3. Ordnung für das Ehegericht 1577
unsere eherichter bey iren gewonlichen rathspflich-
ten17, so sie järlich under der Lauben18 offenlich
thun, gelaßen unnd mitt weitterm aydschwur nitt
beladen werden.
Gleichergestallt soll auch ein undervogt und statt-
schreiber bey irem jurament, so sie inn antrettung
irer ampter unnd dienst prestiernc19, verbleiben.
Darneben aber sollen sie, unsere eherichter, macht
haben, die partheyen und zeügen mitt gewonlichen
ayden zubeladen, wie dann dasselb an anderen ehe-
gerichten auch gebreüchig ist und zu zeitten die not-
turfft erfordern thutt. |105r|
IIII. Vom gerichtlichen proceß
Wie und welchermaßen aber hinfüro inn strittigen
ehehändlen procediert und vollfaren werden soll, da
setzen, ordnen und wöllen wir, weil biß daher nitt
allein inn ehe-, sonder auch in allen burgerlichen sa-
chen kein schrifftlicher proceß inn ubung geweßen,
sonder allein mundtlich und summarisch gehandlet
worden ist, das unsere verordnete eherichter bey sol-
chem alltem gebrauch und herkommen auch ver-
bleiben und keiner parthey schrifftlich zuhandlen
gestatten, sonder ir rechtliche notturfft allein
mundtlich fürzubringen anhallten unnd also, sovil
immer müglich, alle weittläuffigkeit abschneiden
und verhüetten sollen.
Und dieweil inn unserer lieben vorfaren unnd unse-
rer vor jaren, nemlich in anno etc. [15]55, 56, 70 und
75, uffgerichten, gemehrten und verbesserten kür-
chen ordnung, undern andernd lastern auch die
hurerey, ehebruch, kuplerey |105v | und heimliche
verlöbdnußen der künder ohne vorwissen und willen
c Gestr.: und.
d Erg. am Rand.
17 Amtseiden als Ratsherren, s. DRW 10, Sp. 957f.
18 Die Laube auf dem Münsterer Marktplatz diente zu-
gleich als Versammlungsort und als Kaufhaus. In der
Laube wurde der Gemeinde der neu eingesetzte Rat ver-
kündet; hier leisteten die Ratsherren dann auch ihren
Eid. Vgl. Einleitung, S. 340; Leser, Münstertal, S. 62.
der elltern oder derselben verordneten vögt ernstlich
verbotten20, so wöllen wir, das unsere verordnete
eherichter angeregte decrete unnd satzungen, alß die
dem wortt Gottes gemeß, vor augen haben unnd
sonderlich inn erkandtnus der vermeinten ehever-
pflichtung nach außweisung hey[liger] göttlicher
schrifft, der allten canonum, auch key[serlicher] ge-
schribnen rechten sich hallten, spreechen und ur-
theilen, auch nitt bald die heimliche verglübdnus
der künder ohn irer elltern oder vogt consens kreff-
tig erkennen, es weren dann dermassen umbständ
und christliche, ehrliche und bewegende ursachen
vorhanden, das die annulation oder vernichti-
gung21 der ehe den kündern und elltern mehr zu
nachtheil, schaden und verkleinerung dann zu vor-
theil oder nutzen gelangen thette.
Weil auch die ehesachen nitt schlechte22 und geringe
schritt, sonder fürtreffliche, wichtige und zum meh-
rentheil disputierliche händel sind, alß die nitt |106r|
allein das zeittlich, sonder das ewig mitt betreffen
thun, unnd der wegen inn allweg die notturfft erfor-
dern will, das dieselbige durch den richter fleißig be-
dacht und erwogen werden, so wöllen wir, das un-
sere verordnete eherichter mitt solchen strittigen
ehehändlen keins wegs eilen, sonder behuttsam
unnd mitt rath handlen, die partheyen inn iren für-
trägen ordenlich verhören, inquisition unnd erkun-
digung vornemmen unnd inn summa nichts, das
zuerfarung der warheitt fürstendig23 sein mag, un-
derlaßen sollen.
Damitt auch unsere verordnete eherichter der par-
theyen mundtliche fürtrag, kundtschafften, gegen-
und widerreden inn gedächtnus behallten, sich
derselben widerumb erinnern unnd den sachen inn
verfassung der urtheil desto besser nachdencken
19 Leisten, s. DRW 10, Sp. 1224 und Grimm, DWb 13,
Sp. 2076. Zum Eid des Stadtschreibers s. auch die Ein-
leitung, S. 340.
