23. Katechismus 1580
gung unser gnedigen Herren und Oberen ine under
die hend genommen und erstlich in etwas fleyssiger
in worten, die hievor übel getruckt, corrigiert, Dem-
nach in auch mit vermeldung der hauptarticklen
Christenliches Gloubens, die darinn getriben wer-
dend, underscheiden7, daß es alles dester verstent-
licher wurde. Zum dritten so habend wir die zeug-
nuß heiliger Schrifft allenthalben anzogen8, daß ein
yeder sehen möchte, daß diser Catechismus gegrün-
det seye im Alten unnd Neüwen Testament. Zum
vierdten habend wir die Zehen Gebott abgeteilt,
nach dem sy Gott selbst in bücheren Mosis abtheilet
hat, Verhoffend, es werdind warheit liebende leüt
sölichs uns nit verargen9. Da wir auch an statt eines
spruchs der Patrum etliche klaare sprüch der heili-
gen Schrifft gesetzt, |A 3r| Wie dann geschähen im
artickel: Christus ist abgestigen zur hellen10, ach-
tend wir, es werde allen denen wolgefallen, die mer
auff Gottes wort dann menschen reden haltend.
Disen gantzen Kinderbericht aber habend wir in 53
Predigen abgeteilt, damit er eines yeden jars ei-
nest11 ordenlich (nach der alten Christenlichen kir-
Verhörung der Kinder“ erschien zuerst im Rahmen der
Basler Agende von 1537 (s. auch die Einleitung zu
Nr. 22). Der große Katechismus basiert zwar auf dem
kleinen Katechismus Oekolampads; Oswald Myconius
fügte aber zusätzliche Lehrstücke über den Glauben, das
Vater unser und die zwei Tafeln des Gesetzes hinzu und
erweiterte die Abschnitte über die Taufe und das Abend-
mahl. 1544 erschien zunächst eine lateinische Überset-
zung unter dem Titel „Institutio Christiana sive
Catechismus puerorum Reipubl[icae] Basiliensis“. Im
folgenden Jahr kam dann als Teil der Basler Agende eine
deutsche Fassung des großen Katechismus heraus. Von
1550 bis 1626 enthielten alle Basler Agenden die beiden
Katechismen nebeneinander (Verzeichnis der Drucke in
Staehelin, Oekolampad-Bibliographie, S. 91-114, ab
Nr. 186). Vgl. des weiteren Staehelin, Briefe und Ak-
ten 2, S. 779f.; Staehelin, Das theologische Lebens-
werk, S. 586-589; Burnett, Teaching, S. 52-55;
Reicke, Die Zehn Worte, S. 17-20.
6 Nicht sorgfältig, s. Grimm, DWb 24, Sp. 568.
7 (In Abschnitte) eingeteilt.
8 Angeführt, s. FWb 1, Sp. 1615f. Für die biblischen Be-
lege vgl. den Marginalapparat.
9 Die Einteilung erfolgt in der reformierten Weise mit dem
Bilderverbot als zweitem Gebot und der Anordnung der
beiden Tafeln in vier und sechs Gebote (s. unten
chen byspil) vollendet und erklärt werde, der hoff-
nung, söliches werde unserer jugend überuß dienst-
lich syn.
Wiewol wir uns auch zu der gemeinen Confessi-
on der Eydgnössischen Evangelischen kirchen, anno
1566 gestelt und übergeben12, mit hertzen, mund
und hand erkennend, yedoch, dieweyl die alte Con-
fession diser kirchen zu Mülhusen mit der selbigen
in allweg überein stimmet, habend wir dise zu end
deß Catechismi trucken lassen, damit mengklich se-
he, daß wir bey unser vorfahren Christlichen und im
wort Gottes gegründten Confession bleyben unnd sy
keins wegs verwerffen oder vertauschen mit einer
anderen, darvor uns Gott behüt. IA 3vI
Hiemit befehlend wir alle frommen Christen
dem lieben Gott, der wölle sein ein mal angefangen
werck in diser und anderen Gemeinden gnedigklich
außfüren, zu seines heiligen nammens eer und viler
frommen hertzen trost.
