2. Kirchenordnung [1575/1580]
und möglich ist, abzustellen und unser anbefohlene
burger, innwohner, zugehörigen und verwandten
von demjenigen, so ihnen an leib und seel schädlich
sein mog, abzuhalten, so seind wir als (ohne rhum
zumelden11) ein christliche obrigkeit, zu pflantzung
und fortsetzung eins gottseligen lebens, auch politi-
schenl erbarn wesens und wandels, notwendiglich
verursacht worden, unserer vorfahren, auch unserer
vor etlich jaren gemachte, unpublicirte statuten,
satzungen, ordnungen, gebott und verbott wider-
umb zuerneweren, zuwiderhohlen, zumehren
mund zubeßeren, gedencken auch, ob denselben (weil
wir ein zeither die milte versucht und dieselbige der
scherpfe fürgesetzt, aber dadurch anders nichts
dann ein große sicherheit und ein beharrliche unge-
horsame erfolgt) hinfüro vermittelst göttlicher gna-
den nbestendiglich und steuffn zuhalten.
Damit sich aber niemands der unwißenheit zube-
helffen12 oder sich einicherley gestalt entschuldigen
möge, so haben wir nit umbgehn sollen noch wöllen,
angeregte ordnungen, altem gebrauch nach, offent-
lich zuverkünden und meniglich13 wißenhafft zu-
machen.
[I.] Von der predig und
ßAnfänglich und zum ersten: Nachdem der allmech-
tig, güetig Gott auß lauter erbärmbde und un-
ausprechlicher güete und barmhertzigkeit statt und
thal Münster dise sondere hohe gnad und gutthat
erzeigt und bewisen, das er bey uns das liecht seines
heiligen und allein seeligmachenden evangelii ange-
zündet, uns auch bis daher bey solchem seinem wort
und dem rechten gebrauch der hey[ligen] sacramen-
ten wider alles wüetten und toben deß leidigen sa-
thans gantz vätterlich erhalten, darumben wir
°dan aucho seiner allmacht ohne underlaß danckbar
sein sollen,
1. Vom ambt der kirchendiener
γso wöllen wir demnach, das unsere pfarrer, prediger
und kirchendiener allhie zu Münster und Mil-
bach14 das hey[lige] wort Gottes nach innhalt
β Anno 1575.
y Anno 1575.
ι C: weltlichen.
m-m Fehlt in B (siehe Erläuterung unter Anm. a).
n-n C: Bestendiglich, ernstlich unnd steiff.
o-o C: auch dann.
p-p C: prophetischer, apostolischer und biblischer schrifften
hinfüro.
q C: bis hie her.
r Fehlt in C.
anhörung göttlichs worts
pprophetischer und apostolischer schrifften und der
hey[ligen] Bibel hinfürop, wie bisherq, lauter, rein
und unverfälscht predigen, die hey[ligen] sacramen-
ta der einsetzung Christi gemeß administriren, die
zuhörer fur aller abgotterey, falschen gottesdienst,
superstition und aberglauben, auch rotten undr sec-
ten, schwermereyen und anderen irrthumben, so un-
serer wahren christlichen religion der Augspurgi-
schen confession (zu deren wir uns bis anhero15 be-
kennt, auch noch bekennen) entgegen und zuwider,
getrewlich verwarnen, alle sünd, schand, laster und
gottloß leben, so dem glauben, auch guter burgerli-
cher disciplin und zucht widerig, ernstlich straffen,
doch sich dabeneben alles unauffbawlichen schmä-
hens, hohlhippens16 und leste-⎮ rung enthalten und,
sovil immer möglich, aller guten bescheidenheit be-
fleißen sollen17.
11 Zur Formel ohne ruhm zu melden (ohne sich zu rühmen)
s. Grimm, DWb 14, Sp. 1443f.
12 Sich mit Unwissenheit herausreden, s. FWb 3, Sp. 783.
13 Jedermann.
14 Zu den Pfarreien in Münster und in Mühlbach vgl. die
Einleitung S. 341.
