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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0290
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Mülhausen

Man frage sy mit namen und gebe sy zusamen:
N., Ir gestond etc.
Am II. blatt14.
Spricht der Lütpriester oder Diacon:
Das wölle bestätigen Gott, der Vatter und der
Sun und der Heilig geist, Amen.
Damit ir eüwer hertz dester baß in warem glouben
sterckind, das ir in disem stand Gott nit mißfallind
und das joch der Ee dester gedultiger tragind, so
hörend ein lection uß der ersten epistel zun Corin-
thern am sibenden [1-9]:
Von dem ir aber mir geschriben habend, antworte
ich: Es ist dem menschen komlich15, das er kein wyb
berüre. Aber umb der hurey willen hab ein yegkli-
cher sin eigen wyb, und ein yegkliche iren eignen
mann. Der mann leiste dem wyb pflichtige gutwil-
ligkeit, desselben glychen das wyb dem mann. Das
wyb ist ires lybs nit mächtig, sonder der mann; des-
selben glych der mann ist sines lybs nit mächtig,
sonder das wyb. Wychend oder trättend einander
nit ab16, es seye dann uß beider bewilligung, das ir
eüch zum fasten |A 4v) und bätten weyl nemmind
und wider zusamen kommind, uff das eüch der Sa-
than nit versuche umb eüwer unmaaß willen. Söli-
ches sag ich aber uß gunst und nit uß gebott. Ich
wölt aber lieber, das alle menschen wärend wie ich
bin. Aber ein yetlicher hat sin eigen gaab von Gott,
einer sunst, der ander so17. Ich sag zwar den wittlin-
gen18 und wittwen, es ist inen komlich, das sy ouch
blybind wie ich bin. So sy aber sich nit enthaltend,
so söllend sy zu der Ee gryffen, Dann es ist
wäger19, zu der Ee gryffen, dann brünstig syn.
Der Herr verlych eüch gnad, das ir Gott in kein wäg
erzürnind, Amen.

14 Oben S. 268.
15 Nützlich, s. FWb 8, Sp. 1286f.
16 Voneinander zurückziehen oder ablassen, s. FWb 1,
Sp. 485 und 452.
17 Zur Verwendung von sunst [...] so für eine Gegenüber-
stellung s. Grimm, DWb 16, Sp. 1737f.

Hörend den Psalm CXXX:
Us der tieffe rüff ich, Herr, zu dir.
Herr, hör min stimm. Laß dine oren mercken uff die
stimm mines flehens.
So du wilt achthaben uff missethat, Herr, wär wirt
beston?
Dann by dir ist vergebung, das man dich förchte.
Ich wart des Herren, min seel wartet, unnd ich war-
ten uff sin wort.
Min seel wartet uff den Herren von einer morgen-
wacht an zu der andern.
Israel wartet uff den Herren, dann güte ist by dem
Herren und vil erlösung by im.
Unnd er wirdt Israel erlösen uß aller siner misse-
that.
Eer sey dem Vatter und dem Sun und dem H. Geist,
Amen. |A 5r)
Eynsägnung:
Bättend andächtig ein Vatter unser, etc.
Der Herr sye by eüch. Lassend uns bätten:
Barmhertziger Gott und Vatter, der du dise
blödigkeit20 dines geschöpffts wol erkennest und den
Eelichen stand, zu vermyden die übertrettung diner
gebott, niemand verbotten, wir bittend, das du uns
gnädigklich verzyhen wöllist alles, so wir wider dich
gesündet habend, und mit deiner hand der barm-
hertzigkeit helffen, das wir in allen anstoß21 in dinen
gebotten wandilnd, durch Jesum Christum, unseren
Herren, Amen.
Der frid Gottes blyb by eüch, Amen.

18 Wittwern, s. Grimm, DWb 30, Sp. 813f.; Wb. d. elsäss.
Mundarten 2, Sp. 884
19 Besser, s. Grimm, DWb 27, Sp. 481.
20 Schwäche, s. FWb 4, Sp. 636.
21 Anfechtungen, Versuchungen, s. FWb 1, Sp. 1497.

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