Mülhausen
genanthem thurm mit waßer unnd brott alle tag
funnff schillinng doran wetmachen26, demnachv der
statt unnd oberkeyt verwyßenn unnd nitt harinn
geloßenn werdenn, er sey den mit der geschwechten
tochter vertragenn etc.
Die tochter soll aber züchtigs, erbars wesens, wan-
dels unnd gutts leumbdes27 sein, unnd welche ußer-
halb unnserer statt anndersthwo alher kumpt, ir
wandels, zucht unnd erbarkeyt vonn denn orttenn,
do sy gewonndt, kunndschafft brinngenn.
Unnd welche also verfeldt wirdt, dieselb soll onne
verziehen, zum lenngstenn innerhalb zweyen monat-
tenn, ir sach, annspruch unnd annligenn vor dem
gesetztenn eegericht eröffnenn unnd rechtlichenn
ußfüerenn. Wo sy aber ir klag lennger verschwygenn
oder verziehenn wurde, mag die geschetzt28, als die
ir recht unnd anspruch verachtet habe. |
Wann aber einn tochter einnen jünglinng mitt wort-
tenn, botten, brieffenn oder selbs eignem bescheidt,
irenn annzuhanngen unnd zubeschlaffenn, villicht
ursachenn, gunst, willenn unnd annreitzunng ge-
benn hette, damitt sy denn jünnglinng hinnder
gonn, behemmennw29 unnd faßenn möchte, und das
erfunndenn wurde, dann soll der jünnglinng der
tochter für irenn blumenn nitt mer dann fünnff
schillinng zubezallenn schuldig seinn, aber sy bede
irer beganngner büebery halbenn der oberkeyt ir
straff vorbehaltennx30.
Glicher gestaltenn soll es gehaltenn werdenn, wann
einn eeman einn tochter irs blumenns verfeldt, das
der eemann der tochter auch nitt mer dann fünff
schillinng für denn blumenn gebenn solle, dann wan
ein tochter sich ann einenn eemann hennckt, hatt sy
wol zugedennckenn, das sy da nütt dann schanndt
unnd laster erreichen möge, doch der oberkeytt die
straff des eemanns vonn solches eebruchs wegenn
vorbehaltenn. Damitt sollenndt die töchterenn
gnugsam gemanndt sein, sich inn gutter huot | hal-
tenn unnd ir er nitt umb einn solchenn spott unnd
große schanndt laßenn veyl seinn.
Unnd ob auch yemanntz, wybs oder manns person-
nen, sich des annderenn geforlicher unnd uffsetziger
wyß berüemenn wirdt31, der oder dieselbige sollenn
nach erkanndnus der oberkeytt ann irem lyb oder
gutt herttiglichenn gestrafft werdenn.
Der sechst artickel: Was scheidung der ee
bringen mag
Mitt heilliger geschrifft wirdt erwysenn, das eeleutt
vonn offenndlichenn eebruchs wegenn mögenn ge-
scheidenn werdenn32. Dwyl unnd aber hierunder fyl
geferdt33 gebrucht wordenn, hatt einn oberkeytt
verordnett, das keinn eegemachel, auch vonn of-
fennlichenn eebruchs wegenn, denn anndern, seinen |
eegemahel, eigenns gewaltt verlaßenn oder von im
schlahenn34 mag, dwyl inn eigner sachenn nie-
mandtz seinn selbs richter seinn solle35, sunnder soll
angeregte scheidunng vonn eebruchs wegenn zuvor
vor denn verordnettenn comißarienn unnd eerich-
ternn ordenlichen geschehenn unnd dem unnschul-
digenn theil, was er fürer zuthun fug habe, mit recht
ertheilt werdenn. Dann ob einer oder eine vor sol-
cher scheidunng eigenns gewaltz einner annderenn
künnfftige ee versprechenn oder gegennwirttige ee
zusagenn unnd lyblich byschlaffenn doruff erfolgenn
wurde, das soll ganntz nitt für einn ee, sunnder für
einn eebruch gerechnet unnd gestrafft werdenn.
v B: demnach vonn.
w B: überkhommen.
x Gestr. in A: seinn.
26 Abbüßen, s. Grimm, DWb 29, Sp. 784.
27 Leumunds, s. FWb 9, Sp. 1068-1071.
28 Eingeschätzt werden, s. DRW 4, Sp. 429.
29 Festhalten, s. FWb 3, Sp. 786.
30 Gemeint ist hier: Der Obrigkeit ist es vorbehalten, die
beiden wegen ihrer Unzucht zu bestrafen. Vgl. auch den
folgenden Abschnitt.
31 Berüemenn ist hier wohl im Sinne von ,,[ihn bzw. sie als
Ehemann bzw. -frau] ausgeben“, „behaupten“ verwen-
det, s. FWb 3, Sp. 1559; DRW 2, Sp. 56.
32 Mt 5,32 und 19,9.
33 Arglist, Täuschung, s. FWb 6, Sp. 430-432.
34 Verstoßen, s. Grimm, DWb 15, Sp. 378; Idiotikon 9,
Sp. 308f.
