2. Zuchtordnung 1613
lässig zu straff geben, Aber hiemit die Frembde
Hochzeit Gast, so in des Hochzeiters Hauß ein-
losiert43, nicht gemeint sein sollen.
In gleichem fall soll auch hiemit den Jungen Gesel-
len und Jungfrawen verbotten sein, bey den Nacht
Imbßen sich uber einem Tisch verschränckt zusam-
men zusetzen und allerhand uppigkeit44 (so biß hero
von ihnen durch solches Mittel geubt worden) vor-
zunemen, weder von Würth noch Hochzeiter zuge-
lassen, Wie dann deßwegen sonderbare auffsicht
von uns gemacht, und die Uberfahrer, jeder Jung
Gesell umb Zehen und ein Jungfraw umb Fünff
Schilling, gestrafft werden sollen.
Wie viel man auff jeder Hochzeit Imbiß
halten solle
Damit auch der uberfluß und unnütz kosten, so biß
anhero ann dem Abend vor und nach den Hochzei-
ten angewendt worden, abgeschnitten45 und fürkom-
men werde, so setzen, ordnen und wöllen wir, daß
nemblich an den Tagen vor und nach den Hochzei-
ten neben den nechsten Gesipten und Verwandten,
frembden unnd heimischen Freunden Und denen, so
zu der Hochzeit dienen, von ungesipten Freunden
nicht uber zwen Tisch mit Leuthen sollen geladen
werden.
Desgleichen, so soll auch an dem dritten Tag nach
den Hochzeiten von allhieigen Burgern oder Ein-
wohnern niemandts in oder ausserhalb der Statt, wo
das auch sein möchte, Zechen, Vischereyen noch
Badtag, wie von etlichen bißweilen beschehen, hal-
ten, Sonder sich menniglich an dem dritten Tag
nach der Hochzeiten mit einem schlechten46 Nach
Imbis allhie in der Statt unnd nicht außwendig, je
43 Einquartiert, s. DWb 3, Sp. 228f. (einlosieren = einlogie-
ren).
44 Übermut, s. Grimm, DWb 24, Sp. 2343f.
45 Aufgehoben, s. FWb 1, Sp. 349.
46 Einfachen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 450.
47 Gemeint ist hier wohl: tagsüber Hochzeitsfeier abzuhal-
ten.
48 Gänge beim Essen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2,
S. 741.
nach gestalt der Personen und gelegenheit der zeit,
sättigen und benügen lassen.
Auch solle der mißbrauch, urnb Hän und Hennen zu
tantzen (so sich vor der Zeit wiederumb eingeris-
sen), hiemit gäntzlich abgethan unnd verboten sein,
alß bey unser, des Rhates, ernstlicher und willkür-
licher Straff.
Deßgleichen, so sich Wittwen und Wittiben zusam-
men verheuraten, soll ihnen Tag Hochzeit zu hal-
ten47, deßgleichen Jungfrawen dazu zu laden, ganz
und gar verbotten sein, Sonder sollen sich dieselbi-
gen mit einem Erbarlichen Kirchgang unnd einem
Nacht Imbiß settigen und benügen lassen. Da aber
ein Junger Gesell ein Wittfraw nimbt, soll ihme,
zwen Imbiß zu. halten, auch nach Mittag Jungfra-
wen zum Dantz und Nachtessen zu laden, unver-
botten sein.
Deßgleichen, so sollen auch die Hochzeiten hinfüro
nicht länger dann zwen Tage weren und gehalten
und zu jedem Imbiß nicht mehr dann vier guter
Trachten48 oder Gericht, under denen nur eine von
Vischen sein solle, außgenommen Keß, Obs und Ku-
chen, gegeben werden, Daß also jedermenniglichen
bey Schenk und Irten Hochzeiten49 ehrlich und wohl
tractirt50 unnd also, daß des Gelts, darumb eine jede
Person alda ist, wohl werth seye, gehalten werde,
alles bey obgemelter unserer Straff.
Die Irten Hochzeit bey den Würthen belangendt
Die Irten bey den Hochzeit Imbßen sollen solche
jederzeit bey des Rhats verordnung gelassen wer-
den, weil des orths kein gewisser Tax zu bestimmen
ist, und das Nachzahlen, dem Würth und Hochzei-
49 Im Unterschied zur irtenhochzeit, bei welcher der Gast
das Brautpaar nicht beschenkte, dafür aber seine Rech-
nung bezahlte (s. Anm. 34), überbrachte der Gast bei der
schenk- oder gabhochzeit dem Paar ein Geschenk, wäh-
rend dieses die Kosten der Bewirtung trug. Vgl. FWb 6,
Sp. 10f. und Schwäb. Wb. 6, Sp. 1972.
