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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0415
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5. Ordnung für die Schulmeister 1578

wegs weigeren, wie wir dan deshalben verschiener
zeit zu der alten schulbesoldung allhie zu Münster
zweinzig gulden adtirt haben20, auch die schul zu
Mülbach vornemblich umb dieser ursach willen uff-
und angerichtet worden ist.
Es ist auch, zum siebenden, unser will und meinung,
das obberhürte zwen schulmeister ein sonder uffse-
hens21 uff unsere beide kirchendiener und pfarrer all-
hie zu Münster und Mülbach haben sollen. Und do
sie villeicht zu zeiten von ihnen ihrs ampts und be-
ruffs erinnert würden | oder aber sonst etwas zuver-
beßeren wüßten, so zu wolstand, nutz und auff-
erbawung in kirchen und schulen dienstlich, und zu
solchem vermahnet würden, so sollen sie, die schul-
meister, ihnen, den pfarrern, solches zu gut halten
und sich wider sie weder mit worten noch wercken
ufflehnen, sonder aller bescheidenheit und schuldi-
ger gehorsame befleißigen.
Zum achten, weil vilgedachte unsere beide schul-
meister nit allein in der schul, sonder auch, wie vor-
gemelt, zum kirchendienst gebraucht werden sollen
und müßen, so sollen sie auch ein solche kleidung
haben und tragen, die ihrem beruff in der kirchen
und schul, besonders aber in auspendung der hey[li-
gen] sacramenten und uff der cantzel, gemäß sey,
dabeneben22 sich auch sonst in eüßerlicher conver-
sation, wandel und leben, item bei den hochzeiten
und andern zusamenkunften oder gastereien23, dar-
zu sie beruffen und geladen werden, dermaßen er-
bar, bescheiden, mäßig und eingezogen24 verhalten,
das nit allein die liebe jugend, sonder auch der ge-
meine mann ein gut exempel haben und nemmen
könde.

d Gestr.: nutz und.
e Hs.: band.

20 Vgl. Nr. 1, S. 355f.
21 Respekt, Hochachtung, s. FWb 2, Sp. 693.
22 Daneben, s. FWb 5, Sp. 186.
23 Gastmählern, s. FWb 6, Sp. 151.

Als auch, zum neündten, bei allen wolbestelten ho-
hen und nideren schulen gebräuchig und in übung
ist, das dieselbige durch die oberkeit und ihre darzu
verordnete persohnen järlich zu etlich underschied-
lichen mahlen visitirt werden, und dan an solcher
visitation nit wenig, sonder vil gelegen, so wöllen
wir gleichsfalls die fürsehung und anordnung thun,
damit obbestimbte unsere | beide schulen allhie zu
Münster und Mülbach järlich viermal, als alle fron-
fasten, durch unsern burgermeister, so dasselbig
jahr das ampt tregt, item durch der pfarrer einem
sambt dem stattschreiber mit sonderm fleiß visitirt,
der schuler, schulmeister und knaben thun und
laßen, leben, wandel und gelegenheit25 eigentlich er-
lernet, das jenig, so zu uffnemmung26, fortpflant-
zung und wolstandd der schulen, nutz und wolfahrt
der jugend, auch zu guter disciplin, zucht und er-
barkeit fürstendig27, ins werck gerichtet, dargegen
aber alles, so [zu] zerrüttung und abnemmung der
schulen, auch versaumniß der jugend, reichen moch-
te, abgeschafft und verbeßert werde, denen dan sie,
unsere beide schulmeister, underwürfflich sein und
ihrem geheiß, bevelch und anordnung ohne alle ein-
und widerred gehorsamblich geleben28 und nachset-
zen sollen.
Letstlich und zum zehenden, wo sich villeicht zwi-
schen unsern burgern und den beiden schulmeistern
oder ihren einem, der knaben oder anderen ursach
halben, etwas irrung oder clag zutrüege und begebe,
item, das sie, die burger, mit bezahlung des schul-
gelts säumig weren, oder das sie, die schulmeister,
fur sich selbs beschwerden hetten, das sollen sie je-
derzeit ernannten unsern verordneten visitatorn an-
zeigen, welche ihnen dan hülffliche hande biethen,
den sachen durch füegliche mittel abhelffen oder
dasselb im fahl der nott an uns gelangen laßen sol-
len.

24 Zurückhaltend, s. Grimm, DWb 3, Sp. 355 (s.v. einzie-
hen 12).
25 Lage, s. FWb 6, Sp. 724-726.
26 Zum Gedeihen, s. FWb 2, Sp. 579f.
27Förderlich, s. Grimm, DWb 4, Sp. 852.
28 Folgen, s. FWb 6, Sp. 719.

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