2. Kirchenordnung [1575/1580]
6. yZechen, spileny under predig verbotten
ζDergleichen setzen, ordnen und wöllen wir, das hin-
füro uff alle Sontag und andere christliche feyrtäg
am morgen, zuvor und ehe die gewohnliche vormit-
tag predig gehalten und zu end gebracht wirt, nie-
mands gestattet oder zugelaßen sein soll, in den
würtsheüsern, uff den stuben oder anderstwo, da
wein außgeschenckt wirt, zu zechen, zu trincken
noch zu spilen bey straff 5 ßz, welche nit allein der-
jenig, so also hierüber zechen, trincken oder spilen,
sonder auch der, so es auffstellen, geben oder zu-
laßen wirt, verfallen und unnachläßlich zu bezahlen
schuldig sein soll, es were dann sach, das frembde
personen oder gäst vorhanden, welche wegfertig und
ein morgensupp zueßen begehren | wurden. Denen
soll es unbenommen, sonder hiemit zugelaßen sein.
Jedoch das daselbig in aller stille und mit guter be-
scheidenheit ohn alles getöbel26 beschehe und zu-
gang.
7. Von der kinderlehr
ηDieweil auch am Sontag der kinderlehr halben nit
allein bey der jugend, sonder auch bey den elteren
ein großer unfleiß und fahrläßigkeit gespürt wirt,
also das die kinder mehr uff den gaßen, spilblätzen,
vor den thoren und anderen orten dann in der kir-
chen befunden werden, daher dan erfolgt, das sie in
allem mutwillen, frevel, leichtfertigkeit und unge-
horsam uffwachsen, so setzen, ordnen und wöllen
wir, das hinfüro die kinder fleißiger, dann bishero
beschehen, zur forcht Gottes gehalten, zur kirchen
geschickt und besonderlich under der kinderlehra
sich nit uff den gaßen und spilblätzen finden laßen
ζ Anno 1556, 1570 et 1575.
η Anno 1556, 1570 et 1575.
θ Anno 1556, 1570 et 1575.
ι Anno 1556, 1570 et 1575.
y-y B: Zechen und spilen.
z B: X ß.
a C: kinder predig.
b-b C: die selbige.
c-c Gestr. in B.
sollen. Dann welche dasselb übertretten, die sollen
alsbald anderen zum exempel under die Steg oder
ins narrenheüßlin27 gesetzt, darzu die elteren von
wegen versaumnuß ihrer kinder der gepür und nach
unserer erkantnuß gestrafft werden.
8. Von den christlichen feyrtägen
θWas dann die ubrige feyrtäg, so bisher in unserem
thal gefeyret worden seind, anlangen thut, da set-
zen, ordnen und wöllen wir, das die selbige auch
hinfüro christlicher ordnung nach gefeyret werden
sollen, mit dem außtruckenlichen anhang28, das wel-
cher burger in statt und thal an solcher tag einem,
so durch unsere pfarrer und kirchendiener zufeyren
verkündet wirt, vor oder in wehrender predig für
sich selbs werckt oder die seinen zuwercken schickt,
das derselbig 10 ß zu frevel verfallen, auch bsolch
straffgeltb unnachläßlich zubezahlen schuldig sein
soll. |
9. Vom bettag und mittwochspredig
ιGleicher gestalt wöllen wir auch, das hinfüro die
mittwochspredigen und gewohnliche bettäg fleißi-
ger, dann bisher beschehen, besucht und uffs we-
nigst auß jedem hauß ein person in die kirch ge-
schickt werd, cund dasselb bey straff V blappartc,
inn sonderlicher betrachtung, das es bey disen ge-
genwertigen beschwärlichen zeiten zum höchsten
vonnöthen und der gerechte zorn Gottes, so uber
uns entbrandt, durch kein ander mittel dann mit
einem ernstlichen undd andächtigen, eiferigen und
hertzlichen gebeth außgelescht, uff- und abgehalten
werden kan.
d Fehlt in B.
26 Geschrei, s. FWb 6, Sp. 1703 (s.v. getäube).
27 Mit narrenheüßlin wird meist ein Käfig bezeichnet, in
dem Personen für leichte Vergehen zur Schau gestellt
werden (DRW 9, Sp. 1367f.). Nach Adam, Kirchenge-
schichte Elsaß, S. 402 diente in Münster zu diesem
Zweck ein vergitterter Raum außen am Rathaus.
28 Zusatz, Klausel, s. FWb 1, Sp. 1213f. und DRW 1,
Sp. 65f.
