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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0425
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Einleitung

Bistum Straßburg22. Von König Richard von Cornwall waren Kirche und Patronat 1262 den Johannitern
übertragen worden. Diese veräußerten aber 1535 alle Rechte an die Stadt Hagenau23.
Die Kirche St. Nikolaus (auch Altspital- oder Weißherrenkirche genannt) in der „Usserstadt“,
ursprünglich die Kirche des Alten Spitals, wurde 1208 vom Straßburger Bischof zur Pfarrkirche erhoben.
Im Jahr 1289 wurde mit der Errichtung des jetzigen gotischen Bauwerks begonnen, das man im Laufe des
15. Jh. dann nach Osten erweiterte. Die Pfarrei war im Besitz der Prämonstratenser (s. oben); von diesen
gelangte sie 1535 an die Stadt24.
Von den in der Stadt Hagenau gelegenen Klöstern25 war das 1222 gegründete Franziskanerkloster, einer
der frühesten Konvente des Ordens nördlich der Alpen, sicher das bedeutendste. Das an der Stadtmauer
gelegene Kloster beherbergte im Mittelalter ein Ordensstudium mit zeitweise 40 Studenten. Bei der Spal-
tung des Ordens 1517 schloß sich das Kloster der Gruppe der Konventualen an26. Als der Konvent 1546 nur
noch zwei Brüder und einen Novizen umfaßte, erwarb die Stadt die Klostergebäude. Der Kauf wurde vom
neuen Provinzial jedoch nicht anerkannt. 1565 übertrug der Rat das Kirchenschiff der evangelischen
Gemeinde für ihre Gottesdienste; der Chor blieb hingegen den Franziskanern vorbehalten. Nach der Beset-
zung der Stadt durch kaiserliche Truppen im Dreißigjährigen Krieg wurde die Franziskanerkirche am 26.
Oktober 1624 dem Orden wieder zugesprochen27.
Erst ein halbes Jahrhundert nach den Franziskanern ließen sich mit der Unterstützung Rudolfs von
Habsburg die Augustiner in der Stadt nieder. Nicht weit vom Augustinerkonvent entfernt entstand das
Kloster der Dominikaner, die aus Straßburg nach Hagenau gekommen waren. 1311 errichteten die Wilhel-
miten ihr Kloster in der Nähe des Kisselstegtores; als der Konvent 1617 bis auf einen Mönch ausgestorben
war, wurden die Klostergebäude den Jesuiten übertragen, von denen sie 1628 an die Kapuziner übergin-
gen28. Neben einem Reuerinnenkonvent, der 1310 von Straßburg aus gegründet worden war, gab es anschei-
nend bis zur Reformation keine weiteren, über einen längeren Zeitraum hin bestehenden Frauenklöster in
der Stadt29. Es finden jedoch zahlreiche Beginensammlungen in den Quellen Erwähnung30.
Mitte des 15. Jh. hatte der Magistrat alle Konvente der Stadt seiner Aufsicht unterstellt und ihre
Verwaltung einer Kommission, bestehend aus einem Ratsherrn, dem Pfleger und dem Schaffner des jewei-
ligen Klosters, übertragen31.

22 Vgl. die in AM Haguenau GG 249ff. überlieferten Rech-
nungen der Kirchenfabrik (l’Œuvre Saint-Georges)
sowie Hanauer, Protestantisme, S. 30-33.
23 Vgl. Jean-Paul Grasser / Antoine Daul / Théo-
dore Rieger, La paroisse Saint-Georges Haguenau.
Huit siècles d’histoire de l’église, Straßburg 1986.
24 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 430f.; Burg, Saint-Nicolas, passim.
20 Zu den alten Abteien Surburg und Selz sowie den im
Hagenauer Forst gegründeten Klöstern Walburg, Biblis-
heim, Neuburg, Königsbrück und Marienthai vgl.
Grasser / Traband, Ville impériale, S. 47-53.
26 Vgl. Alemania Franciscana antiqua 3 (1957), S. 154-156
und 160.
27 Ebd., S. 161-164.

28 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 431. Eine Karte zur Lage der Klöster findet sich in
Grasser / Traband, Ville impériale, S. 55.
29 Ein um 1280 gegründeter Klarissenkonvent ging bereits
Ende des 13. Jh. wieder unter; vgl. Alemania Francis-
cana antiqua 3 (1957), S. 175-177. Daneben bestand
noch nach 1371 bei der Katharinenkapelle eine von
Eschbach aus gegründete Reklusengemeinschaft; vgl.
Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 432.
30 Vgl. Alemania Franciscana antiqua 3 (1957), S. 178-187.
31 Vgl. die Auflistung der Kommissionen in Hanauer /
Klélé, Statutenbuch, S. 60 sowie Hanauer, Pro-
testantisme, S. 28f.

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