenen Radt uff Frytag, dem
zwölfften tag Januarii, Im jar nach der geburt Chri-
sti, unsers eynigen heylands, gezelt thussent fünff-
hundert syben und drissig.
Viacrius Vinck, Stattschriber zu Mülhussen
b Druck: geschornen.
11 Vgl. 2Petr 1,19; Off 22,16.
12 Vgl. 1Petr 2,14.
13 Jedermann.
14 Zum sogenannten „Zutrinken“ vgl. die Erläuterungen
unter Nr. 2, Anm. 6.
15 Hier ist wohl das Entleeren des Magens und der Blase
auf der Gasse gemeint.
16 Der ihn solche Gotteslästerung tun hört.
17 Durch Zeichen geben, s. Idiotikon 13, Sp. 2093f.; Wb. d.
elsäss. Mundarten 2, S. 730.
18 Auf den Zunftstuben.
19 Melden, anzeigen, s. FWb 1, Sp. 1012.
20 Mit tag zyt wird ein bestimmter Termin, besonders der
Zahlungstermin, bezeichnet, s. Grimm, DWb 21,
Sp. 91.
21 Verletzung (einer Person), s. FWb 3, Sp. 1595.
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