Actum in Synodo Mülhusiana 17. Septemb[ris]
Anno Domini 1579 |A 4rI
S. 291f.). Der Mülhauser Katechismus wich damit von
der ursprünglichen Gestalt des Basler Katechismus ab,
der das Bilderverbot zunächst nicht enthielt und sich bei
der Einteilung an der augustinisch-lutherischen Anord-
nung der Gebote in drei plus sieben orientierte. Erst in
der deutschen Ausgabe von Oekolampads Katechismus
aus dem Jahr 1564 und in der lateinischen Ausgabe von
1587 ist das Bilderverbot dann eingefügt. Die Einteilung
der Tafeln in drei plus sieben Gebote behielt man aber
zunächst bei. Erst in der Ausgabe des deutschen Kate-
chismus von 1584 (Staehelin, Oekolampad-Biblio-
graphie, Nr. 221), also vier Jahre nach dem Mülhauser
Katechismus, kam es zu der Einteilung in vier und sechs
Gebote. Beim lateinischen Katechismus wurde diese Ver-
änderung erst 1636 vollzogen. Vgl. Reicke, Zehn Wor-
te, S. 18f.
10 Unten S. 289.
11 Einmal.
12 Gemeint ist die Confessio Helvetica posterior, ediert in
RBS 2/2, S. 268-345. Zur Beteiligung Mülhausens s. den
Titel des Bekenntnisses: „Confessio et expositio simplex
orthodoxa fidei et dogmatum Catholicorum syncerae re-
ligionis Christianae, concorditer ab ecclesiae Christi mi-
nistris, qui sunt in Helvetia [...] et apud confoederatos,
Mylhusii item et Biennae [...], edita“, ebd., S. 268, sowie
die Subscriptio S. 270.
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gung unser gnedigen Herren und Oberen ine under
die hend genommen und erstlich in etwas fleyssiger
in worten, die hievor übel getruckt, corrigiert, Dem-
nach in auch mit vermeldung der hauptarticklen
Christenliches Gloubens, die darinn getriben wer-
dend, underscheiden7, daß es alles dester verstent-
licher wurde. Zum dritten so habend wir die zeug-
nuß heiliger Schrifft allenthalben anzogen8, daß ein
yeder sehen möchte, daß diser Catechismus gegrün-
det seye im Alten unnd Neüwen Testament. Zum
vierdten habend wir die Zehen Gebott abgeteilt,
nach dem sy Gott selbst in bücheren Mosis abtheilet
hat, Verhoffend, es werdind warheit liebende leüt
sölichs uns nit verargen9. Da wir auch an statt eines
spruchs der Patrum etliche klaare sprüch der heili-
gen Schrifft gesetzt, |A 3r| Wie dann geschähen im
artickel: Christus ist abgestigen zur hellen10, ach-
tend wir, es werde allen denen wolgefallen, die mer
auff Gottes wort dann menschen reden haltend.
Disen gantzen Kinderbericht aber habend wir in 53
Predigen abgeteilt, damit er eines yeden jars ei-
nest11 ordenlich (nach der alten Christenlichen kir-
Verhörung der Kinder“ erschien zuerst im Rahmen der
Basler Agende von 1537 (s. auch die Einleitung zu
Nr. 22). Der große Katechismus basiert zwar auf dem
kleinen Katechismus Oekolampads; Oswald Myconius
fügte aber zusätzliche Lehrstücke über den Glauben, das
Vater unser und die zwei Tafeln des Gesetzes hinzu und
erweiterte die Abschnitte über die Taufe und das Abend-
mahl. 1544 erschien zunächst eine lateinische Überset-
zung unter dem Titel „Institutio Christiana sive
Catechismus puerorum Reipubl[icae] Basiliensis“. Im
folgenden Jahr kam dann als Teil der Basler Agende eine
deutsche Fassung des großen Katechismus heraus. Von
1550 bis 1626 enthielten alle Basler Agenden die beiden
Katechismen nebeneinander (Verzeichnis der Drucke in
Staehelin, Oekolampad-Bibliographie, S. 91-114, ab
Nr. 186). Vgl. des weiteren Staehelin, Briefe und Ak-
ten 2, S. 779f.; Staehelin, Das theologische Lebens-
werk, S. 586-589; Burnett, Teaching, S. 52-55;
Reicke, Die Zehn Worte, S. 17-20.
