15. Stellungnahme zur Basler Synodalordnung 1540
Öcolam[pad] mer ein eckische17 unnd papische in-
stitutionn ann die stat gesezt. Eß habendt uns etli-
che treuwe diener zu Basel geklagt, wie solche ord-
nung ann18 ir wißenn uffgericht, der sy ouch (wo sy
nit mit dem wordt Gottes stimpt) nit gehorsamenn
wellenn.
[2.] Der ander punct dises synodi wirdt | by dysenn
eratenn vermerckt: Wir Adelberg Meyger19 etc. Hie
wirdt mit großem ernst gebotten, wie man denn kir-
chenn dienerenn mit furt[r]agunng denn synodum
ankundet, als wolt man ein rechtfertigung anset-
zenn umb zeytlicher schulden, zenck etc. Die alten
synodi handt kein solchs ansehenn gehabt, als ob ein
weltlicher potestat allein macht hab, einenn syn-
odum zuberueffenn. Wer hat denn synodum zu Je-
rusalem angesetzt, da sich ein zanck erhuob unnd
ein ernstliche frag, ob mann auch legalia Mosaica
schuldig wer zuhalten by dennenn, die Cristum an-
genomenn hettenn?20 Antwurdt: Die heyligen bat-
tenn21 sampt auß der gemeinde erwelten. Dann wo
sich weltlicher potestat underzug22, außzuschließenn
die treuwenn bischoff von der sach der kirchenn,
unnd furnemlich deß glaubens sachen betreffendt,
so wurdt on zwiffel ein gewaltige tyranney daruß.
Solt eß die meinung habenn, daß die synodi allein
die kirchen diener betreffenn solten, so werenn doch
die andere von der gemeindt aller straff unnd zucht
fry. So hett Paulus unrecht gelerdt, so er allenn
christglaubigen gebotten hatt: δSeindt gehorsam
euwerenn furgesetztenn leiternn unnd predigernn,
dann sy seindt, die fur euch wachenn | unnd rechen-
schafft fur euwere selen geben werdenn, unnd daß
mit freuden23.
δ Auß krafft diß gebotz subiecit se Theodosius et ceteri
imperatores potestati ecclesiae, quae per ministros ex-
empt.a est.
ε 1. ad Timo. 3 [1-13]; Titum 2 [1-10].
ζ 1. Pet. 5 [1-9].
17 Eine nach der Art des katholischen Theologen Johannes
Eck gestaltete Ordnung.
18 Ohne.
19 Adelberg Meyer zum Pfeil, * nach 1482, † 1548, 1514
[3.] Der drit punct im furgeschribnenn synodo wirdt
furnemlich vonn anfang biß zum endt ernstlich ge-
tribenn, namlich, daß man die prediger, diaconn,
pfarrer etc. reformier, also daß ir lebenn, ler, wandel
unnd kleydung eerlich sygendt. Sagenn wir gemein-
lich darzu: Wann man wil die kirchenn diener ires
lebens halbenn, hußgesindt, kinder und weyber re-
formierenn, so hab man ein furgeschribne ordnung
durch εPaulum unnd ζPetrum. Die sol man an die
handt nemenn. Dann unmuglich ist eß, daß man ein
beßere erfunden meg. Unnd wir megens unnd wel-
lendts gernn uffnemenn, warin wir mangelhafft er-
funnden werden. Unnd da sol man der kirchen
beßerung anhebenn, aber nit damit uffherenn ge-
genn anderenn kirchenn gliderenn.
Deß synodi dichter hatt hie viel nottwendigs under-
laßenn, namlich, daß er nit meldet, daß man sorg
trag fur die armenn unnd durfftigen, darzu, ob die
kirchenn diener mit notturfftiger underhaltung ver-
sehen seyenn oder nit, item, ob man mit dem erb
Christi, daß ist mit dem guott der armenn, daß umb
Christi willenn von frummen, gotzforchtigen | leu-
tenn dargebenn ist - unnd nit beßers verstanden ha-
benn - an meßenn, klöster, zehenden unnd jar-
zyttenn etc., ob solch auch nach der eer Gottes unnd
deß nechstenn notturfft gebrucht werden, ob nit
(wie ann vilenn endenn der bruch ist) die schaffner
unnd pfleger zu zyttenn irenn nutz suochen etc.
Wyther, so hat diser dichter deß synodi furgeschri-
benn, der diener reformationn mit cristlicher dap-
ferkeytt anzugriffenn, unnd darby sich herenn
laßenn, man sol im synodo nüt dann kirchenn
sachenn handlenn unnd der dienerenn. Gnedigen
Mitglied des Rates und 1518 Dreizehner, hatte ab 1522
das Amt des Basler Bürgermeisters inne. Sein Name
wird daher in den städtischen Dokumenten zuerst aufge-
führt.
20 Vgl. Apg 15,1-29.
21 Bitten ist hier im Sinne von „einladen“ gebraucht, s.
FWb 4, Sp. 497.