15 Bis jetzt, s. FWb 1, Sp. 1239.
16 Spottens, Scheltens, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1719.
17 Vgl. auch Nr. 7.
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und möglich ist, abzustellen und unser anbefohlene
burger, innwohner, zugehörigen und verwandten
von demjenigen, so ihnen an leib und seel schädlich
sein mog, abzuhalten, so seind wir als (ohne rhum
zumelden11) ein christliche obrigkeit, zu pflantzung
und fortsetzung eins gottseligen lebens, auch politi-
schenl erbarn wesens und wandels, notwendiglich
verursacht worden, unserer vorfahren, auch unserer
vor etlich jaren gemachte, unpublicirte statuten,
satzungen, ordnungen, gebott und verbott wider-
umb zuerneweren, zuwiderhohlen, zumehren
mund zubeßeren, gedencken auch, ob denselben (weil
wir ein zeither die milte versucht und dieselbige der
scherpfe fürgesetzt, aber dadurch anders nichts
dann ein große sicherheit und ein beharrliche unge-
horsame erfolgt) hinfüro vermittelst göttlicher gna-
den nbestendiglich und steuffn zuhalten.
Damit sich aber niemands der unwißenheit zube-
helffen12 oder sich einicherley gestalt entschuldigen
möge, so haben wir nit umbgehn sollen noch wöllen,
angeregte ordnungen, altem gebrauch nach, offent-
lich zuverkünden und meniglich13 wißenhafft zu-
machen.
[I.] Von der predig und
ßAnfänglich und zum ersten: Nachdem der allmech-
tig, güetig Gott auß lauter erbärmbde und un-
ausprechlicher güete und barmhertzigkeit statt und
thal Münster dise sondere hohe gnad und gutthat
erzeigt und bewisen, das er bey uns das liecht seines
heiligen und allein seeligmachenden evangelii ange-
zündet, uns auch bis daher bey solchem seinem wort
und dem rechten gebrauch der hey[ligen] sacramen-
ten wider alles wüetten und toben deß leidigen sa-
thans gantz vätterlich erhalten, darumben wir
°dan aucho seiner allmacht ohne underlaß danckbar
sein sollen,
1. Vom ambt der kirchendiener
γso wöllen wir demnach, das unsere pfarrer, prediger
und kirchendiener allhie zu Münster und Mil-
bach14 das hey[lige] wort Gottes nach innhalt
β Anno 1575.
y Anno 1575.
ι C: weltlichen.
m-m Fehlt in B (siehe Erläuterung unter Anm. a).
n-n C: Bestendiglich, ernstlich unnd steiff.
o-o C: auch dann.
p-p C: prophetischer, apostolischer und biblischer schrifften
hinfüro.
q C: bis hie her.
r Fehlt in C.
anhörung göttlichs worts
pprophetischer und apostolischer schrifften und der
hey[ligen] Bibel hinfürop, wie bisherq, lauter, rein
und unverfälscht predigen, die hey[ligen] sacramen-
ta der einsetzung Christi gemeß administriren, die
zuhörer fur aller abgotterey, falschen gottesdienst,
superstition und aberglauben, auch rotten undr sec-
ten, schwermereyen und anderen irrthumben, so un-
serer wahren christlichen religion der Augspurgi-
schen confession (zu deren wir uns bis anhero15 be-
kennt, auch noch bekennen) entgegen und zuwider,
getrewlich verwarnen, alle sünd, schand, laster und
gottloß leben, so dem glauben, auch guter burgerli-
cher disciplin und zucht widerig, ernstlich straffen,
doch sich dabeneben alles unauffbawlichen schmä-
hens, hohlhippens16 und leste-⎮ rung enthalten und,
sovil immer möglich, aller guten bescheidenheit be-
fleißen sollen17.
11 Zur Formel ohne ruhm zu melden (ohne sich zu rühmen)
s. Grimm, DWb 14, Sp. 1443f.
12 Sich mit Unwissenheit herausreden, s. FWb 3, Sp. 783.
13 Jedermann.
14 Zu den Pfarreien in Münster und in Mühlbach vgl. die
Einleitung S. 341.
15 Bis jetzt, s. FWb 1, Sp. 1239.
16 Spottens, Scheltens, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1719.
17 Vgl. auch Nr. 7.
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