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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0256
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Mülhausen

dann die selbig ist von D. Joann Öco[lampad]9 an-
gefangenn. Daß aber deß theurenn mans so baldt
nach seinem todt vergessenn worden ist, bedunckt
uns nit ein kleiner fel sein, dann die erst ordnung der
kirchenn zu Basel, durch Öco[lampad] verfaßet, be-
grifft in ir denn christlichenn bann als ein uberauß
nottwendig kirchenn disciplin unnd zucht10, onn
welche man nie zu keiner zeytt hat mogenn die kir-
chenn recht beßerenn noch reformierennc. αWaß
wolt dan daß fur ein synodus sein, in welchem die
excommunication kein stat het, oder wo wolt man
die offentliche laster ußrytten?11 βWo wurden | die
ungehorsamenn von wegenn irer halstarigkeytt
vonn denn kirchenn dienerenn billichs verdiensts ge-
strafft? Wie wil man deß nachtmals Christi wirdig
theylhafftig sein12, wan die ungehorsamenn, hurer,
eebrecher, wucherer, trunckhenn leut, durch denn
bann kein ußsunderung habent, wie dan sein solt?
Aber wie die papistenn grulich mißbrucht haben
denn bann, geltschulden inzubringen, fursten und
herrenn mit dem bann [zu] erschrecken, daß ir mut-
williger freffel ein furgang habenn mag, also laßt es
sich ansehenn, daß etlich underm evangelio denn
bann aberkandt13 habenn - villicht, daß er inenn zu
schwer sein wil - unnd gemeinenn bann der kirchen,
auch der dyenner, die solchenn volstreckenn helffen
sollen, uff unnd inn irenn weltlichenn potestat ge-
zogenn habenn, daß sich dan nie erfunden hat, recht
zusein. Wither, gnedige hernn, so wirdt inn furge-

α Besich man domi[ni] insti[tutio] Mt. 18 [16-18].
β Pauli befelch der kirchen zu Corinth. I [Brief], Cap. 5.
[5.11].
γ Kirchen rhadt, den achten wir dafur, darin sich die pre-
diger mit einander vergleichen mit einheliger ler deß
evangely vom friden, daß wann die gemein etwaß ge-
brestenn unnd mangels hette, als in treulicher versehung
der armen, daß dan die diener sorg haben, das der glau-
bigen handreichung unnd collect, daß ist der kirchen
guott, recht ußgespendet werdt. Solchem kirchenn rhadt
sol, kan noch mag niemandts on frefel aberkennen lut
deß vor alten kirchen rhadts zu Jerusalem, gehalten
durch Paulum, Jacobum und Johannem. Oder solle es
beschenn, ob man denn rhadt sol aberkennen, der uß
Gott ist?
c Korr. aus: informieren.

schribnen synodo glich daß gegennteyl angezeigt,
namlich durch dise wordt, daß durch einenn ersa-
menn rhadt zu Basel erkandt sey, daß nun furthin
zukunfftiger zeytt alle synodi nach erster institu-
tionn gehaltenn werden sollenn, welche der theur
unnd gotsforchtig diener Öco[lampad], seliger ge-
dechtnuß, geordnet, furgeschribenn unnd ingesetzt
hat.
In voriger redt ist geherdt, man wel | widerumb der
erstenn institutionn oder ordnung zutretten14. Eß
were guot gewesend, daß man nie wer abtretten
vonn erster institutionn. So het man den bann, denn
D. Johann Öco[lampad] auß Gottes befelch hofft
in[zu]setzenn, nit wider aberkhandt, so man ein
zeytlang im bruch gehebt unnd denn sy genempt
habenn: denn kirchenn rhadt. Darzu etlich der die-
ner unnd von einem ersamen rhadt unnd magistradt
verordnet warenn, denn bann unnd andere kirchen-
sachenn zuvolstreckenn. Aber mann frag zu Basel,
wie mann im nechstenn synodo gehandlet hab, so
schlecht sich der dichter15 dises synodi mit seinem
gedicht16 namlich dergestalt, daß der bann unnd kir-
chenn rhadtγ aberkhandt iste, daruß dann volgt, daß
erster ordnung D. Joanni Öco[lampad] nie ernstlich
nachgefolgt worden unnd noch uff heutigenn tag zu
nüt erkhandt [ist]. Wir habendt begerdt die ordnung
Öcolampadii, die wir wißenn gegrundt in gotlichem
wordt aller artickel halb. Aber sy ist mit im ver-
graben unnd an stat derselbigen under dem namen

d Erg. am Rand.
e Gestr.: dergestalt.

9 Zu Johannes Oekolampad s. das Biogramm unter Nr. 23,
Anm. 3.
10 Vgl. den Artikel über das Abendmahl in der Basler Re-
formationsordnung (Dürr / Roth, Aktensammlung 3,
Nr. 473, S. 394f.).
11 Ausrotten, beseitigen, s. FWb 2, Sp. 1240f. (s.v. ausreu-
ten).
12 Vgl. 1Kor 11,27.
13 Verworfen, s. FWb 1, Sp. 82.
14 Sich zuwenden.
15 Im 16. und 17 Jh. kann dichter auch den Verfasser nicht-
poetischer Schriften meinen, s. Grimm, DWb 2,
Sp.1065.
16 Aufzeichnung, s. FWb 6, Sp. 366.

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