19. Eheordnung 1555
Einn offnenn eebruch aber, darumb die scheidunng
bescheenn mag, wirdt geacht unnd nempt mann
denn, so ann offner thatt ergriffenn oder vor dem
eegericht mitt offner, gnugsamer, unverdechtlicher
kunndtschafft, wie recht ist, erfunndenn unnd er-
wysenn wirdt. Unnd so aber dem eebrecherischenn
theil vonn seinner ubelthatt nitt alleinn keinn ur-
sach zu neuwer ee zukumenn vergünett, sonnder vyl
mer, uff das die schwere sünndt herttennklichenn
gestrafft werde, hienach dieselbigen straffenn, so die
eebrecher tragenn sollenndt, angezeigt.
Was sachenn sich sunnst inn scheidung der ee der
gestaltenn zutragenn, also das der ein theil vonn na-
tur zu eelichenn werckenn unduchtig, item, so einns
das lebenn verwürckt oder nit sicher | vor einn an-
derenn werenndt, wiettenndt, unnsinnig, oder ob ei-
nes das annder unerlaubt verlaßenn, mitt huery
tratzenn36 aldty ußsetzig wurdenn unnd derglichen,
warinn niemandt vonn unngliche37 der sachenn
keinn gewyß gesatz machenn kann, megenn die
comißarienn unnd eerichter die hanndlunng ei-
genndlichenn erfarenn unnd, wie sy vonn Gott
unndz gestalt der sachen unnderwysenn, hanndlenn.
Der sibendt artickel: Wie sich die eerichter
im warnen und straffen halten sollen
Die verordnette comißarienn unnd eerichter sol-
lenndt auch uff die eeleutt einn ernnstlichs uffse-
henn haben, also, wo zwyschenn dennselbigenn, wie
dann zum offtermolenn beschicht, gezennck, spenn
unnd uneinigkeytt | erwachsenn, oder so einn star-
cker leumden38 were uff eeleut vonn offnenn, erger-
lichenn zuganngs39 wegenn, dorab die nachburenn
unnd anndere fromme mennschenn verergerta, unnd
soliche verleumdunng mitt unverworffner warhaff-
y Korr. in A aus: item.
z B: und nach.
a B: geergert.
b Gestr. in A: dann.
c-c Korr. in A aus: dann sollendt die eerichter.
d B: werde.
36 Den Ehepartner der Hurerei bezichtigen, s. Idiotikon 14,
Sp. 1662f.
tigenn kunndtschafft gnugsam erfunndenn wirdt,
das dann sy, die eerichter, einnen oder zwenn uß
innen heimlichenn40, mitt denselbigenn personnenn
zuhanndlenn, sy frünndlich, doch mitt ernnst, zu
dem erstenn unnd andern mol vonn solchem irem
gezennck, spenn unnd wyder willen oder argweni-
gen, ergerlichenn wesenn abzustenn warnen loßenn.
Beschicht das, ist der sach geholffenn. Wo nitt, dann
sollenndt die bemelte geordnette eerichter solche
personnen zu uberflus für sich berüeffenn, güettlich,
aber doch mitt ernnst mit innenn hanndlenn, das sy
irenn unwillenn, der sich offt umb kleinnfüeg41 sa-
chenn begibt, sollenn laßen, tugendlichenn mitt ein
anderenn lebenn oder, so sy vonn argwonns wegenn
beschickt, vom irem ergerlichenn wesen abstann-
dent, noch ein mol warnenn. Unnd so dise unnder-
hanndlung unnd warnung auch nitt helffenn
wurdeb, sollenndt die eerichter solche personnenn
gemeinnlich für sich berüeffenn, die irtumb der ee-
leut mitt recht entscheidenn unnd, nach dem der
ergerlich starck leumbdenn (wie obstadt) gnugsam
erfunnden ist, cals danc die argwenigenn personnenn
einem ersamenn rhadt annzeigenn, damit die der
billichkeytt nach gestrafft unnd größer ubelthat
vermitten blybed. |
Der acht artickel: Von der straff des eebruch
Welche offenndlichen zu der unee sytzenn42 oder
welcher eebruch sunnst kundtlich unnd offennbar
ist unnd mitt gnugsamer, unverdechtlicher, war-
haffter khunndtschafft vor dem geordnettenn ee-
gericht erwysenn wirdt, der oder dieselbigenn, eß
seigenndt frauwenn oder mann, junng oder alt, arm
oder rych, die sollenndt zu dem, das sy verbanndt
unnd vonn des herrnn nachtmal getrybenn wer-
den43, zu allenn erlichenn stenden, als burgermeyster,
37 Ungleichartigkeit, s. Idiotikon 2, Sp. 603.
38 Hier: schlechter Ruf (Leumund).
39 Verkehrs, Umgangs, s. Grimm, DWb 22, Sp. 395.
40 Insgeheim verordnen, s. Idiotikon 2, Sp. 1288.
41 Gering an Bedeutung, s. Grimm, DWb 11, Sp. 1100;
Idiotikon 1, Sp. 701.
