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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0295
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22. Agende 1564

Dann by dir ist vergebung, das man dich förchte.
Ich wart des Herren, min seel wart, ich warten uff
sin wort.
Min seel wartet uff den Herren von einer morgen-
wacht an zu der anderen.
Israel wart uff den Herren, Dann güte ist by dem
Herren und vil erlösung by im.
Und er wirt Israel erlösen uß aller siner missethat.
Eer sey dem Vatter und dem Sun und dem Heiligen
geist, Amen.
Uß Christlicher ordnung wöllend wir bitten:
Zum ersten, das Gott sin volck begab mit reicher
erkanntnuß Jesu Christi, also das sin name durch es
gelobt werde. Zum andern, das er gmeiner Oberkeit
und in sunderheit gemeiner Eydgnosschafft, den
Eersamen Höuptern, Rhüt unnd gemeind zu Statt
und Land Basel, sin gnad verlyhe unnd sy nach si-
nem willen weiseb und leite, das wir mit einander ein
Gottforchtsam, fridsam, Christenlich läben fürind
und nach disem das ewig erlangind. Auch für alle
die, die umm sin wort geengstiget werdend, das inen
Gott bystande, daß sy in verjehung58 der warheit
verharrind. Hiemit söllend |B 2vI wir auch für andere
krancke unnd bekümmerte menschen bitten, das er
sy mit sinem trost heimsuch, und in einer gemein,
das er uns mitteil uß siner barmhertzigkeit, was uns
zu lyb unnd seel nottürfftig oder von nöten ist.
Lassend uns bätten:
Allmächtiger Gott, zu dem wir als zu unserem
Vatter allen unseren trost und hoffnung setzend,
Sihe an din güte, in welcher du uns erschaffen hast,
do wir nit warend. Verlyhe dinem volck, das durch
das blut dines Suns erlöset ist, das es von allen ban-
den böser gewonheit fry werde. Reinige es von allen
unsuberen begirden. Erlücht es von allen yrrsalen.
Behüt es von aller fynden gewalt und arglistigkeit.
Versamle es in aller liebe unnd einigkeit. Mach es

b Druck: wese.

vollkommen in allen tugenden und heiligkeit, damit
es durch Christum, dinen sun, dich als sinen vatter
erkenne, dich im geist unnd der warheit allein an-
bätte, Dir in warer lieb unnd haltung diner gebotten
dine unnd din heiligen willen in einem unschuldigen,
gedultigen, gottsäligen läben verbringe, durch Je-
sum Christum, dinen geliebten sun, der dich im
geist und warheit also hat geleert anbätten:
Unser vatter, der du bist, etc.
So wir nun Gott gebätten habend, wöllend wir für-
her syn heilig lyden bedencken, wie es sich dann ge-
bürt by sinem heiligen Nachtmal:
Es schrybt S. Paul zun Philippern am II. [5-11]:
Ein yeder sey gesinnet, wie Jesus Christus auch was,
welcher, wiewol er in göttlicher |B 3rI gestalt was, hat
er es nit für ein raub geachtet, Gott glych zesyn,
sonder hat sich selbs vernichtiget59 und die gestalt
eines knechts angenommen, ist worden glych wie ein
anderer mensch unnd an gebärden als ein mensch
erfunden. Hat sich selbs ernideret und ist gehorsam
worden biß zum tod, ja zum tod ans crütz. Darumb
hat in auch Gott erhöhet und hat im ein namen ge-
ben, der da ist über alle namen, das sich in dem
namen Jesu biegen söllind aller deren knye, die im
himmel und uff erden unnd under der erden sind,
Und alle zungen söllend bekennen, das Jesus Chri-
stus der Herr sey, zum pryß Gott, des vatters.
Es wirdt unns auch in dem heiligen Evangelio Luce
am XXIII. cap. [33-46] von dem sterben Christi
also beschriben:
Do sy kamend an das ort, Schedelstatt genennt, da-
selbst habend sy Jesum gecrütziget und zwen übel-
thäter, einen zur gerechten, den anderen zur lin-
cken. Aber Jesus sprach: Verzyhe inen, Vatter, dann

58 Bekenntnis, s. Grimm, DWb 25, Sp. 609; Idiotikon 3,
Sp. 6.
59 Erniedrigt, s. Grimm, DWb 25, Sp. 924.

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