35 Vgl. Cod. Iust. 3, 5 (= ClCiv, ed. Krüger 2, S. 125).
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genanthem thurm mit waßer unnd brott alle tag
funnff schillinng doran wetmachen26, demnachv der
statt unnd oberkeyt verwyßenn unnd nitt harinn
geloßenn werdenn, er sey den mit der geschwechten
tochter vertragenn etc.
Die tochter soll aber züchtigs, erbars wesens, wan-
dels unnd gutts leumbdes27 sein, unnd welche ußer-
halb unnserer statt anndersthwo alher kumpt, ir
wandels, zucht unnd erbarkeyt vonn denn orttenn,
do sy gewonndt, kunndschafft brinngenn.
Unnd welche also verfeldt wirdt, dieselb soll onne
verziehen, zum lenngstenn innerhalb zweyen monat-
tenn, ir sach, annspruch unnd annligenn vor dem
gesetztenn eegericht eröffnenn unnd rechtlichenn
ußfüerenn. Wo sy aber ir klag lennger verschwygenn
oder verziehenn wurde, mag die geschetzt28, als die
ir recht unnd anspruch verachtet habe. |
Wann aber einn tochter einnen jünglinng mitt wort-
tenn, botten, brieffenn oder selbs eignem bescheidt,
irenn annzuhanngen unnd zubeschlaffenn, villicht
ursachenn, gunst, willenn unnd annreitzunng ge-
benn hette, damitt sy denn jünnglinng hinnder
gonn, behemmennw29 unnd faßenn möchte, und das
erfunndenn wurde, dann soll der jünnglinng der
tochter für irenn blumenn nitt mer dann fünnff
schillinng zubezallenn schuldig seinn, aber sy bede
irer beganngner büebery halbenn der oberkeyt ir
straff vorbehaltennx30.
Glicher gestaltenn soll es gehaltenn werdenn, wann
einn eeman einn tochter irs blumenns verfeldt, das
der eemann der tochter auch nitt mer dann fünff
schillinng für denn blumenn gebenn solle, dann wan
ein tochter sich ann einenn eemann hennckt, hatt sy
wol zugedennckenn, das sy da nütt dann schanndt
unnd laster erreichen möge, doch der oberkeytt die
straff des eemanns vonn solches eebruchs wegenn
vorbehaltenn. Damitt sollenndt die töchterenn
gnugsam gemanndt sein, sich inn gutter huot | hal-
tenn unnd ir er nitt umb einn solchenn spott unnd
große schanndt laßenn veyl seinn.
Unnd ob auch yemanntz, wybs oder manns person-
nen, sich des annderenn geforlicher unnd uffsetziger
wyß berüemenn wirdt31, der oder dieselbige sollenn
nach erkanndnus der oberkeytt ann irem lyb oder
gutt herttiglichenn gestrafft werdenn.
Der sechst artickel: Was scheidung der ee
bringen mag
Mitt heilliger geschrifft wirdt erwysenn, das eeleutt
vonn offenndlichenn eebruchs wegenn mögenn ge-
scheidenn werdenn32. Dwyl unnd aber hierunder fyl
geferdt33 gebrucht wordenn, hatt einn oberkeytt
verordnett, das keinn eegemachel, auch vonn of-
fennlichenn eebruchs wegenn, denn anndern, seinen |
eegemahel, eigenns gewaltt verlaßenn oder von im
schlahenn34 mag, dwyl inn eigner sachenn nie-
mandtz seinn selbs richter seinn solle35, sunnder soll
angeregte scheidunng vonn eebruchs wegenn zuvor
vor denn verordnettenn comißarienn unnd eerich-
ternn ordenlichen geschehenn unnd dem unnschul-
digenn theil, was er fürer zuthun fug habe, mit recht
ertheilt werdenn. Dann ob einer oder eine vor sol-
cher scheidunng eigenns gewaltz einner annderenn
künnfftige ee versprechenn oder gegennwirttige ee
zusagenn unnd lyblich byschlaffenn doruff erfolgenn
wurde, das soll ganntz nitt für einn ee, sunnder für
einn eebruch gerechnet unnd gestrafft werdenn.
v B: demnach vonn.
w B: überkhommen.
x Gestr. in A: seinn.
26 Abbüßen, s. Grimm, DWb 29, Sp. 784.
27 Leumunds, s. FWb 9, Sp. 1068-1071.
28 Eingeschätzt werden, s. DRW 4, Sp. 429.
29 Festhalten, s. FWb 3, Sp. 786.
30 Gemeint ist hier: Der Obrigkeit ist es vorbehalten, die
beiden wegen ihrer Unzucht zu bestrafen. Vgl. auch den
folgenden Abschnitt.
31 Berüemenn ist hier wohl im Sinne von ,,[ihn bzw. sie als
Ehemann bzw. -frau] ausgeben“, „behaupten“ verwen-
det, s. FWb 3, Sp. 1559; DRW 2, Sp. 56.
32 Mt 5,32 und 19,9.
33 Arglist, Täuschung, s. FWb 6, Sp. 430-432.
34 Verstoßen, s. Grimm, DWb 15, Sp. 378; Idiotikon 9,
Sp. 308f.
35 Vgl. Cod. Iust. 3, 5 (= ClCiv, ed. Krüger 2, S. 125).
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