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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0346
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Weißenburg

ter zu geben und anzunemmen, gänzlich hiemit ver-
botten sein. Wehre es aber sach, daß einer uber be-
stimpte, mehr unnd weiter Trachten51 bei seiner
Hochzeit geben lassen wolte, Soll derselbig mit An-
zeigung der Ursachen, warumb er es begehre, beym
Regierenden Bürgermeister zuvor ansuchen unnd
sich bescheidts erholen52. Würde aber einer unan-
gesucht solches uberfahren53, soll derselb umb zehen
Gulden gestrafft werden, ohn nachlaß zu bezahlen.
Der Schenck Hochzeiten halben bleibt es bey der
Alten Ordnung, das einer, so in seim Kosten auff
den Zunfftstuben ein Schenck Hochzeit halten will,
Hundert Personen und nicht darüber zu laden
macht haben Und, da er solche Zahl uberfährt, jhe
von Zehen Personen, so er weiter geladen, Zwen
Gulden zu straff zahlen. Und soll doch der Schen-
cken halben aller uberfluß vermitten bleiben, bey
der in der Ordnung gesetzten Straff.
Belangendt das Dantzen
Das Dantzen auf den Zunfftstuben betreffendt:
Weil bishero viel Leichtfertigkeit mit undergelof-
fen54, also ordnen und wöllen wir, daß welcher bey
einer Hochzeit hinfüro ein Dantz halten will, der
soll zuvorderst bey einem Regierenden Bürgermei-
ster darumb ansuchen Und, wann ihme der zugelas-
sen wirdt, anzeigen, wo und an welchem orth er sol-
chen Dantz halten wölle, Auch darneben Zwen auß
der Freundtschaft verordnen, die neben der Zunfft
Stubemeistern oder Stattknechten auff solchem
Dantz achtung und auffsehens haben, Auch ver-
schaffen sollen, daß die Jenigen, so Dantzen wöllen,
nicht in Hosen und Wames, sonder mit Röcken oder
Manteln erbarlich bekleidet, ohne alle unzucht,
jauchtzen, schreyen, ungebürlich lauffen, züchtig,
ehrlich und Erbarlich dantzen, Frawen oder Jung-
frawen nicht ungebürlich oder unzüchtig angreif-

51 Vgl. Anm. 48.
52 Einholen, s. DRW 3, Sp. 205.
53 Übertreten, s. Grimm, DWb 23, Sp. 198f.
54 Dabei vorkommt, sich einschleicht, s. Grimm, DWb 24,
Sp.1659.

fen55, herum werffen noch andere unzüchtige oder
ungebürliche weise und geberden, wie vor der Zeit
bey vielen geschehen, üben oder sich gebrauchen,
Deßgleichen sollen auch die Weibs Personen in ihren
Schauben und Oberröcken züchtig und erbarlich
dantzen, Wo aber eins oder mehr solche stück oder
deren eines, zu üben oder gebrauchen, gesehen oder
befunden würde, den oder dieselben alßbald davon
abweißen und ferner zu Dantzen nicht gestatten
noch zulassen, sonder jedem Verbrecher Fünff Schil-
ling zu straff abnehmen, und solche der Zunfft zu-
stehen sollen, und nichts destoweniger uns, wann die
begangene ungebür oder unzucht zu grob56, solche
an- und fürbringen, damit dieselbigen der gebür und
uberfahrung nach gestrafft werden mögen.
Es soll auch hiemit abermahln bey dem Dantzen das
Frönen der Jungen Gesellen abgethan sein und zu
besserer erleuterung niemandts, weder von Manns
noch Frawen Personen, alt oder jung (ausgenom-
men diejenigen, so auff ihre Herrschafften und Fra-
wen warten), zu dem Dantz kommen noch Dantzen,
bey straff eines halben Guldens oder des Thurns, jhe
nach gelegenheit der ubertrettung, unnachlässig und
ohne Gnad zu bessern.
Auch sollen die Mägde hinfüro keinem Jungen Ge-
sellen Guldene noch Silberne schnür, darzu keine
Sträußlein, mit Goldt, Silber, Berlin57, Flender-
ling58 und Seidenwerck zugericht und gemacht, zum
Dantz geben, bey unser eines Rhats besonderer
Straff.
Und sollen auch die Däntz nicht länger dann von
dem Morgen Imbiß an biß zu Fünff uhren Winters-
unnd Sechs uhren Sommerszeiten gehalten werden
Und nach dem Nacht Imbiß am letsten Tag59 zu
dantzen gantz unnd gar verbotten sein, bey unserer
ernstlicher Straff.

55 Berühren, s. FWb 1, Sp. 1181.
56 Groß, schwer, s. FWb 7, Sp. 444-446.
57 Perlen.
58 Flimmerzeug, s. Grimm, DWb 3, Sp. 1768.
59 Gegen Tagesende.

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