19. Eheordnung 1555
melts artickels im scheiden und straffenn gehaltenn
werden13. |
Der vierdt artickel: Was fründtschafft die ee
verhindern oder scheiden mag
In annemung uffrechter14 ee soll fürhinn nitt hinn-
dern noch die anngenomne ee zertrennenn weder
grad, sybschafft noch anndere sachenn, dann alleinn
die, so inn göttlicher geschrifft clärlich ußgetruckt
nund in der eegerichts ordnung15 begriffenn seinndt.
Unnd was mann bißhär mit dispennsierenn unnd
umb gelt hatt mögenn erlanngenn16, soll alls uß
seinn unnd hinnfür nitt mer irren17 etc.
Unnd seinndt diß die personnenn, so Levitici am 18.
capitel [6-18] einn annderen nach genempt werden
unnd zu der ee verbottenn, wie nachfolgt: |
oDer knab sol nit zu der ee nemeno: sein mutter,
stieffmutter, schwester vom vatter alleinn oder der
mutter allein, sunns tochter oder tochter tochter,
schwester vom vatter unnd mutter, vatters schwe-
ster, mutter schwester, vatters bruders wyb, sunns
wyb, bruder wyb, wybs tochter, daß ist stiefftoch-
ter, unnd derselben kinden tochter, wybs schwester.
pDie tochter sol ir nit zu der ee nemenp: iren vat-
ter, stieffatterq, bruder vonn rdem vatter allein oder
vonn der mutter alleinr, suns sunn oder tochter
sunn, bruder vonn vatter und mutter, vatters bru-
n-n Erg. am Rand in A.
o-o Korr. in A aus: Des knabenn halb seindt dise personnen
verbotten.
p-p Korr. in A aus: Deß meidlins oder frawenn halb seindt
dise personen verbotten.
q Korr. in A aus: stieffmutter.
r-r B: dem vater oder mutter allein.
s Gestr. in A: schwesterman.
t Gestr in A: auch der knab sy nit haben.
u-u Erg. unter der Zeile in A.
13 S. 256f.
14 Rechtmäßiger, rechtskräftiger, s. FWb 2, Sp. 593f.
15 Das Ehegericht in Mülhausen war 1529 geschaffen wor-
den. Die genannte Ehegerichtsordnung scheint aber
nicht mehr erhalten zu sein.
der, mutter bruder, vatters schwester man und
tochtermans, manns sun, das ist stieffsun, unnd
deßelbigenn kinder sun, manns bruder. |
Der fünfft artickel: Wie es mit den mannen und
knaben, so töchteren verfellen18,
sol gehalten werden
Unnd ob eß sich keinest19 zutragenn unnd begebenn
wurde, das ein jünglinng, so ledig unnd fry ist, einn
tochter, so vor nitt vermechlett unnd die ime zur
buberey20 keinn annreitzung gegebenn, verfüeri-
scher weyß hinnder ganngenn, irs blumens21 unnd
eerenn verfelt unnd geschwecht hette, der soll die
tochter zu der ee habenn unnd irenn einn morgenn-
gab gebenn, eß were dann, das die tochter seinn nitt
begert oder ir vatter, mutter oder vögt dem kna-
benn die tochter nitt loßennt wolte oder die ee zwy-
schenn disenn parthyenn nitt zugesagt22 were. Dann
soll der jüngling die tochter nach erkanndtnuß einns
ersamenn rhadts ußsteurenn23 und der statt für sol-
chenn volbrachten muttwillen, für denn frevel, sovil
ime ye nach gelegennheit begangnen hanndels uff-
erlegt wirdt, onn gnadt zuerlegenn schuldig seinn,
unnd nichts destweniger inn Walckennthurnn24 ye
nach gestaltsamy25 des hanndels ugelegt undu mitt
waßer unnd brott | einn bestimpte zeit gespyßt unnd
erhaltenn werdenn. Ist er aber so arm, das er der
statt straff unnd denn erkanndtenn abtrag nitt zu-
gebenn hatt, so soll er für den ufferlegtenn frevel inn
16 Für gewisse Grade der Blutsverwandtschaft und der
Schwägerschaft konnte die römische Kirche Dispense er-
teilen. Von der Verwandtschaft dritten und vierten Gra-
des konnte der Bischof dispensieren; darüber hinaus be-
durfte es der Befreiung durch den Papst. Die Dispense
wurden gegen die Zahlung einer Gebühr erteilt.
17 In einem Recht stören, s. FWb 8, Sp. 241f.
18 So sich vergehen an, s. Idiotikon 1, Sp. 760.
19 Irgendeinmal, s. FWb 8, Sp. 763f.; Idiotikon 3, Sp. 319.
20 Unzucht, s. FWb 4, Sp. 1306f.; Idiotikon 4, Sp. 946f.
21 Jungfräulichkeit, s. FWb 4, Sp. 655.
22 Zuträglich, s. Idiotikon 7, Sp. 420.
23 Abfinden, ausstatten, s. FWb 2, Sp. 1434; DRW 1,
Sp.1117.
