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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0273
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19. Eheordnung 1555

19. Eheordnunga
1555
Ordnung des eegerichts banno etc.b im 55 wyder erneuwerdt

Dwyl der almechtig, ewig unnd guettig Gott zu
guottem dem mennschlichen geschlecht die ee inge-
setzt, gebenediget unnd wirdigklichenn zu haltenn
gebottenn1, auch der recht ordenn2 ist, darin die
cristenn gemeinlichenn uff diser erdenn ir zyttlich
lebenn übenn unnd schlißenn söllen, damit dan der
selbig standt mit zymlichenn fuogenn und cristenli-
cher ordnung möge angefennckt unnd fürgenomen
werden, so haben wirc dise connstitutionn unnd ord-
nung inn crafft eins statt rechtenns uffgesetzt
unndd gebietten doruffe auch allen burgerenn, in-
woneren, hinderseßenn unnd underthonnenn diser
statt, inn waß wirdenn, standtz und weßens die
seindt, hiemit ernstlichen, daß sy dero fürtterhin ge-
lebenn3 unnd nachkumenn wellendt, by vermydung
der peen unnd straffen, harinf begriffen: |
Der erst artickel: Wie man inn die ee kumen
und die angefenck werden sol
Erstlichs sollenndt alle die, so vonn bederley ge-
schlecht sich inn die ee begebenn wellen, daß offent-
lichenn inn bysein erbarer leüttenn, als zum wenig-
stenn zweyer oder dryer frommer mannenn, thun
unnd folgendtz inn monatz fryst uff offner cantz-
lenn laßenn verkünden unnd daruff mit dem kilch-
gang bestettigenn. Dann wo sunst personnenn inn

a Textvorlage A (Handschrift): AM Mulhouse I C 17,
Nr. 1 (ohne Blattzählung). Textvorlage B (Handschrift):
AM Mulhouse I C 17, Nr. 2.
b-b Fehlt B.
c Korr. in A aus: unsere gnedige herrenn unnd oberenn,
burgermeister unnd rhadt diser statt Mulhusenn. B:
unnsere herren und oberen, burgermeyster und rath di-
ser statt Mülhusen.
d Gestr. in A: wollendt unnd.
e Erg. am Rand in A.

wincklenn sich mit einanderenn versprechenn unnd
darnach der ein theil leügnen wurde, sol alles nichtz
geltenn unnd für kein ee gehaltenn werden. Darnach
wüß sy [sic] yederman zu richten etc. |
Der ander artickel: Kinder sollendt sich on der
elteren und irer vögten willen nit in die ee begeben
Es soll auchg niemandts dem annderenn die seinenn,
noch auch die kinnder unnder nachbestimptenn jo-
renn nitt für sich selbs onn gunnst, wyßenn unnd
willen vatter, mutter unnd vögttenn oder, ob sy
weder vatter noch mutter habenn unnd aber ir groß-
vatter unnd großmutter noch lebenn, onn der sel-
bigenn gunnst unnd willenn, innh die ee verpflich-
tenn, vermechlenn oder hinngebenn. Dann wer das
übergienng, soll also gestrafft werdenn, daß die
kinndt, so sich selbs onn willenn irer vatter oder
mutter, großvatter oder großmutter, unnder nach
benanthenn jorenn inn die ee begebenn, soll alles
nützig geltenn noch für keinn ee gehaltenn unnd
bede theil je nach gelegennheitt der sachenn ann
irenn lybenn unnd gutt hertiglich gestrafft werdenn
etc. |
Unnd so dann denn vögtenn unnd vormünderen
durchs wortt Gottes nitt glicher gwalt wie denn el-
terenn uber die kinnder gegebenn, auch durch die

f B: wie harin.
g Erg. über der Zeile in A.
h A B: nitt in [das nitt findet sich bereits zwei Zeilen vor-
her].

1 Vgl. 1Mos 2,18.21-24; Mt 19,6.
2 Ordnung, Art und Weise, s. Grimm, DWb 13, Sp. 317;
DRW 10, Sp. 331f.
3 Befolgen, s. FWb 6, Sp. 719.

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