Münster im Münstertal
der kirchen, schulen noch sonst under der burger-
schafft im wenigsten etwas lehren oder disputieren.
Zum andern, weil in und bei den schulen vornemb-
lich dahin gesehen werden soll, das die liebe jugend
in unserer wahren christlichen religion recht under-
wiesen und zu aller gottseligkeit ufferzogen werde,
so sollen unsere beide schulmeister den catechis-
mum, wie derselb bis anhero in unsern kirchen ge-
lehrt worden ist11, fleißig treiben und mit allem
ernst dahin sehen, damit derselb in der schul von
den knaben außwendig gelernet und volgends in der
kirchen fein ordentlich und verstendtlich recitirt
und also auch | den alten und zuhörern bekant ge-
macht werde.
Furs dritt sollen auch beide schulmeister darob und
daran sein, das die knaben in der schulen ihr zeit wol
anlegen12 und dieselb nit mit mutwillen phantasie-
ren13, sonder mit der lehr, als lesen, schreiben und
rechnen, zubringen, sie die knaben auch in lateini-
scher und teutscher sprach, wie es von den eltern
begehrt wirt, getreülich underweisen und anfüh-
ren14, damit das schulgelt und anderer uncost nit
vergebenlich angewendet werde, sie auch mit der
zeit nit allein ihren elteren, sonder auch ihnen selbs
nutzlich sein könden.
Zum vierten sollen unsere beide schulmeister allhie
zu Münster und Mülbach under den knaben und
schulern, sovil ihnen immer menschlich und mög-
lich, beides15 in der kirchen und schulen gute zucht
und ordnung halten, besonders aber in der kirchen
c Hs.: schuler.
ratete. Carl blieb bis 1586 in Mühlbach; dann übernahm
er die Pfarrei in Malterdingen (Baden). Er starb um
1600. Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 760; Bopp, Protestan-
tische Pfarrer II, S. 87f.
10 Dietrich Eckard war zwischen 1575 und 1578 in Münster
tätig. Danach findet er Erwähnung als Pfarrer in Mun-
zenheim (1578-1583) und in Vogelsheim (1584-1612).
Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 1090
11 Münster benutzte den Kleinen Katechismus von Martin
Luther. Vgl. Ernst / Adam, Katechetische Geschich-
te, S. 254.
ihnen das schwetzen und andern mutwillen nit ge-
statten, sonder dasselb der gepür nach straffen, sie
auch darneben dahin weisen, das sie sich uff der
gaßen gegen der oberkeit, predigern und alten er-
barn leuthen, desgleichen auch gegen frembden per-
sohnen, mit abziehung der hüet und sonst züchtig
und ehrentbietig erzeigen, damit meniglich abnem-
men16 und spüren könde, das sie nit bei dem unver-
nunfftigen viehe, sonder der schulen aufferzogen
und zu aller gottseligkeit, zucht und erbarn wandel
underwiesen und gelehrt werden.
Zum funften sollen auch mehrbemelte unsere beide |
schulmeister ihre knaben und schuler mit dem ge-
sang getreülich informiren, die psalmen, fest- und
andere geistliche lieder, so sie nach gelegenheit der
zeit zu singen vorhabens, in der wochen, so offt es
sein kan, mit ihnen ubersingen17 und das gesang in
der kirchen, sovil immer möglich, also führen, diri-
giren und richten, das nit allein die schuler, sonder
auch das gemeine volck, mann und weibspersohnen,
mitsingen könden.
Zum sechsten sollen sie, die schulmeisterc, neben
jetz erzehlter verrichtung ihres ampts und schul-
diensts unserer beiden pfarrern allhie zu Münster
und Mühlbach nit allein in der administration der
heil[igen] sacramenten, tauff und abentmals, sambt
dem kinderbericht18, sonder, do es auch die notturfft
erfordert und die pfarrer mit leibsblödigkeit19 oder
anderen fürfallenden ehehafften geschäfften beladen
seind, mit predigen, eheeinsegnung und besuchung
der krancken die hand bieten und sich deßen keins
12 Nutzen, s. FWb 1, Sp. 1301.
13 Kurzweil treiben, s. Grimm, DWb 13, Sp. 1824.
14 Anleiten, s. FWb 1, Sp. 1116.
15 Sowohl [...] als auch, s. FWb 3, Sp. 880-882.
16 Erkennen, s. FWb 1, Sp. 261.
17 Probend durchsingen, s. Lexer 2, Sp. 1658 und
Grimm, DWb 23, Sp. 558.
18 Zum kirchlichen Unterricht der Kinder s. auch Nr. 2,
S. 373.
19 Krankheit, s. FWb 4, Sp. 636.
394
der kirchen, schulen noch sonst under der burger-
schafft im wenigsten etwas lehren oder disputieren.