22 Anmaßen würde, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1923.
23 Vgl. 1Tim 5,17.
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Öcolam[pad] mer ein eckische17 unnd papische in-
stitutionn ann die stat gesezt. Eß habendt uns etli-
che treuwe diener zu Basel geklagt, wie solche ord-
nung ann18 ir wißenn uffgericht, der sy ouch (wo sy
nit mit dem wordt Gottes stimpt) nit gehorsamenn
wellenn.
[2.] Der ander punct dises synodi wirdt | by dysenn
eratenn vermerckt: Wir Adelberg Meyger19 etc. Hie
wirdt mit großem ernst gebotten, wie man denn kir-
chenn dienerenn mit furt[r]agunng denn synodum
ankundet, als wolt man ein rechtfertigung anset-
zenn umb zeytlicher schulden, zenck etc. Die alten
synodi handt kein solchs ansehenn gehabt, als ob ein
weltlicher potestat allein macht hab, einenn syn-
odum zuberueffenn. Wer hat denn synodum zu Je-
rusalem angesetzt, da sich ein zanck erhuob unnd
ein ernstliche frag, ob mann auch legalia Mosaica
schuldig wer zuhalten by dennenn, die Cristum an-
genomenn hettenn?20 Antwurdt: Die heyligen bat-
tenn21 sampt auß der gemeinde erwelten. Dann wo
sich weltlicher potestat underzug22, außzuschließenn
die treuwenn bischoff von der sach der kirchenn,
unnd furnemlich deß glaubens sachen betreffendt,
so wurdt on zwiffel ein gewaltige tyranney daruß.
Solt eß die meinung habenn, daß die synodi allein
die kirchen diener betreffenn solten, so werenn doch
die andere von der gemeindt aller straff unnd zucht
fry. So hett Paulus unrecht gelerdt, so er allenn
christglaubigen gebotten hatt: δSeindt gehorsam
euwerenn furgesetztenn leiternn unnd predigernn,
dann sy seindt, die fur euch wachenn | unnd rechen-
schafft fur euwere selen geben werdenn, unnd daß
mit freuden23.
δ Auß krafft diß gebotz subiecit se Theodosius et ceteri
imperatores potestati ecclesiae, quae per ministros ex-
empt.a est.
ε 1. ad Timo. 3 [1-13]; Titum 2 [1-10].
ζ 1. Pet. 5 [1-9].
17 Eine nach der Art des katholischen Theologen Johannes
Eck gestaltete Ordnung.
18 Ohne.
19 Adelberg Meyer zum Pfeil, * nach 1482, † 1548, 1514
[3.] Der drit punct im furgeschribnenn synodo wirdt
furnemlich vonn anfang biß zum endt ernstlich ge-
tribenn, namlich, daß man die prediger, diaconn,
pfarrer etc. reformier, also daß ir lebenn, ler, wandel
unnd kleydung eerlich sygendt. Sagenn wir gemein-
lich darzu: Wann man wil die kirchenn diener ires
lebens halbenn, hußgesindt, kinder und weyber re-
formierenn, so hab man ein furgeschribne ordnung
durch εPaulum unnd ζPetrum. Die sol man an die
handt nemenn. Dann unmuglich ist eß, daß man ein
beßere erfunden meg. Unnd wir megens unnd wel-
lendts gernn uffnemenn, warin wir mangelhafft er-
funnden werden. Unnd da sol man der kirchen
beßerung anhebenn, aber nit damit uffherenn ge-
genn anderenn kirchenn gliderenn.
Deß synodi dichter hatt hie viel nottwendigs under-
laßenn, namlich, daß er nit meldet, daß man sorg
trag fur die armenn unnd durfftigen, darzu, ob die
kirchenn diener mit notturfftiger underhaltung ver-
sehen seyenn oder nit, item, ob man mit dem erb
Christi, daß ist mit dem guott der armenn, daß umb
Christi willenn von frummen, gotzforchtigen | leu-
tenn dargebenn ist - unnd nit beßers verstanden ha-
benn - an meßenn, klöster, zehenden unnd jar-
zyttenn etc., ob solch auch nach der eer Gottes unnd
deß nechstenn notturfft gebrucht werden, ob nit
(wie ann vilenn endenn der bruch ist) die schaffner
unnd pfleger zu zyttenn irenn nutz suochen etc.
Wyther, so hat diser dichter deß synodi furgeschri-
benn, der diener reformationn mit cristlicher dap-
ferkeytt anzugriffenn, unnd darby sich herenn
laßenn, man sol im synodo nüt dann kirchenn
sachenn handlenn unnd der dienerenn. Gnedigen
Mitglied des Rates und 1518 Dreizehner, hatte ab 1522
das Amt des Basler Bürgermeisters inne. Sein Name
wird daher in den städtischen Dokumenten zuerst aufge-
führt.
20 Vgl. Apg 15,1-29.
21 Bitten ist hier im Sinne von „einladen“ gebraucht, s.
FWb 4, Sp. 497.
22 Anmaßen würde, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1923.
23 Vgl. 1Tim 5,17.
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