42 In wilder Ehe (Konkunbinat) leben.
43 Ausgeschlossen werden.
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Einn offnenn eebruch aber, darumb die scheidunng
bescheenn mag, wirdt geacht unnd nempt mann
denn, so ann offner thatt ergriffenn oder vor dem
eegericht mitt offner, gnugsamer, unverdechtlicher
kunndtschafft, wie recht ist, erfunndenn unnd er-
wysenn wirdt. Unnd so aber dem eebrecherischenn
theil vonn seinner ubelthatt nitt alleinn keinn ur-
sach zu neuwer ee zukumenn vergünett, sonnder vyl
mer, uff das die schwere sünndt herttennklichenn
gestrafft werde, hienach dieselbigen straffenn, so die
eebrecher tragenn sollenndt, angezeigt.
Was sachenn sich sunnst inn scheidung der ee der
gestaltenn zutragenn, also das der ein theil vonn na-
tur zu eelichenn werckenn unduchtig, item, so einns
das lebenn verwürckt oder nit sicher | vor einn an-
derenn werenndt, wiettenndt, unnsinnig, oder ob ei-
nes das annder unerlaubt verlaßenn, mitt huery
tratzenn36 aldty ußsetzig wurdenn unnd derglichen,
warinn niemandt vonn unngliche37 der sachenn
keinn gewyß gesatz machenn kann, megenn die
comißarienn unnd eerichter die hanndlunng ei-
genndlichenn erfarenn unnd, wie sy vonn Gott
unndz gestalt der sachen unnderwysenn, hanndlenn.
Der sibendt artickel: Wie sich die eerichter
im warnen und straffen halten sollen
Die verordnette comißarienn unnd eerichter sol-
lenndt auch uff die eeleutt einn ernnstlichs uffse-
henn haben, also, wo zwyschenn dennselbigenn, wie
dann zum offtermolenn beschicht, gezennck, spenn
unnd uneinigkeytt | erwachsenn, oder so einn star-
cker leumden38 were uff eeleut vonn offnenn, erger-
lichenn zuganngs39 wegenn, dorab die nachburenn
unnd anndere fromme mennschenn verergerta, unnd
soliche verleumdunng mitt unverworffner warhaff-
y Korr. in A aus: item.
z B: und nach.
a B: geergert.
b Gestr. in A: dann.
c-c Korr. in A aus: dann sollendt die eerichter.
d B: werde.
36 Den Ehepartner der Hurerei bezichtigen, s. Idiotikon 14,
Sp. 1662f.
tigenn kunndtschafft gnugsam erfunndenn wirdt,
das dann sy, die eerichter, einnen oder zwenn uß
innen heimlichenn40, mitt denselbigenn personnenn
zuhanndlenn, sy frünndlich, doch mitt ernnst, zu
dem erstenn unnd andern mol vonn solchem irem
gezennck, spenn unnd wyder willen oder argweni-
gen, ergerlichenn wesenn abzustenn warnen loßenn.
Beschicht das, ist der sach geholffenn. Wo nitt, dann
sollenndt die bemelte geordnette eerichter solche
personnen zu uberflus für sich berüeffenn, güettlich,
aber doch mitt ernnst mit innenn hanndlenn, das sy
irenn unwillenn, der sich offt umb kleinnfüeg41 sa-
chenn begibt, sollenn laßen, tugendlichenn mitt ein
anderenn lebenn oder, so sy vonn argwonns wegenn
beschickt, vom irem ergerlichenn wesen abstann-
dent, noch ein mol warnenn. Unnd so dise unnder-
hanndlung unnd warnung auch nitt helffenn
wurdeb, sollenndt die eerichter solche personnenn
gemeinnlich für sich berüeffenn, die irtumb der ee-
leut mitt recht entscheidenn unnd, nach dem der
ergerlich starck leumbdenn (wie obstadt) gnugsam
erfunnden ist, cals danc die argwenigenn personnenn
einem ersamenn rhadt annzeigenn, damit die der
billichkeytt nach gestrafft unnd größer ubelthat
vermitten blybed. |
Der acht artickel: Von der straff des eebruch
Welche offenndlichen zu der unee sytzenn42 oder
welcher eebruch sunnst kundtlich unnd offennbar
ist unnd mitt gnugsamer, unverdechtlicher, war-
haffter khunndtschafft vor dem geordnettenn ee-
gericht erwysenn wirdt, der oder dieselbigenn, eß
seigenndt frauwenn oder mann, junng oder alt, arm
oder rych, die sollenndt zu dem, das sy verbanndt
unnd vonn des herrnn nachtmal getrybenn wer-
den43, zu allenn erlichenn stenden, als burgermeyster,
37 Ungleichartigkeit, s. Idiotikon 2, Sp. 603.
38 Hier: schlechter Ruf (Leumund).
39 Verkehrs, Umgangs, s. Grimm, DWb 22, Sp. 395.
40 Insgeheim verordnen, s. Idiotikon 2, Sp. 1288.
41 Gering an Bedeutung, s. Grimm, DWb 11, Sp. 1100;
Idiotikon 1, Sp. 701.
42 In wilder Ehe (Konkunbinat) leben.
43 Ausgeschlossen werden.
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