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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0299
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22. Agende 1564

Gott sey uns gnädig und sägne uns. Er laß uns sein
antlitz lüchten, Sela,
Das wir uff erden erkennind sinen wäg, under allen
Heiden sin heil.
Es danckind dir, Gott, die völcker; es danckind dir
alle völcker.
Die völcker fröuwind sich unnd juchtzind, das du
die lüt recht richtest und fürest die lüt uff erden,
Sela.
Es danckind dir, Gott, die völcker; es danckind dir
alle völcker.
Das land gibt sin gewächß. Es sägne unns Gott, un-
ser Gott.
Es sägne uns Gott und aller wält ende förchte in.

Oder:
Der allmächtig, ewig gütig Gott unnd getrüw
vatter im himmel wölle umb Jesu Christi, sines ge-
liebten suns, willen durch sinen heiligen geist uns
mit allen himmelischen gaaben erfüllen und in der
erkanntnuß und bekanntnuß Jesu Christi stercken,
Ouch by und in sinem wort |B 7v| allezyt gnädigklich
erhalten und endtlich uß diser zyt säligklich schei-
den lassen, Amen.
Gond hin im friden und lassend eüch die Armen
umm Gottes willen befolhen syn.

[IV.] Der Krancken heimsuchung82

Die gnad Gottes seye by dir, Amen.
Lieber Bruder, syttemal wir alle als gehorsame
knecht und frumme kinder Gottes zu aller zyt, in
gesundheit unnd in kranckheit, unseren willen set-
zen söllend in den willen unsers himmelischen vat-
ters, der uns zu gutem hat erschaffen himmel und
erden, hat auch durch sinen Sun uns erlöset, hat ja
uns auch, so wir im glauben verharrend, verheissen
das ewig läben, Deßhalben erforderet alle billig-
keit83 und unserer seelen heil, das wir, so er uns
kranckheit zuschickt, unns im in keinen wäg mit
ungedult widersetzind. Dann, so wir vil guts von im
entpfangen habend unnd er uns nit vergolten hat
nach unserer sünden verdienst, sonder hat unser zur
bußfertigkeit vätterlich gewartet, Warumb woltend
wir dann nit auch ein teil des crützes unnd lydens
tragen84, so wir doch vil schwärers verdienet ha-
bend, wo er uns wölt mit strengkeit als sünder ur-
teilen? Und warumb woltend wir uns nit mit allem
flyß, demütigkeit, andacht |B 8r| und underwürfflig-

82 Besuch, s. oben Anm. 2.
83 Gerechtigkeit.
84 Vgl. Mk 8,34par.
85 Angemessen, s. Idiotikon 1, Sp. 44.
86 Vgl. Mt 26,39.
87 Vgl. 1Petr 2,11.

keit sines willens beflyssen und äben85 warnemmen,
damit wir nit undanckbar erfunden werdind, so
doch Christus, der sun Gottes, die bitterkeit des
kelchs des lydens und des tods86 für uns getruncken
hat?
Gedenck, lieber bruder, das wir in disem ellend
all bilger sind und frömbdling87, habend hie kein
blybende statt88. Aber unser vatterland unnd heim-
wesen ist im himmel89, zu welchem wir uns dester
mehr näherend, so vil wir des lybs schwachheit mehr
empfindend. Und wiewol wir unser läbenlang bereit
söllend syn und wachen, wenn der Herr kom-
me90, Doch yetz in diner kranckheit ist es dir mehr
von nöten, das du dich zu Gott richtist, damit du nit
unwillig noch ungeschickt syist, so dich der Herr
berüfft, sonder bereit mit den fürsichtigen jungk-
frouwen dem Herren entgegen zu gon91. Darumb, ist
dir etwas schwärlichs an diner conscientz ange-
lägen92 unnd du darinn mins rahts begärest, magst
du das mir eröffnen. Demnach so wöllend wir denn
mit einander Gott anrüffen.

88 Vgl. Hebr 13,14.
89 Vgl. Hebr 11,16.
90 Vgl. Mt 24,42.44; 25,13.
91 Vgl. Mt 25,1-13.
92 Liegt dir etwas auf dem Gewissen, s. FWb 1, Sp. 1147
und FWb 8, Sp. 1372.

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