6 Nicht sorgfältig, s. Grimm, DWb 24, Sp. 568.
7 (In Abschnitte) eingeteilt.
8 Angeführt, s. FWb 1, Sp. 1615f. Für die biblischen Be-
lege vgl. den Marginalapparat.
9 Die Einteilung erfolgt in der reformierten Weise mit dem
Bilderverbot als zweitem Gebot und der Anordnung der
beiden Tafeln in vier und sechs Gebote (s. unten
chen byspil) vollendet und erklärt werde, der hoff-
nung, söliches werde unserer jugend überuß dienst-
lich syn.
Wiewol wir uns auch zu der gemeinen Confessi-
on der Eydgnössischen Evangelischen kirchen, anno
1566 gestelt und übergeben12, mit hertzen, mund
und hand erkennend, yedoch, dieweyl die alte Con-
fession diser kirchen zu Mülhusen mit der selbigen
in allweg überein stimmet, habend wir dise zu end
deß Catechismi trucken lassen, damit mengklich se-
he, daß wir bey unser vorfahren Christlichen und im
wort Gottes gegründten Confession bleyben unnd sy
keins wegs verwerffen oder vertauschen mit einer
anderen, darvor uns Gott behüt. IA 3vI
Hiemit befehlend wir alle frommen Christen
dem lieben Gott, der wölle sein ein mal angefangen
werck in diser und anderen Gemeinden gnedigklich
außfüren, zu seines heiligen nammens eer und viler
frommen hertzen trost.
Actum in Synodo Mülhusiana 17. Septemb[ris]
Anno Domini 1579 |A 4rI
S. 291f.). Der Mülhauser Katechismus wich damit von
der ursprünglichen Gestalt des Basler Katechismus ab,
der das Bilderverbot zunächst nicht enthielt und sich bei
der Einteilung an der augustinisch-lutherischen Anord-
nung der Gebote in drei plus sieben orientierte. Erst in
der deutschen Ausgabe von Oekolampads Katechismus
aus dem Jahr 1564 und in der lateinischen Ausgabe von
1587 ist das Bilderverbot dann eingefügt. Die Einteilung
der Tafeln in drei plus sieben Gebote behielt man aber
zunächst bei. Erst in der Ausgabe des deutschen Kate-
chismus von 1584 (Staehelin, Oekolampad-Biblio-
graphie, Nr. 221), also vier Jahre nach dem Mülhauser
Katechismus, kam es zu der Einteilung in vier und sechs
Gebote. Beim lateinischen Katechismus wurde diese Ver-
änderung erst 1636 vollzogen. Vgl. Reicke, Zehn Wor-
te, S. 18f.
10 Unten S. 289.
11 Einmal.
12 Gemeint ist die Confessio Helvetica posterior, ediert in
RBS 2/2, S. 268-345. Zur Beteiligung Mülhausens s. den
Titel des Bekenntnisses: „Confessio et expositio simplex
orthodoxa fidei et dogmatum Catholicorum syncerae re-
ligionis Christianae, concorditer ab ecclesiae Christi mi-
nistris, qui sunt in Helvetia [...] et apud confoederatos,
Mylhusii item et Biennae [...], edita“, ebd., S. 268, sowie
die Subscriptio S. 270.
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