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6. yZechen, spileny under predig verbotten
ζDergleichen setzen, ordnen und wöllen wir, das hin-
füro uff alle Sontag und andere christliche feyrtäg
am morgen, zuvor und ehe die gewohnliche vormit-
tag predig gehalten und zu end gebracht wirt, nie-
mands gestattet oder zugelaßen sein soll, in den
würtsheüsern, uff den stuben oder anderstwo, da
wein außgeschenckt wirt, zu zechen, zu trincken
noch zu spilen bey straff 5 ßz, welche nit allein der-
jenig, so also hierüber zechen, trincken oder spilen,
sonder auch der, so es auffstellen, geben oder zu-
laßen wirt, verfallen und unnachläßlich zu bezahlen
schuldig sein soll, es were dann sach, das frembde
personen oder gäst vorhanden, welche wegfertig und
ein morgensupp zueßen begehren | wurden. Denen
soll es unbenommen, sonder hiemit zugelaßen sein.
Jedoch das daselbig in aller stille und mit guter be-
scheidenheit ohn alles getöbel26 beschehe und zu-
gang.
7. Von der kinderlehr
ηDieweil auch am Sontag der kinderlehr halben nit
allein bey der jugend, sonder auch bey den elteren
ein großer unfleiß und fahrläßigkeit gespürt wirt,
also das die kinder mehr uff den gaßen, spilblätzen,
vor den thoren und anderen orten dann in der kir-
chen befunden werden, daher dan erfolgt, das sie in
allem mutwillen, frevel, leichtfertigkeit und unge-
horsam uffwachsen, so setzen, ordnen und wöllen
wir, das hinfüro die kinder fleißiger, dann bishero
beschehen, zur forcht Gottes gehalten, zur kirchen
geschickt und besonderlich under der kinderlehra
sich nit uff den gaßen und spilblätzen finden laßen
ζ Anno 1556, 1570 et 1575.
η Anno 1556, 1570 et 1575.
θ Anno 1556, 1570 et 1575.
ι Anno 1556, 1570 et 1575.
y-y B: Zechen und spilen.
z B: X ß.
a C: kinder predig.
b-b C: die selbige.
c-c Gestr. in B.
sollen. Dann welche dasselb übertretten, die sollen
alsbald anderen zum exempel under die Steg oder
ins narrenheüßlin27 gesetzt, darzu die elteren von
wegen versaumnuß ihrer kinder der gepür und nach
unserer erkantnuß gestrafft werden.
8. Von den christlichen feyrtägen
θWas dann die ubrige feyrtäg, so bisher in unserem
thal gefeyret worden seind, anlangen thut, da set-
zen, ordnen und wöllen wir, das die selbige auch
hinfüro christlicher ordnung nach gefeyret werden
sollen, mit dem außtruckenlichen anhang28, das wel-
cher burger in statt und thal an solcher tag einem,
so durch unsere pfarrer und kirchendiener zufeyren
verkündet wirt, vor oder in wehrender predig für
sich selbs werckt oder die seinen zuwercken schickt,
das derselbig 10 ß zu frevel verfallen, auch bsolch
straffgeltb unnachläßlich zubezahlen schuldig sein
soll. |
9. Vom bettag und mittwochspredig
ιGleicher gestalt wöllen wir auch, das hinfüro die
mittwochspredigen und gewohnliche bettäg fleißi-
ger, dann bisher beschehen, besucht und uffs we-
nigst auß jedem hauß ein person in die kirch ge-
schickt werd, cund dasselb bey straff V blappartc,
inn sonderlicher betrachtung, das es bey disen ge-
genwertigen beschwärlichen zeiten zum höchsten
vonnöthen und der gerechte zorn Gottes, so uber
uns entbrandt, durch kein ander mittel dann mit
einem ernstlichen undd andächtigen, eiferigen und
hertzlichen gebeth außgelescht, uff- und abgehalten
werden kan.
d Fehlt in B.
26 Geschrei, s. FWb 6, Sp. 1703 (s.v. getäube).
27 Mit narrenheüßlin wird meist ein Käfig bezeichnet, in
dem Personen für leichte Vergehen zur Schau gestellt
werden (DRW 9, Sp. 1367f.). Nach Adam, Kirchenge-
schichte Elsaß, S. 402 diente in Münster zu diesem
Zweck ein vergitterter Raum außen am Rathaus.
28 Zusatz, Klausel, s. FWb 1, Sp. 1213f. und DRW 1,
Sp. 65f.
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