20 Nr. 2, S. 375f.
21 Auflösung, s. Grimm , DWb 25, Sp. 925.
22 Einfache.
23 Förderlich, s. Grimm, DWb 4, Sp. 852.
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unsere eherichter bey iren gewonlichen rathspflich-
ten17, so sie järlich under der Lauben18 offenlich
thun, gelaßen unnd mitt weitterm aydschwur nitt
beladen werden.
Gleichergestallt soll auch ein undervogt und statt-
schreiber bey irem jurament, so sie inn antrettung
irer ampter unnd dienst prestiernc19, verbleiben.
Darneben aber sollen sie, unsere eherichter, macht
haben, die partheyen und zeügen mitt gewonlichen
ayden zubeladen, wie dann dasselb an anderen ehe-
gerichten auch gebreüchig ist und zu zeitten die not-
turfft erfordern thutt. |105r|
IIII. Vom gerichtlichen proceß
Wie und welchermaßen aber hinfüro inn strittigen
ehehändlen procediert und vollfaren werden soll, da
setzen, ordnen und wöllen wir, weil biß daher nitt
allein inn ehe-, sonder auch in allen burgerlichen sa-
chen kein schrifftlicher proceß inn ubung geweßen,
sonder allein mundtlich und summarisch gehandlet
worden ist, das unsere verordnete eherichter bey sol-
chem alltem gebrauch und herkommen auch ver-
bleiben und keiner parthey schrifftlich zuhandlen
gestatten, sonder ir rechtliche notturfft allein
mundtlich fürzubringen anhallten unnd also, sovil
immer müglich, alle weittläuffigkeit abschneiden
und verhüetten sollen.
Und dieweil inn unserer lieben vorfaren unnd unse-
rer vor jaren, nemlich in anno etc. [15]55, 56, 70 und
75, uffgerichten, gemehrten und verbesserten kür-
chen ordnung, undern andernd lastern auch die
hurerey, ehebruch, kuplerey |105v | und heimliche
verlöbdnußen der künder ohne vorwissen und willen
c Gestr.: und.
d Erg. am Rand.
17 Amtseiden als Ratsherren, s. DRW 10, Sp. 957f.
18 Die Laube auf dem Münsterer Marktplatz diente zu-
gleich als Versammlungsort und als Kaufhaus. In der
Laube wurde der Gemeinde der neu eingesetzte Rat ver-
kündet; hier leisteten die Ratsherren dann auch ihren
Eid. Vgl. Einleitung, S. 340; Leser, Münstertal, S. 62.
der elltern oder derselben verordneten vögt ernstlich
verbotten20, so wöllen wir, das unsere verordnete
eherichter angeregte decrete unnd satzungen, alß die
dem wortt Gottes gemeß, vor augen haben unnd
sonderlich inn erkandtnus der vermeinten ehever-
pflichtung nach außweisung hey[liger] göttlicher
schrifft, der allten canonum, auch key[serlicher] ge-
schribnen rechten sich hallten, spreechen und ur-
theilen, auch nitt bald die heimliche verglübdnus
der künder ohn irer elltern oder vogt consens kreff-
tig erkennen, es weren dann dermassen umbständ
und christliche, ehrliche und bewegende ursachen
vorhanden, das die annulation oder vernichti-
gung21 der ehe den kündern und elltern mehr zu
nachtheil, schaden und verkleinerung dann zu vor-
theil oder nutzen gelangen thette.
Weil auch die ehesachen nitt schlechte22 und geringe
schritt, sonder fürtreffliche, wichtige und zum meh-
rentheil disputierliche händel sind, alß die nitt |106r|
allein das zeittlich, sonder das ewig mitt betreffen
thun, unnd der wegen inn allweg die notturfft erfor-
dern will, das dieselbige durch den richter fleißig be-
dacht und erwogen werden, so wöllen wir, das un-
sere verordnete eherichter mitt solchen strittigen
ehehändlen keins wegs eilen, sonder behuttsam
unnd mitt rath handlen, die partheyen inn iren für-
trägen ordenlich verhören, inquisition unnd erkun-
digung vornemmen unnd inn summa nichts, das
zuerfarung der warheitt fürstendig23 sein mag, un-
derlaßen sollen.
Damitt auch unsere verordnete eherichter der par-
theyen mundtliche fürtrag, kundtschafften, gegen-
und widerreden inn gedächtnus behallten, sich
derselben widerumb erinnern unnd den sachen inn
verfassung der urtheil desto besser nachdencken
19 Leisten, s. DRW 10, Sp. 1224 und Grimm, DWb 13,
Sp. 2076. Zum Eid des Stadtschreibers s. auch die Ein-
leitung, S. 340.
20 Nr. 2, S. 375f.
21 Auflösung, s. Grimm , DWb 25, Sp. 925.
22 Einfache.
23 Förderlich, s. Grimm, DWb 4, Sp. 852.
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