24 Zum Walkenturm vgl. Nr. 11, Anm. 50.
25 Beschaffenheit, Umstände, s. Idiotikon 11, Sp. 368-370.
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melts artickels im scheiden und straffenn gehaltenn
werden13. |
Der vierdt artickel: Was fründtschafft die ee
verhindern oder scheiden mag
In annemung uffrechter14 ee soll fürhinn nitt hinn-
dern noch die anngenomne ee zertrennenn weder
grad, sybschafft noch anndere sachenn, dann alleinn
die, so inn göttlicher geschrifft clärlich ußgetruckt
nund in der eegerichts ordnung15 begriffenn seinndt.
Unnd was mann bißhär mit dispennsierenn unnd
umb gelt hatt mögenn erlanngenn16, soll alls uß
seinn unnd hinnfür nitt mer irren17 etc.
Unnd seinndt diß die personnenn, so Levitici am 18.
capitel [6-18] einn annderen nach genempt werden
unnd zu der ee verbottenn, wie nachfolgt: |
oDer knab sol nit zu der ee nemeno: sein mutter,
stieffmutter, schwester vom vatter alleinn oder der
mutter allein, sunns tochter oder tochter tochter,
schwester vom vatter unnd mutter, vatters schwe-
ster, mutter schwester, vatters bruders wyb, sunns
wyb, bruder wyb, wybs tochter, daß ist stiefftoch-
ter, unnd derselben kinden tochter, wybs schwester.
pDie tochter sol ir nit zu der ee nemenp: iren vat-
ter, stieffatterq, bruder vonn rdem vatter allein oder
vonn der mutter alleinr, suns sunn oder tochter
sunn, bruder vonn vatter und mutter, vatters bru-
n-n Erg. am Rand in A.
o-o Korr. in A aus: Des knabenn halb seindt dise personnen
verbotten.
p-p Korr. in A aus: Deß meidlins oder frawenn halb seindt
dise personen verbotten.
q Korr. in A aus: stieffmutter.
r-r B: dem vater oder mutter allein.
s Gestr. in A: schwesterman.
t Gestr in A: auch der knab sy nit haben.
u-u Erg. unter der Zeile in A.
13 S. 256f.
14 Rechtmäßiger, rechtskräftiger, s. FWb 2, Sp. 593f.
15 Das Ehegericht in Mülhausen war 1529 geschaffen wor-
den. Die genannte Ehegerichtsordnung scheint aber
nicht mehr erhalten zu sein.
der, mutter bruder, vatters schwester man und
tochtermans, manns sun, das ist stieffsun, unnd
deßelbigenn kinder sun, manns bruder. |
Der fünfft artickel: Wie es mit den mannen und
knaben, so töchteren verfellen18,
sol gehalten werden
Unnd ob eß sich keinest19 zutragenn unnd begebenn
wurde, das ein jünglinng, so ledig unnd fry ist, einn
tochter, so vor nitt vermechlett unnd die ime zur
buberey20 keinn annreitzung gegebenn, verfüeri-
scher weyß hinnder ganngenn, irs blumens21 unnd
eerenn verfelt unnd geschwecht hette, der soll die
tochter zu der ee habenn unnd irenn einn morgenn-
gab gebenn, eß were dann, das die tochter seinn nitt
begert oder ir vatter, mutter oder vögt dem kna-
benn die tochter nitt loßennt wolte oder die ee zwy-
schenn disenn parthyenn nitt zugesagt22 were. Dann
soll der jüngling die tochter nach erkanndtnuß einns
ersamenn rhadts ußsteurenn23 und der statt für sol-
chenn volbrachten muttwillen, für denn frevel, sovil
ime ye nach gelegennheit begangnen hanndels uff-
erlegt wirdt, onn gnadt zuerlegenn schuldig seinn,
unnd nichts destweniger inn Walckennthurnn24 ye
nach gestaltsamy25 des hanndels ugelegt undu mitt
waßer unnd brott | einn bestimpte zeit gespyßt unnd
erhaltenn werdenn. Ist er aber so arm, das er der
statt straff unnd denn erkanndtenn abtrag nitt zu-
gebenn hatt, so soll er für den ufferlegtenn frevel inn
16 Für gewisse Grade der Blutsverwandtschaft und der
Schwägerschaft konnte die römische Kirche Dispense er-
teilen. Von der Verwandtschaft dritten und vierten Gra-
des konnte der Bischof dispensieren; darüber hinaus be-
durfte es der Befreiung durch den Papst. Die Dispense
wurden gegen die Zahlung einer Gebühr erteilt.
17 In einem Recht stören, s. FWb 8, Sp. 241f.
18 So sich vergehen an, s. Idiotikon 1, Sp. 760.
19 Irgendeinmal, s. FWb 8, Sp. 763f.; Idiotikon 3, Sp. 319.
20 Unzucht, s. FWb 4, Sp. 1306f.; Idiotikon 4, Sp. 946f.
21 Jungfräulichkeit, s. FWb 4, Sp. 655.
22 Zuträglich, s. Idiotikon 7, Sp. 420.
23 Abfinden, ausstatten, s. FWb 2, Sp. 1434; DRW 1,
Sp.1117.
24 Zum Walkenturm vgl. Nr. 11, Anm. 50.
25 Beschaffenheit, Umstände, s. Idiotikon 11, Sp. 368-370.
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