50 Bewirtet, s. Grimm, DWb 21, Sp. 1019f.
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lässig zu straff geben, Aber hiemit die Frembde
Hochzeit Gast, so in des Hochzeiters Hauß ein-
losiert43, nicht gemeint sein sollen.
In gleichem fall soll auch hiemit den Jungen Gesel-
len und Jungfrawen verbotten sein, bey den Nacht
Imbßen sich uber einem Tisch verschränckt zusam-
men zusetzen und allerhand uppigkeit44 (so biß hero
von ihnen durch solches Mittel geubt worden) vor-
zunemen, weder von Würth noch Hochzeiter zuge-
lassen, Wie dann deßwegen sonderbare auffsicht
von uns gemacht, und die Uberfahrer, jeder Jung
Gesell umb Zehen und ein Jungfraw umb Fünff
Schilling, gestrafft werden sollen.
Wie viel man auff jeder Hochzeit Imbiß
halten solle
Damit auch der uberfluß und unnütz kosten, so biß
anhero ann dem Abend vor und nach den Hochzei-
ten angewendt worden, abgeschnitten45 und fürkom-
men werde, so setzen, ordnen und wöllen wir, daß
nemblich an den Tagen vor und nach den Hochzei-
ten neben den nechsten Gesipten und Verwandten,
frembden unnd heimischen Freunden Und denen, so
zu der Hochzeit dienen, von ungesipten Freunden
nicht uber zwen Tisch mit Leuthen sollen geladen
werden.
Desgleichen, so soll auch an dem dritten Tag nach
den Hochzeiten von allhieigen Burgern oder Ein-
wohnern niemandts in oder ausserhalb der Statt, wo
das auch sein möchte, Zechen, Vischereyen noch
Badtag, wie von etlichen bißweilen beschehen, hal-
ten, Sonder sich menniglich an dem dritten Tag
nach der Hochzeiten mit einem schlechten46 Nach
Imbis allhie in der Statt unnd nicht außwendig, je
43 Einquartiert, s. DWb 3, Sp. 228f. (einlosieren = einlogie-
ren).
44 Übermut, s. Grimm, DWb 24, Sp. 2343f.
45 Aufgehoben, s. FWb 1, Sp. 349.
46 Einfachen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 450.
47 Gemeint ist hier wohl: tagsüber Hochzeitsfeier abzuhal-
ten.
48 Gänge beim Essen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2,
S. 741.
nach gestalt der Personen und gelegenheit der zeit,
sättigen und benügen lassen.
Auch solle der mißbrauch, urnb Hän und Hennen zu
tantzen (so sich vor der Zeit wiederumb eingeris-
sen), hiemit gäntzlich abgethan unnd verboten sein,
alß bey unser, des Rhates, ernstlicher und willkür-
licher Straff.
Deßgleichen, so sich Wittwen und Wittiben zusam-
men verheuraten, soll ihnen Tag Hochzeit zu hal-
ten47, deßgleichen Jungfrawen dazu zu laden, ganz
und gar verbotten sein, Sonder sollen sich dieselbi-
gen mit einem Erbarlichen Kirchgang unnd einem
Nacht Imbiß settigen und benügen lassen. Da aber
ein Junger Gesell ein Wittfraw nimbt, soll ihme,
zwen Imbiß zu. halten, auch nach Mittag Jungfra-
wen zum Dantz und Nachtessen zu laden, unver-
botten sein.
Deßgleichen, so sollen auch die Hochzeiten hinfüro
nicht länger dann zwen Tage weren und gehalten
und zu jedem Imbiß nicht mehr dann vier guter
Trachten48 oder Gericht, under denen nur eine von
Vischen sein solle, außgenommen Keß, Obs und Ku-
chen, gegeben werden, Daß also jedermenniglichen
bey Schenk und Irten Hochzeiten49 ehrlich und wohl
tractirt50 unnd also, daß des Gelts, darumb eine jede
Person alda ist, wohl werth seye, gehalten werde,
alles bey obgemelter unserer Straff.
Die Irten Hochzeit bey den Würthen belangendt
Die Irten bey den Hochzeit Imbßen sollen solche
jederzeit bey des Rhats verordnung gelassen wer-
den, weil des orths kein gewisser Tax zu bestimmen
ist, und das Nachzahlen, dem Würth und Hochzei-
49 Im Unterschied zur irtenhochzeit, bei welcher der Gast
das Brautpaar nicht beschenkte, dafür aber seine Rech-
nung bezahlte (s. Anm. 34), überbrachte der Gast bei der
schenk- oder gabhochzeit dem Paar ein Geschenk, wäh-
rend dieses die Kosten der Bewirtung trug. Vgl. FWb 6,
Sp. 10f. und Schwäb. Wb. 6, Sp. 1972.
50 Bewirtet, s. Grimm, DWb 21, Sp. 1019f.
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