Zum andern, weil in und bei den schulen vornemb-
lich dahin gesehen werden soll, das die liebe jugend
in unserer wahren christlichen religion recht under-
wiesen und zu aller gottseligkeit ufferzogen werde,
so sollen unsere beide schulmeister den catechis-
mum, wie derselb bis anhero in unsern kirchen ge-
lehrt worden ist11, fleißig treiben und mit allem
ernst dahin sehen, damit derselb in der schul von
den knaben außwendig gelernet und volgends in der
kirchen fein ordentlich und verstendtlich recitirt
und also auch | den alten und zuhörern bekant ge-
macht werde.
Furs dritt sollen auch beide schulmeister darob und
daran sein, das die knaben in der schulen ihr zeit wol
anlegen12 und dieselb nit mit mutwillen phantasie-
ren13, sonder mit der lehr, als lesen, schreiben und
rechnen, zubringen, sie die knaben auch in lateini-
scher und teutscher sprach, wie es von den eltern
begehrt wirt, getreülich underweisen und anfüh-
ren14, damit das schulgelt und anderer uncost nit
vergebenlich angewendet werde, sie auch mit der
zeit nit allein ihren elteren, sonder auch ihnen selbs
nutzlich sein könden.
Zum vierten sollen unsere beide schulmeister allhie
zu Münster und Mülbach under den knaben und
schulern, sovil ihnen immer menschlich und mög-
lich, beides15 in der kirchen und schulen gute zucht
und ordnung halten, besonders aber in der kirchen
c Hs.: schuler.
ratete. Carl blieb bis 1586 in Mühlbach; dann übernahm
er die Pfarrei in Malterdingen (Baden). Er starb um
1600. Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 760; Bopp, Protestan-
tische Pfarrer II, S. 87f.
10 Dietrich Eckard war zwischen 1575 und 1578 in Münster
tätig. Danach findet er Erwähnung als Pfarrer in Mun-
zenheim (1578-1583) und in Vogelsheim (1584-1612).
Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 1090
11 Münster benutzte den Kleinen Katechismus von Martin
Luther. Vgl. Ernst / Adam, Katechetische Geschich-
te, S. 254.
ihnen das schwetzen und andern mutwillen nit ge-
statten, sonder dasselb der gepür nach straffen, sie
auch darneben dahin weisen, das sie sich uff der
gaßen gegen der oberkeit, predigern und alten er-
barn leuthen, desgleichen auch gegen frembden per-
sohnen, mit abziehung der hüet und sonst züchtig
und ehrentbietig erzeigen, damit meniglich abnem-
men16 und spüren könde, das sie nit bei dem unver-
nunfftigen viehe, sonder der schulen aufferzogen
und zu aller gottseligkeit, zucht und erbarn wandel
underwiesen und gelehrt werden.
Zum funften sollen auch mehrbemelte unsere beide |
schulmeister ihre knaben und schuler mit dem ge-
sang getreülich informiren, die psalmen, fest- und
andere geistliche lieder, so sie nach gelegenheit der
zeit zu singen vorhabens, in der wochen, so offt es
sein kan, mit ihnen ubersingen17 und das gesang in
der kirchen, sovil immer möglich, also führen, diri-
giren und richten, das nit allein die schuler, sonder
auch das gemeine volck, mann und weibspersohnen,
mitsingen könden.
Zum sechsten sollen sie, die schulmeisterc, neben
jetz erzehlter verrichtung ihres ampts und schul-
diensts unserer beiden pfarrern allhie zu Münster
und Mühlbach nit allein in der administration der
heil[igen] sacramenten, tauff und abentmals, sambt
dem kinderbericht18, sonder, do es auch die notturfft
erfordert und die pfarrer mit leibsblödigkeit19 oder
anderen fürfallenden ehehafften geschäfften beladen
seind, mit predigen, eheeinsegnung und besuchung
der krancken die hand bieten und sich deßen keins
12 Nutzen, s. FWb 1, Sp. 1301.
13 Kurzweil treiben, s. Grimm, DWb 13, Sp. 1824.
14 Anleiten, s. FWb 1, Sp. 1116.
15 Sowohl [...] als auch, s. FWb 3, Sp. 880-882.
16 Erkennen, s. FWb 1, Sp. 261.
17 Probend durchsingen, s. Lexer 2, Sp. 1658 und
Grimm, DWb 23, Sp. 558.
18 Zum kirchlichen Unterricht der Kinder s. auch Nr. 2,
S. 373.
19 Krankheit, s. FWb 4, Sp. 636.
394